Erlebnistage: Auch geländegängige Rollstühle sind nachhaltig

Bei Erlebnistage Harz gibt es geländegängige Rollstühle für Ausflüge in die Natur wie Einrichtungsleiter Dirk Markert zeigt. Foto: Nationalpark
Nachhaltig sind für Erlebnistage Harz in Hohegeiß weniger Emissionen, weniger Belastungen für die Umwelt, aber auch weniger soziale Einschränkungen – also ein möglichst barrierefreier Zugang für alle Gäste, egal welche Bedürfnisse sie haben.
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Hohegeiß. Das Thema Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb stand im Mittelpunkt des Treffens der Harzer Nationalpark-Partner bei Erlebnistage Harz in Hohegeiß. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfuhren dabei aus erster Hand, welche Möglichkeiten, aber auch Hürden sich bei der Umstellung auf nachhaltiges Wirtschaften für touristische Gastgeber ergeben. Das hat jetzt der Nationalpark in einer Pressemitteilung geschrieben.
Der Gastgeber des Treffens, Dirk Markert, Einrichtungsleiter von Erlebnistage, gab mit Nachhaltigkeitsmanagerin und Nationalpark-Guide Sara Wegrzyk Anregungen und praktische Beispiele, wie in Betrieben nachhaltige Standards etabliert werden können. Dabei habe Erlebnistage Harz viele Fortschritte gemacht, wie Markert veranschaulichte und vorführte.
Besonders beeindruckt waren die Gäste von einem Filter für das Abwasser von Waschmaschinen, der Mikroplastik auffängt. Erstaunen rief nach Mitteilung der Nationalparkverwaltung die Tatsache hervor, dass Erlebnistage Harz die Küche fast vollständig auf vegane Lebensmittel umgestellt hat und dies laut Markert von den Gästen, darunter zu einem großen Teil Kinder, gut angenommen wird.
Weniger Einschränkungen
Eine Art Initialzündung für ihn sei ein früheres Partnertreffen gewesen, bei dem er Sara Wegrzyk kennenlernte, berichtete Markert. Es gehe darum, Handlungsfelder im Betrieb zu entdecken, in denen nachhaltiges Handeln im Alltag möglich sei, und zwar mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen. „Immer, wenn eine Entscheidung ansteht, prüfen wir, ob es nachhaltige Alternativen gibt“, erklärte der Einrichtungsleiter. Es gehe dabei um weniger Emissionen, weniger Belastungen für die Umwelt, aber auch um weniger soziale Einschränkungen, also einen möglichst barrierefreien Zugang für alle Gäste, egal welche Bedürfnisse sie haben. „Alle sollen in gleicher Weise an unserem Angebot teilhaben können“, betonte Markert.
Nachhaltigkeit beginne bei Erlebnistage Harz beispielsweise beim Einkaufen von regionalen oder ökologisch produzierten Lebensmitteln und der Verwendung von umweltschonenden Reinigungsmitteln. Es gehe weiter über den Verzicht auf Einweg-Verpackungen und Wegwerf-Verbrauchsartikeln und reicht bis ins Soziale und Aktionen der Inklusion. Es gebe in der Küche eine niedrige Arbeitsfläche, an der Kinder, kleine Menschen oder Menschen im Rollstuhl bei der Zubereitung der Mahlzeiten teilnehmen können. Die Duschen seien so konstruiert, dass sie den besonderen Bedürfnissen von Menschen mit einer autistischen Störung gerecht werden. Und die „Aktion Mensch“ habe die Anschaffung eines für den Transport von Rollstühlen geeigneten Kleinbusses ebenso gefördert wie geländegängige Rollstühle für Ausflüge in die Harzer Natur.
Gut isolierte Gebäude
Doch der Einrichtungsleiter räumt ein, dass nicht alles, was theoretisch möglich ist, auch verwirklicht werden könne. „Wir müssen auch Kompromisse eingehen“, erklärte er. Nachhaltigkeit sei nicht billig, und das Angebot des größten nicht-kommerziellen Anbieters von Klassenfahrten in Deutschland dürfe nicht zu teuer für die Gäste werden. Zudem würde es den Trägerverein der Einrichtung selbst finanziell überfordern, die alten Gebäude im großen Stil energetisch zu sanieren, betonte Dirk Markert. Wärmepumpen seien deshalb keine Option.
Einen weiteren Vortrag hielten Shyen und Hendrik Schmidt, die unter dem Namen Resina Arts außergewöhnliche Ferienwohnungen in Baumhäusern in Lerbach bei Osterode vermieten. Diese werden größtenteils mit Solarstrom versorgt. Überschüssige Energie werde zum Erwärmen des Warmwassers verwendet. Moderne und energiesparende Geräte sowie gut isolierte Gebäude sorgten dafür, dass der Energieverbrauch so gering wie möglich bleibe. Beim Bau und der Einrichtung sei auf ökologische Materialien Wert gelegt worden, wie beispielsweise Holz aus der Region sowie Holzfaser und Zellulose als Dämmstoff. Diese würden nicht nur zu einem angenehmen Raumklima beitragen, sondern auch die Umwelt schonen. Schmidt räumt ein, dass nachhaltiges Bauen aufwendig ist und deshalb teurer: „Man muss das aus Überzeugung machen.“

Shyen und Hendrik Schmidt von Resina Arts berichten in Hohegeiß, was im Bereich nachhaltiges Bauen und Wohnen möglich ist. Foto: Resina Arts