Mehrwertsteuer wieder rauf: Gastronom sieht Branche in Gefahr

Der Goslarer Gastronom Alexander Scharf (Mitte) spricht vor dem Brandenburger Tor und fordert: „Sieben Prozent auf Speisen müssen bleiben.“ Foto: Privat
Wird der Restaurant-Besuch bald deutlich teurer? Die Zeit der reduzierten Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie soll am 31. Dezember enden und wird nicht verlängert. Ein Goslarer Gastronom reist Donnerstag nach Berlin und glaubt an die Kehrtwende.
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Das haben die Fraktionen der regierenden Ampelkoalition in der vergangenen Woche in ihren Haushaltsverhandlungen entschieden. Damit steigt der Mehrwertsteuersatz ab 2024 wieder auf 19 Prozent.
Ein Goslarer Gastronom sieht einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont: Alexander Scharf, Chef von mehreren Restaurants in Goslar, will am Donnerstag höchstpersönlich nach Berlin reisen und ist guter Dinge, dass die Ampel-Regierung von ihren Plänen Abstand nimmt, die Mehrwertsteuer wieder zu erhöhen.
Bereits Anfang November war er mit einigen seiner Mitarbeiter in der Hauptstadt zu Gast und sprach bei einer Kundgebung vor dem Brandenburger Tor. Seine Forderung vor einigen Hundert Zuschauern: „Die sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen müssen unbedingt bleiben.“ Weitere Goslarer Gastronomen konnte Scharf allerdings damals nicht bewegen, mit in die Hauptstadt zu fahren. „Das ist sehr schade, aber auch ein wenig verständlich, weil viele gar nicht die Möglichkeiten haben, im laufenden Betrieb einfach mal in die Hauptstadt zu fahren.“
Zahlreiche Mistreiter
Scharfs Mitstreiter am Brandenburger Tor damals waren unter anderem die ehemalige CDU-Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, die Hauptgeschäftsführerin des Dehoga-Bundesverbands, Ingrid Hartges, Influencer Kemal Üres, zahlreiche Großgastronomen der Republik und wichtige Vertreter der Gastroverbände.
Was für Kosequenzen hat die Wiedereinführung der 19 Prozent? „Deutliche Preiserhöhungen oder Mengenreduzierungen, Speisen müssten neu kalkuliert werden, Speisekarten müssten neu gedruckt werden und auch die Personalsituation müsste wieder neu überdacht werden“, so Scharf. Die geplante Rückkehr zum vollen Steuersatz auf Speisen in der Gastronomie könnte in Niedersachsen laut Branchenverband Dehoga zur Schließung Hunderter Restaurants führen.
Zahlreiche Betriebe in Gefahr
„Wir stehen schlechter da als 2019“, warnte jüngst Rainer Balke, Hauptgeschäftsführer des niedersächsischen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), beim NDR. Während der Corona-Zeit seien bereits rund 3000 Gastgewerbe im Land verloren gegangen. Nun drohe bis zu 1000 weiteren Betrieben die Schließung, sagte Balke unter Berufung auf eine Umfrage unter den Unternehmen. Tausende Menschen könnten in der Folge ihren Job verlieren. „Es werden noch viel mehr Betriebe sein“, ergänzt Scharf.
Was hat es mit der erneuten Reise nach Berlin auf sich? „Da es sich um einen vorläufigen Beschluss der Regierung handelt und die mediale Berichterstattung sehr aufgeheizt ist, sehen wir eine Chance, das Ruder rumzureißen.“ In Berlin soll es am Donnerstag, laut Scharf, eine große Pressekonferenz mit prominenter Besetzung geben.