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Kultur- und Kreativpilot Deutschland

Google-Maps für Blinde: Goslarer für Auszeichnung nominiert

Infrastruktur abbilden: Die App soll blinden Personen den richtigen Weg weisen und auf Gefahren und Hindernisse hinweisen.

Infrastruktur abbilden: Die App soll blinden Personen den richtigen Weg weisen und auf Gefahren und Hindernisse hinweisen. Foto: Schlimme

Eine App, damit blinde Personen sich in fremden Städten zurechtfinden können: Michael Helmbrecht aus Goslar ist mit seiner App „Accessy“ für eine bundesweite Auszeichnung nominiert. Er hofft vor allem auf eine Förderung für sein Projekt.

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Von Hanna Schlimme
Samstag, 28.09.2024, 12:00 Uhr

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Goslar/Berlin. Bürgersteige, Fußgängerzonen, Zebrasteifen, Ampeln, oder Hinweise zum Verkehrsaufkommen auf einer Straße: Das alles soll in der App „Accessy“ auf einer Karte abgebildet werden und blinden Menschen sicher den Weg leiten. Der Goslarer Michael Helmbrecht arbeitet seit 2021 an dem Projekt und ist in diesem Jahr für die bundesweite Auszeichnung Kultur- und Kreativpilot Deutschland nominiert.

Helmbrecht arbeitet als freiberuflicher Digital Product Designer. Im Rahmen eines Projekts für den Nordhessischen Verkehrsfunk in Kassel hat er im Jahr 2019 eine Umfrage zur Barrierefreiheit von Haltestellen durchgeführt. Unter den Interview-Gesprächspartnern war eine blinde Studentin, die ursprünglich aus Marburg kommt. „Ich habe mich schon gewundert, dass sie zu dem Interview abgeholt werden wollte“, berichtet Helmbrecht beim GZ-Interview. Im Gespräch habe sich dann herausgestellt, dass die junge Studentin lediglich den Weg von der Universität zum Bahnhof kannte. „Die Geschichte hat mich nicht in Ruhe gelassen“, erinnert sich Helmbrecht.

2021 hat er sich mit „Accessy“ beim Prototype-Fund beworben, ein sechsmonatiges Förderprogramm für innovative Einzelpersonen. Dort stellte sich heraus, dass die Umsetzung „doch gar nicht so einfach ist“. Google-Maps beschreibt lediglich die Wege, egal ob man rechts oder links auf einer Straße geht. „Accessy“ soll aber die gesamte Infrastruktur mit Bürgersteigen, Zebrastreifen, Ampeln und anderen Hindernissen abbilden, um blinde Personen sicher zum Ziel zu leiten.

Drei Säulen

Die reibungslose Funktion der App setzt sich damit aus drei Säulen zusammen: Im Editor können vor allem Kommunen und Assistenzdienste die Wege und die Infrastruktur abbilden. Die Ausgabe funktioniert dann ebenfalls wie bei Google-Maps, nur dass neben der Distanz und dem Abbiegen auch die anderen Elemente angesagt werden. Die dritte Säule sei dann das Routing. Helmbrecht erklärt das an einem Beispiel: „Kommt man aus der Fischemäkerstraße auf den Marktplatz und möchte in die Worthstraße, hat man eine dreißigprozentige Chance, die Straße zu treffen, oder rechts oder links gegen eines der Gebäude zu laufen“. Während des Entwicklungsprozesses hatte Helmbrecht immer wieder Kontakt zu der Studentin, die er damals interviewt hat. „Sie ist begeistert von der Idee“, so Helmbrecht.

Wie es zu der Teilnahme an dem Kultur- und Kreativpilot Deutschland gekommen ist, kann Helmbrecht sich auch nicht so recht erklären: „Die haben mich angeschrieben, irgendjemand hat mein Projekt da angemeldet“. Insgesamt 32 Projekte werden ausgezeichnet und bekommen dann unterstützende Personen zur Seite gestellt. Einen Geldpreis gibt es nicht. Die Zukunft der App hängt allerdings von einer erneuten Förderung ab, erklärt Helmbrecht.

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