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„100 Boote – 100 Millionen Menschen“

Wolfshagen: Schüler wollen Segel der Solidarität setzen

Sechs Schülerinnen und Schüler der Marie-Juchacz-Schule gestalten ihr Boot (v.li.): Melissa Götze, Anton Kühne, Fabian Schott, John Brandt, Finn Bressel-Schmitt und Andrzej Stille. Fotos: Neddermeier

Sechs Schülerinnen und Schüler der Marie-Juchacz-Schule gestalten ihr Boot (v.li.): Melissa Götze, Anton Kühne, Fabian Schott, John Brandt, Finn Bressel-Schmitt und Andrzej Stille. Fotos: Neddermeier

Schüler der Marie-Juchacz-Schule aus Wolfshagen befassen sich mit der weltweiten Flüchtlingsproblematik und gestalten derzeit künstlerisch ein Boot aus Papier. Bis zur Bootstaufe am 27. Februar im Langelsheimer AWO-Ideenpark ist noch einiges zu tun.

Von Holger Neddermeier Dienstag, 23.01.2024, 06:00 Uhr

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Wolfshagen. Sechs Schüler der Marie-Juchacz-Schule Wolfshagen gestalten derzeit eines der Papier-Boote aus der bundesweiten Aktion „100 Boote – 100 Millionen Menschen“. Die Förderschule im Luftkurort ist eine Abteilung der Jugend- und Erziehungshilfen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Bezirksverband Braunschweig. Vor rund sechs Wochen ist das Flüchtlingsthema und speziell auch die prekäre Situation der vielen Menschen, die mit überladenen Booten über das Mittelmeer nach Europa wollen, im Unterricht thematisiert worden. „Im Moment befinden wir uns in einer ganz intensiven Phase“, sagt Fachpraxislehrer Detlef Möker, der mit Tischlermeister und Fachpraxislehrer David Hillebrecht im Langelsheimer Ideenpark der Marie-Juchacz-Schule das Projekt koordiniert und vorantreibt. „Es geht uns hier insgesamt um die Vermittlung von praktischen, handlungsorientierten Kompetenzen für Schüler ab der sechsten Klasse“, sagt Möker. Fünf Schüler und eine Schülerin mit handwerklichem Geschick und Sinn für das Künstlerische haben sich am Ende dafür „qualifiziert“, eines der 100 Flüchtlingsboote aus Papier zu gestalten.

Detlef Möker

Detlef Möker

Schüler arbeiten konzentriert

Die sechs Jugendlichen haben als Vorbereitung auf die Bootsaktion das Buch über einen Flüchtlingsjungen aus Afghanistan mit dem Titel „Bloß nicht weinen, Akbar“ gelesen. Akbar ist 16 Jahre alt, als er im Jahr 2009 kurz vor der dänischen Grenze als „unbegleiteter minderjähriger Flüchtling“ von der deutschen Polizei aufgegriffen wird. Zu diesem Zeitpunkt hat der Junge eine lange Reise hinter sich – ist bereits mit sieben Jahren mit der Familie aus Afghanistan geflohen. Heute lebt er in Deutschland und hat nach dem Realschulabschluss auch eine Lehrstelle gefunden. Eine Geschichte, die auch den Langelsheimer Schüler John Brandt nicht gänzlich unberührt gelassen hat. „Schon heftig, was die auf der Flucht alles erleben, und dass viele dabei sogar ums Leben kommen“, findet der 16-Jährige und bekommt dabei zustimmendes Nicken der Mitschüler. Auch Sozialpädagogin Janna Pietsch aus Wolfshagen, die die „Bootsaktion“ begleitet, zeigt sich recht beeindruckt von der konzentrierten Arbeit der Jugendlichen an „ihrem“ Boot.

Flüchtlingsrouten

Bis zur Bootstaufe am 27. Februar im Langelsheimer AWO-Ideenpark ist noch einiges zu tun. Auf der einen Seite des Faltbootes, das in Langelsheim vor Anker liegt, sieht man schon recht deutlich die Umrisse der westlichen und östlichen Mittelmeerländer und die Wasserflächen dazwischen. Auf der anderen Seite sind Fußabdrücke zu sehen, die die Flüchtlingsrouten über den Landweg sichtbar machen sollen. Mit der Abnahme von sechs Faltbooten hat sich der AWO-Bezirksverband Braunschweig an der Aktion „100 Boote – 100 Millionen Menschen“ beteiligt.

Die 13-jährige Melissa Götze mit einem der Fußabdrücke zur Flüchtlingsroute.

Die 13-jährige Melissa Götze mit einem der Fußabdrücke zur Flüchtlingsroute.

Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni werden dann alle bundesweit gestalteten Boote – zusammen mit den im vergangenen Jahr vor dem Braunschweiger Schloss überreichten Origami-Papierbooten – in Berlin auf dem Platz der Republik als politisches Zeichen der Solidarität mit Geflüchteten ausgestellt.

„Wir setzen die Segel für Solidarität mit über 100 Millionen Menschen, die sich weltweit auf der Flucht befinden“, sagt Rifat Fersahoglu-Weber, Vorstandsvorsitzender des AWO-Bezirksverbandes Braunschweig. Die rund fünf Meter langen Papierboote, inklusive des Bootes aus dem Nordharz, sollen als Gesamtkunstwerk ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit geflüchteten Menschen weltweit setzen.

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