„Meine Rede“: Gelungener Abend mit dem Kabarettisten Bruno Jonas

Bruno Jonas steht auf der Bühne der Schulzentrum-Aula am Rednerpult. Foto: Mateo
Der deutsche Kabarettist Bruno Jonas ist erneut im Seesener Kulturforum zu Gast. Die Themen kommen aus der bayrischen Filterblase. Ein gelungener Abend mit musikalischer Einlage à la Johnny Cash.
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Goslar. Mit Bruno Jonas ist ein ganz Großer der deutschen Kabarettszene auf der Bühne der Aula am Schulzentrum, nicht zum ersten Mal ist er in Seesen. Die Veranstaltung trägt den Titel: „Meine Rede“, alternativ wäre „Ein Bayer in Niedersachsen“ denkbar.
Der Abend startet mit vier Zitaten: So hält Bruno Jonas es gern mit Graucho Marx: „What ever it is, I′m against it!“ Das war schon immer so und ist jetzt auch noch so. Außerdem unterstützt er Karl Lagerfelds: „Ich bin nur noch an meiner eigenen Meinung interessiert!“ Das dritte Zitat ist aus Musils „Der Mann ohne Eigenschaften“ und beschäftigt sich mit der Dummheit, die dem Talent zum Verwechseln ähnlich sähe. „Kabarett ist, wenn man trotzdem denkt.“ Ja, bitte!
Der politische Rundumschlag gegen die Ampel, Scholz, die Grünen und insbesondere Baerbock und Habeck verdeutlicht die topografische Herkunft des Kabarettisten. Das bayrische Wettern in bestimmten Bereichen sowie der Tanz ums Windrad kommen nur vereinzelt beim Publikum an.
Die Macht des Wortes führt durch den Abend: Klimafrage – Klimakrise – Klimakatastrophe. G‘scheite und depperte Deppen gilt es zu unterscheiden. Freiheit und Demokratie sind in Gefahr, außerdem wird die Bedeutung der Wahrheit von der Wirklichkeit eingeholt. Vieles für die Hirnwindungen wird ins Publikum geworfen, aber nicht alles angenommen. „Die Pointenangebote werden nicht so genutzt“, aber „Kabarett ist, wenn man trotzdem lacht.“
Daraufhin folgt der Hinweis auf die Rundumüberwachung der Veranstaltung, damit für alle das bestmögliche Programm herausgefiltert werden könne, dies erfolge über Kameras, die alle Reaktionen aufzeichnen, damit Jonas die Veranstaltung anpassen könne. Die Idee passt unzweifelhaft in die Zeit, Parallelen finden sich überall, aber passen nicht zu dem Künstler. Wenngleich nach der Pause die Lacherquote und der Publikumskonsens erheblich höher war. Er scheint die Parameter dann auf die norddeutsche Tiefebene angepasst zu haben, ganz ohne Überwachung und App.
Insgesamt beißt, meckert und zetert der Kabarettist nicht mehr mächtig, sondern bleibt an der Oberfläche, überlässt dem Publikum das Selbstdenken. Die musikalische Einlage im Country-Style à la Johnny Cash führt zu großem Applaus und beendet eine gelungene Veranstaltung des Kulturforums Seesen.