Über den Siegeszug des Saxofons

Literarisches Konzert mit Andrea Freistein-Schade (mit Blumen), die in das Leben von Adolphe Sax einführt. Fotos: Privat
Im 19. Jahrhundert begann die Faszination für das Saxofon, damals ein neues Instrument. Erfinder war Adolphe Sax. Er selbst hat vom Siegeszug des Instruments nicht mehr profitiert. Ein literarisches Konzert im Goslarer Kreishaus erzählte die Story.
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Goslar. Zu einem „Literarischen Konzert“ hatte der Förderverein der Kreismusikschule Goslar ins Kreishaus geladen. In Zusammenarbeit mit Andrea Freistein-Schade und der Kreismusikschule Goslar gelang ein kleines literarisch-musikalisches Gesamtkunstwerk. Freistein-Schade hatte ähnliche Konzepte bereits zuvor mit großem Anklang umgesetzt.
Die Matinee war eine gelungene Hommage an das Saxofon und seinen Erfinder, Adolphe Sax. 18 Musikerinnen und Musiker aus den Saxofonklassen von Jarek Bartoszek und Inken Röhrs bildeten dabei den Konzertrahmen rund um den Vortrag der Autorin. Sie begeisterten mit solistischen Stücken und klanggewaltigen Ensembles.
Saxofon-Vielfalt
Mit großer Bandbreite und perfekter Intonation präsentierten sie die Vielfalt der Klanggestaltung und die dynamischen Möglichkeiten von Sopran-, Alt-, Tenor- und Baritonsaxofon. Die Ensembles glänzten im stetigen Wechsel der Soloimprovisationen. Hervorzuheben sind insbesondere die jüngeren Solistinnen und Solisten Oscar Quante, Merle Koch, Alissa Schelm und Lisa Rataj.
Mit dieser lebendigen Einbettung gelang es dem Publikum mühelos, die Faszination nachzuvollziehen, die im 19. Jahrhundert von dem neuartigen, damals geradezu revolutionären Klang des Saxofons ausging.
Andrea Freistein-Schade führte in der Ich-Perspektive und mit viel dramaturgischem Gespür das interessante Leben des Antoine Josephe Saxe, genannt Adolphe Sax, vor Augen. Das Publikum wurde zurückversetzt in die Zeit der beginnenden Industrialisierung im Europa des 19. Jahrhunderts.
Rasanter Wechsel

Saxofan-Konzert im Kreishaus, Kreismusikschule und Andrea Freisteiin-Schade
Multi-Instrumentalist Jarek Bartoszek trug durch seine musikalischen Klangbeispiele und gut platzierten Untermalungen maßgeblich zum Spannungsbogen des Vortrags bei. Insgesamt neun Blas- und Tasteninstrumente brachte Bartoszek kongenial und mitunter in rasantem Wechsel zur Geltung.
Freistein-Schade zeichnete eine lebendige Vorstellung von der leidenschaftlichen Kreativität dieses Musikers und Ingenieurs. Trotz schwierigster Verhältnisse gelang dem jungen Sax in Paris die Etablierung einer für die damalige Zeit sehr innovativen und überaus erfolgreichen Instrumentenbau-Manufaktur.
Sax wird sabotiert
Den wirtschaftlichen Durchbruch brachte die Zusammenlegung der vollständigen Produktionskette in Eigenherstellung aller Einzelteile mit dem Vertrieb der Instrumente sowie einem komplexen Marketingkonzept. Sax handelte sich durch Erfolg und Monopol große Widersacher in der Branche ein. Seine Konkurrenten verschworen sich und brachten ihn schließlich gezielt durch Sabotage und ausgeklügelte Manipulation zu Fall.
Den Siegeszug seines wunderbaren Instruments konnte er selbst, krank und verarmt, nicht mehr miterleben. Dieser erfolgte unaufhaltsam im Laufe des 20. Jahrhunderts mit neuen Musikstilen wie Jazz, Rock and Roll und Popmusik – Stile, die ebenso revolutionär waren wie ehemals das Saxofon zu seiner Entstehungszeit. Ein spannendes Stück Musikgeschichte, lebendig erzählt.