Strafgericht: Vorladung für Schwerdtner

Stadtbrandmeister Christian Hellmeier (v. li.) und Ortsbürgermeister Heinrich Wilgenbus lauschen den Worten von Strafrichter Rainer Sigwarth. Fotos: Epping
Er ist gefürchtet wie kein anderer im Kurort: Der Strafrichter Rainer Sigwarth ist für seine verhängten Geldbußen während des Schützenfestes berüchtigt, also hagelt es im Kurhaus beim Strafgericht reihenweise Geldstrafen und pädagogische Ratschläge.
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Milde kennt Sigwarth jedenfalls eher nicht.
Ein Dorn im Auge ist für den Strafrichter das Fernbleiben der Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner. Sie schickte ihren Vertreter, Bürgermeister Axel Siebe. Immerhin hat Schwerdtner laut Sigwarth die Stadtkasse Siebe zur „freien Verfügung gelassen, um sie im Saale zu verprassen“. Er blickte auf den Fensterstreit und natürlich auch auf die Kunstmeile zurück. Er lobte aber Schwerdtners Auftritt bei der diesjährigen Paul-Lincke-Ring-Verleihung an Johannes Oerding, die den Künstler sichtbar bewegt habe und in Erinnerung bleiben wird.
Mahnende Worte
Trotzdem gab es hinterher mahnende Worte: „Sie war noch nie hier, obwohl wir ja berufsverwandt sind, ich der Strafrichter, sie die Jugendrichterin.“ Sigwarth wird sich nun überlegen, Schwerdtner 2024 nicht mehr einzuladen, sonder vorzuladen: „Es wäre ein Mittel zur Wahl.“
Sigwarth begrüßte auch die neue Geschäftsführerin der Hahnenklee-Tourismus-Gesellschaft, Isabel Junior. Auch wenn er sich freue, dass endlich Ruhe im Kurort einkehre, stellte er in den Raum, dass die Lösung mit einem befristeten Vertrag Juniors bis Ende 2024 zumindest „diskutierbar und nicht die beste Lösung“ sei.
Zahlen musste Junior trotzdem, weil ein Familienmitglied des Öfteren bei Rewe von Sigwarth gesichtet wurde, wie es bei Einkäufen Plastiktaschen kauft, obwohl sicherlich viele zu Hause vorhanden seien. Reine Ressourcenverschwendung, urteilt der Strafrichter.

Auch Bürgermeister Axel Siebe wird zur Kasse gebeten.
Ortsrat muss zahlen
Auch Mitglieder des Ortsrates wurden zur Kasse gebeten. Sigwarth mahnte, dass der Kurpark mit seinen Gebäuden keinen guten Eindruck mehr hinterlässt und hofft, dass hier zeitnah mehr Bewegung reinkommt. Zudem ärgert es den Strafrichter, dass im Januar trotz Frosttemperaturen die Schneekanonen auf dem Bocksberg ausblieben: „Es guckten nur die grünen Halme raus. Viel zu warm ist es zum Beschneien, hörte man den Rataj (Chef des Erlebnisbocksberges) schreien.“
Vom Aufsichtsrat der Hahnenklee-Tourismus-Gesellschaft war bis auf Ortsbürgermeister Heinrich Wilgenbus „wie immer“, so Sigwarth, kein Mensch da. Gerne hätte er der Gästeschar die Vorsitzende Lydia Böttcher vorgestellt, die hätte auch die Werbetrommel rühren können: „Diese Chance ist nun vergeben, vielleicht können wir sie im nächsten Jahr hier erleben. Wir zählen dann das Strafgeld oben drauf. Denn Verjährung gibt es nicht – bisher haben wir noch jeden gekriegt.“
Eine Eilmeldung
Für die Privilegierte Schützengesellschaft Goslar hatte Sigwarth mehrere Tipps drauf, wie man neue Mitglieder gewinnen könnte, einer sorgte tatsächlich für die meisten Lacher im Saal: „Bewegen Sie die Gründungsmitglieder einfach mal, aus dem Verein auszutreten, das kann einiges bewirken.“
Auch die Hahnenkleer Schützen mussten natürlich zahlen. Sigwarth nahm auch hier den Altersdurchschnitt der Schützen zum Anlass, abzukassieren, erklärte aber auch, dass es durchaus Neuanmeldungen gebe. Und dann flatterte zum Schluss noch eine Eilmeldung ins Kurhaus rein, Sigwarths letzte Worte: „Die Oberbürgermeisterin ist mit einem Werkzeugkasten und Fahrradgaragen auf dem Paul-Lincke-Platz vor dem Denkmal gesehen worden.“ Strafgericht 2023 – alles mit Augenzwinkern.
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