Ehemalige Bergwiesen bei Hohegeiß werden wieder zu Bergwiesen

Anna Nolte (li.) und Carolin Kluger vom Landschaftspflegeverband Goslar inspizieren die Arbeiten, die auf ehemaligen Bergwiesenstandorten bei Hohegeiß erfolgen. Foto: Privat
Abgestorbene Fichten weichen für blühende Bergwiesen: Das zumindest ist das Ziel eines gemeinsamen Projektes von Landschaftspflegeverband und Landkreis Goslar bei Hohegeiß. Nicht nur die Natur stellt die Verantwortlichen dabei vor Herausforderungen.
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Hohegeiß. Wo abgestorbene Fichtenbestände verschwinden, sollen wieder Bergwiesen erblühen: Der Landkreis und der Landschaftspflegeverband (LPV) Goslar sind aktuell dabei, auf einigen Flächen bei Hohegeiß das einst typische Oberharzer Landschaftsbild wiederherzustellen. Das heißt, frühere Bergwiesen werden wieder in Bergwiesen zurückverwandelt.
Finanziert wird das Projekt durch die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar aus Mitteln des sogenannten Ersatzgeldes, teilt die Pressestelle der Kreisverwaltung mit. Also Geld, das Bauherren zahlen, wenn deren Eingriffe in die Natur nicht durch eine tatsächliche Kompensation wie Baum- oder Heckenpflanzungen, ausgeglichen werden können.
Ökologisch wertvoll
Der Landkreis Goslar besitze mit den Oberharzer Bergwiesen einen Großteil des gesamten Bergwiesenvorkommens in Niedersachsen, erläutert Karl Könecke, Geschäftsführer des LPV Goslar. Es sei daher eine hohe Verantwortung, „diese ökologisch wertvollen Lebensraumtypen“ zu erhalten. „Bergwiesen sind Wiesen, die ab einer Höhenlage von ungefähr 400 Metern vorkommen und eine bestimmte Vegetationsausprägung besitzen“, erklärt Carolin Kluger, Projektmitarbeiterin des LPV. Sie können nur mittels angepasster Nutzung, wie extensiver Bewirtschaftung durch Mahd und Beweidung, erhalten werden.
Im Rahmen des Projektes, das von der Ökologischen Station Westharz betreut wird, werden abgestorbene Fichtenriegel entfernt, um ehemalige Bergwiesenbereiche freizulegen, erklärt Landkreis-Sprecherin Marieke Düber: Tote Fichten werden gerodet, die Stubben entfernt und anschließend das Mahdgut der angrenzenden Bergwiesen-Flächen übertragen, um so lebensraumtypische Arten zu etablieren.
An steilen Hängen
„Dank der guten Zusammenarbeit mit hiesigen Landwirten wird die Pflege der neu entwickelten Bergwiesen zukünftig mit in das vorhandene Konzept des Landkreises integriert“, sagt Anna Nolte, Projektmitarbeiterin der Ökologischen Station Westharz. Katrin Schirok, Leiterin der unteren Naturschutzbehörde, verweist zugleich auf den Doppel-Effekt der Maßnahmen: „Wir stellen die Pflege bestehender Bergwiesen sicher und vergrößern gleichzeitig die Fläche dieses wichtigen Lebensraumtyps.“ Und: Eigentümer der Grundstücke, die sich freiwillig an dem Projekt beteiligen, müssten sich um die abgestorbenen Bäume auf ihren Flächen nicht selbst kümmern.
Die teils steilen Standorte der alten Fichtenflächen sind für die Forstmaschinen durchaus eine Herausforderung, so dass die Arbeiten wohl noch ein paar Wochen andauern könnten, heißt es seitens der Behörde. Sobald die Flächen aber witterungsbedingt nasser würden, könnten sie von den schweren Maschinen nicht mehr befahren werden. Das Mahdgut soll kommendes Jahr übertragen werden. „Bis die Flächen so gut entwickelt und artenreich sind, wie ihre Nachbarflächen, kann es ein paar Jahre dauern“, so Anna Nolte.
Unbekannte Eigentümer
Aber auch die Besitzverhältnisse der historischen Bergwiesenflächen seien eine Herausforderung, schildern die Projekt-Verantwortlichen, die auf die Zustimmung der Eigentümer angewiesen sind. Aufgrund der Kleinparzellierung seien sie oft schwer auffindbar. „Nicht selten sind die Eigentümer schlichtweg unbekannt, fügt Karl Könecke an. Zum Teil wüssten sie selbst nichts davon, dass sie etwa durch Erbfolge kleine Flächen besitzen.