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Vor der Liebenburger Fontheim-Klinik

Stolpersteine: Jugendliche polieren die Erinnerung auf

Okeraner Adolf-Grimme-Gesamtschüler reinigen die Stolpersteine und bringen sie wieder auf Hochglanz. Im Hintergrund unterhält sich Dr. Kurt Fontheim mit zwei weiteren Jugendlichen aus dem Wahlpflichtkursus.  Fotos: Gereke

Okeraner Adolf-Grimme-Gesamtschüler reinigen die Stolpersteine und bringen sie wieder auf Hochglanz. Im Hintergrund unterhält sich Dr. Kurt Fontheim mit zwei weiteren Jugendlichen aus dem Wahlpflichtkursus. Fotos: Gereke

„Erinnerung aufpolieren“ – unter diesem Motto stand am Montag der Besuch der Jugendlichen von der Okeraner Adolf-Grimme-Gesamtschule in Liebenburg. Die Schülerinnen und Schüler reinigten dort die vor der Fontheim-Klinik verlegten Stolpersteine.

Von Andreas Gereke Dienstag, 10.05.2022, 06:00 Uhr

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Liebenburg. Initiiert hatte diesen regionalen Putztag das Israel-Jacobson-Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte in Braunschweig. Dr. Kurt Fontheim, ehemaliger Geschäftsführer der Klinik, engagiert sich im Arbeitskreis Stolperstein-Initiative zwischen Harz und Heide und beteiligte sich mit dem Paten der Stolpersteine in Liebenburg Andreas Exner, pflegerische Leitung der Psychotherapieabteilung, an dieser Aktion. Die Stolpersteine waren in Jahr 2011 für neun psychisch kranke Frauen jüdischen Glaubens gelegt worden, die von den Nazis ermordet worden waren.

Nun ist die Erinnerung aufpoliert.

Nun ist die Erinnerung aufpoliert.

Die Adolf-Grimme-Gesamtschüler befassen sich im Rahmen ihres Wahlpflichtfachs Geschichte mit den „Schicksalen der jüdischer Familien zur Zeit des Nationalsozialismus in Goslar“. Auf dieses Projektthema kamen sie, weil sie einem Aufruf der Unesco zu 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefolgt waren. In Liebenburg setzten sich die Neuntklässler zum Thema Euthanasie, der gezielten Tötung geistig und körperlich behinderter Menschen durch die Nationalsozialisten, auseinander. Fontheim hat selbst zu diesem Thema Nachforschungen angestellt.

Psychische Erkrankungen waren einst als erblich bedingt angesehen worden und widersprachen dem Nazi-Wahn von der reinen Rasse. Die Gesetze zur Zwangssterilisation oder zum Verbot der Ehe unter Kranken waren die Folge. Alles gipfelte im Euthanasie-Programm. „Es brauchte nur zwei Sätze Hitlers, um alles in Gang zu setzen“, erzählte Fontheim. Tötungsanstalten entstanden, unter anderem eine in Brandenburg an der Havel, in die die Liebenburger Patienten deportiert wurden, um sie dort zu töten.

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