Sinfonieorchester der TU Clausthal liefert Gänsehautmoment

Das Sinfonieorchester der TU Clausthal präsentiert beim Abschlusskonzert Werke, die mit Bergen und Wipfeln zu tun haben. Foto: Neuendorf
Das Sinfonieorchester der TU Clausthal hat das Publikum an zwei Semesterabschlusskonzerten in seinen Bann gezogen. Die Instrumentalisten haben wunderbare Bergwelten präsentiert. Wer den Auftritt verpasst hat, muss jedoch nicht traurig sein.
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Clausthal-Zellerfeld. Zwischen vergnüglich, anspruchsvoll, beschwingt und ergreifend gestaltete das Sinfonieorchester der TU Clausthal zwei sehr gut besuchte Konzertabende in Osterode und in Clausthal-Zellerfeld. Der Titel „Bergwelten“ machte klar: Alle Werke der Abende hatten mit Bergen und Wipfeln, Bergleuten und Gruben zu tun – mehr oder weniger.
Dass auch die prachtvolle „Feuerwerksmusik“ von Händel bergisch ist, musste mit etwas Fantasie erschlossen werden – aber immerhin sind es ja die Bergleute, die beim Sprengen ein wahrlich krachendes Feuerwerk entfachen. Hier hatte das Orchester in Osterode aufgrund der Akustik der Jacobi-Kirche erst einige Schwierigkeiten mit dem Zusammenspiel, beim Heimspiel in Clausthal-Zellerfeld wurde das Stück ein strahlender und richtungsweisender Einstieg in den Abend. Auch der ebenso prachtvolle „Triumphmarsch“ aus Verdis Oper „Aida“ mit dem vorzüglich gestalteten berühmten Trompetenthema als Abschluss ist erst auf den zweiten Blick etwas Bergmännisches: Die netten Moderationen von Anna Godesberg und Katrin Kenzlers schafften den Bogen aber spielend. Ein Triumph ist es, einen Berg erklommen zu haben oder unter Tage einen Erzgang zu erschließen.
Anspruchsvolle Stücke
Das Bergige im Programm dazwischen war eindeutig – wenn auch musikalisch nicht immer, da anspruchsvoll-abstrakt. Das galt vor allem für die „Symphonische Harzwanderung“ von Ingo Laufs. Dieses Werk, im Jahr 2011 vom Orchester der TU uraufgeführt, zeigt eine sehr eigenwillige, ganz entfernt an Strawinsky erinnernde Tonsprache und stellt die Musiker vor echte rhythmische und technische Herausforderungen: in Osterode noch einen Tick besser, aber auch in Clausthal eine eindrucksvolle Leistung mit erstmaliger thematischer Erwähnung des Steigerliedes. Noch saßen die Zuhörer. Obwohl der Walzer „Aus den Bergen“ von Johann Strauss Sohn zum Mittanzen animierte. Sascha Davidovic am Pult, der während beider Konzerte das Orchester verständlich leitete, gab die Nuancen der einzelnen Elemente des komplexen Walzers an den Klangkörper weiter. Der setzte das genauso fein um – eine reife Leistung: Strausswalzer, egal ob vom Alten oder Jungen, haben es in sich.

Sascha Davidovic steht am Pult und gibt fein die Nuancen der einzelnen Elemente des komplexen Walzers an das Orchester weiter. Foto: Neuendorf
Nach der Pause wurde es mystisch: ob „Nacht auf dem Kahlen Berge“ von Modest Mussorgsky oder „Peer-Gynt-Suite“ von Edvard Grieg – Berge produzieren Fantasiegestalten, Hexen und Trolle. Einer kraftvollen und hochdynamischen Interpretation des bekannten Mussorgsky-Werkes folgte das wegen seines Bekanntheitsgrades und seiner vielen Vorzeichen heikelste Stück: Aber es breitete sich nach dem Toben auf dem Kahlen Berg tatsächlich milde Morgenstimmung aus, allerdings ging es dann erneut mit höllischer Temposteigerung in die „Halle des Bergkönigs“. Notwendige Abkühlung brachte der ruhige Fluss aus den Bergen aus der „Florida-Suite“ von Frederick Delius mit seinem elegischen Hauptthema, bis dann wie erwähnt der „Triumphmarsch“ von Giuseppe Verdi einen krönenden Abschluss bildete.
Nationalhymne des Oberharzes
Der langanhaltende stehende Applaus brachte – wie Anna Godesberg messerscharf schlussfolgerte – die Notwendigkeit einer Zugabe. Und die hatte den Gänsehautmoment des Abends zur Folge. Zu einer symphonischen Bearbeitung des Steigerlieds, das vom Publikum mitgesungen wurde, stand ganz nach Art des Oberharzes der größte Teil der Zuhörer auf. Das alte Bergmannslied hat eben den Charakter der Nationalhymne hier oben. Und sicher war es auch eine Verbeugung vor den Alten, die diese Stadt und diese Universität erfanden – und damit etwas mit eigenem Charakter und eigener Lebensqualität.
Wer das Konzert verpasst hat: Das gleiche Programm erklingt noch einmal, wenn im September ganz Clausthal-Zellerfeld Jubiläum feiert – am 5. September in der Marktkirche.