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Sonderausstellung „Normalzeit“

Seesener Museum lüftet das erste Kalenderwochenblatt

Der erste Bilderrahmen der Sonderausstellung „Normalzeit“ im Städtischen Museum ist gefüllt – mit dem Foto eines Tores. Museumsleiter Dirk Stroschein (re.) referiert zur Geschichte der Seesener Stadttore. Fotos: Gereke

Der erste Bilderrahmen der Sonderausstellung „Normalzeit“ im Städtischen Museum ist gefüllt – mit dem Foto eines Tores. Museumsleiter Dirk Stroschein (re.) referiert zur Geschichte der Seesener Stadttore. Fotos: Gereke

Die Sonderausstellung "Normalzeit" öffnet im Städtischen Museum Seesen ihre Pforten für die Besucher. Gleich zu Beginn gibt es Seesens Stadttore zu sehen. Die Ausstellung startet mit nahezu leeren Räumen unf füllt sich von Woche zu Woche zusehends.

Von Andreas Gereke Mittwoch, 02.11.2022, 09:00 Uhr

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Seesen. Das erste Kalenderblatt der neuen Sonderausstellung „Normalzeit“ im Städtischen Museum hängt. Es zeigt ein Tor – und welche Hintergedanken Museumsleiter Dirk Stroschein dabei hatte, präsentierte er gestern zur „Mittagspause im Museum“.

Das hölzerne Flügeltor, das das aktuelle Kalenderblatt zeigt, soll für die Seesener Stadttore stehen. Er griff damit das geflügelte Wort auf, dass Seesen „wieder ein Stadttor hat“, wie es zur Einweihung der Säulen und ihrer Torwirkung in der Straße „Am Markt“ hieß.

„Tore oder die Überreste der historischen Vorläufer lassen sich aber schon lange nicht mehr sehen“, referierte Stroschein. Sehusa bedeutet so viel wie Seehausen und war schon aufgrund seiner geografischen Lage mit Seen gut geschützt. Mit Verleihung der Stadtrechte 1428 erfolgte die Pflicht, sich städtisch zu bewehren.

Siegestor für Seesen

„Die Wehranlagen waren wohl vor allem Holzpalisaden auf den die Stadt umgebenden Wällen“, erzählte der Museumsleiter. Drei Stadttore gab es einst an den damaligen Handelsstraßen: Neustädter Tor in der Nähe des heutigen Glockenturms von St. Andreas, das Niedere Tor am St.-Vitus-Turm sowie das Rosenhagener Tor in Richtung Herrhausen. „Das heutige Stadttor liegt also inmitten des historischen Seesens“, so Stroschein.

Nachempfundene Stadttore gab es in den folgenden Jahrhunderten immer wieder. Zur 500-Jahr-Feier der Stadtrechte 1928 errichteten die Seesener eins am Bahnhof Richtung Poststraße – „es war der Weg, über den die meisten Besucher in die Stadt kamen“, weiß Stroschein. Auch zu den Sehusafesten werden Jahr für Jahre Stadttore als Kulisse aufgebaut, um an die Geschichte Seesens zu erinnern.

Übrigens sollte Seesen einst sogar ein Siegestor erhalten – so schwebte es mal dem Industriellen Fritz Züchner vor. Schmücken sollte es die Quadriga, gefertigt in der Wilhelmshütte Bornum, ausgestellt auf der Weltausstellung in Chicago 1893. Züchner hatte das Meisterwerk für das Tor erworben – allein es fehlte am Ende des Ersten Weltkriegs der Sieg. So kam die Quadriga aufs Dach der Züchner-Villa, wo sie bis zu ihrer Demontage bis vor einigen Jahren stand. Dort ließ es Fritz der Ältere während der Hochzeitsreise von Fritz dem Jüngeren platzieren, so Stroschein.

Leere Rahmen füllen sich

Die Sonderausstellung „Normalzeit“ nimmt sich in den kommenden Wochen vor, in 21 Kalenderwochenblättern bis zur Umstellung auf die Sommerzeit auf vermeintlich „normale“ Ereignisse, Themen und Personen in der Vergangenheit Seesens zurückzublicken und sie mit kleinen, meist unbekannten Geschichten in ihren zeitlichen Zusammenhängen zu beleuchten. Besonderheit: Die Ausstellung ist im Vorfeld nicht kuratorisch konzipiert, um die Ergebnisse der Zusammenstellung zu präsentieren. In diesem Fall startet die Ausstellung mit nahezu leeren Räumen und Rahmen und präsentiert sich „vollständig“ erst bei Abschluss.

Zur Sonderausstellung gehört auch ein „Vitrinen-Daumenkino“: Jede Woche kommt eine weitere historische Ansicht des Museums hinzu.

Zur Sonderausstellung gehört auch ein „Vitrinen-Daumenkino“: Jede Woche kommt eine weitere historische Ansicht des Museums hinzu.

Besucher können so den Aufbau der Ausstellung Woche für Woche mit der Vorstellung eines neuen Kalenderwochenblattes verfolgen und begleiten. Dazu wird jeweils dienstags um 12.30 Uhr zur „Mittagspause im Museum“ eingeladen.

Übrigens nannte sich Seesen früher Tor zum Harz – und mittlerweile Fenster zum Harz. „Vielleicht, weil man durch ein Tor nur hindurchfährt, während man an einem Fenster stehen bleibt, um hindurchzusehen“, stellte Stroschein eine Vermutung auf. Aber Fenster sind eine ganz andere Geschichte.

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