Zähl Pixel
Kaiserring statt Otto Fricke?

Neuer Namensvorschlag für Goslarer Bahnhofsvorplatz

Wie wird der Bahnhofsvorplatz in Zukunft heißen?  Foto: Roß

Wie wird der Bahnhofsvorplatz in Zukunft heißen? Foto: Roß

Wie soll der Bahnhofsvorplatz heißen: Die Stadt kommt jetzt mit einem neuen Vorschlag um die Ecke: Kaiserring-Platz. Doch es gab bereits emotionale Diskussionen um den Namen Otto Fricke. Was passiert nun?

Von Hendrik Roß Dienstag, 24.05.2022, 16:30 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Goslar. Mit jedem verlegten Pflasterstein rückt die Frage näher: Wie soll der Bahnhofsvorplatz in Zukunft heißen? Die Stadtverwaltung wagt sich nun mit einem Vorschlag aus der Deckung: Kaiserring-Platz. Aber halt: Was ist mit der Diskussion über einen gewissen Dr. Otto Fricke (1902 bis 1972)?

Länger als fünfeinhalb Jahre ist es jetzt her, dass die Stadt den damals noch komplett unsanierten Platz nach dem Ehrenbürger, CDU-Mitbegründer und einstigen Niedersächsischen Wirtschaftsminister benennen wollte. Die Goslarer Christdemokraten hatten sich bereits 2015 für den Otto-Fricke-Platz starkgemacht. Auch die Familie machte Druck. Doch es gab Zweifel – ein Gutachten des Historikers Dr. Peter Schyga sollte klären, welche Rolle der Ehrenbürger während der NS-Zeit in Goslar spielte. Bis heute ist umstritten, wie das Papier zu deuten ist. Die Stadtverwaltung und die CDU sahen im Oktober 2016 keine Probleme mit dem Namen Otto Fricke. Vom Verein „Spurensuche Harzregion“ – Schyga war zu dem Zeitpunkt Vorsitzender – kam jedoch prompt Kritik: Fricke sei zwar kein NSDAP-Mitglied, aber Fördermitglied der SS gewesen und habe die NS-Herrschaft genutzt, um ein „politisch-wirtschaftliches“ Netzwerk aufzubauen. Eine zusätzliche Würdigung in Form einer Platzbenennung sei fehl am Platz. Eine politische Mehrheit war nicht mehr zu bekommen. Vor allem Sohn Otto Fricke junior kämpft seitdem um das Vermächtnis seines Vaters.

Vorlage kassiert

Im Dezember 2016 kassierte die Verwaltung dann kurz vor der entscheidenden Ratssitzung den Fricke-Vorschlag. Danach war auch eine Straße auf dem wieder zum Leben erweckten Fliegerhorst im Gespräch, um den Namen des Ehrenbürgers zu tragen. Doch dazu kam es nicht. Stattdessen wurden die NS-Opfer Walter Krämer und Karl Peix dort gewürdigt, die beide vom Spurensuche-Verein auch für den Bahnhofsvorplatz vorgeschlagen wurden.

Nun ist der Platz bald fertig saniert und dann soll er auch einen Namen bekommen. In der neuen Vorlage mit dem Vorschlag Kaiserring-Platz, wird die gesamte Debatte um Otto Fricke mit keiner Zeile gewürdigt. Stattdessen gibt es ein Loblied für den renommierten Goslarer Kunstpreis: Mit Blick auf die Umgestaltung und die 1100-Jahr-Feier sei nun der „ideale Zeitpunkt“ diesen „repräsentativen Platz“ dem „international bedeutenden Kaiserring zu widmen“.

Warum der Name Fricke für die Verwaltung komplett vom Tisch ist, ließ sich gestern nicht klären. Aber ob das so einfach geht? Wie sich die Goslarer CDU dazu positioniert, ist unklar. „Die Diskussion in der Fraktion läuft noch“, sagt Norbert Schecke, Fraktionschef der CDU im Goslarer Rat.

Die Goslarsche Zeitung ist jetzt bei Telegram: Einfach den Kanal abonnieren und die neuesten Nachrichten erhalten. Hier geht es direkt zum Kanal!

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region

Weitere Themen