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Comics gegen Rechts

Liebenburger Schüler entwerfen Cartoons

Nils Oskamp vor einem seiner Plakate gegen die Identitäre Bewegung, die den Staat und die Demokratie in Frage stellt.

Nils Oskamp vor einem seiner Plakate gegen die Identitäre Bewegung, die den Staat und die Demokratie in Frage stellt.

Mit dem Projekt „Gemeinsam gegen Rechts“ ist die Oberschule am Schloss in Liebenburg in die Projektwoche gestartet. Unter Anleitung des Comic-Zeichners Nils Oskamp haben die Schüler Cartoons zu den Themen Extremismus und Diskriminierung  entworfen.

Von Holger Neddermeier Donnerstag, 23.03.2023, 05:56 Uhr

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Liebenburg. Anfang dieser Woche haben sich 15 Schüler der 8. bis 10. Klassen der Schule am Schloss mit den Themen Rechtsextremismus, Ausgrenzung und Diskriminierung – Vielfalt und Frauenrechten auseinander gesetzt. Und das in Form eines Angebots unter dem Titel „Cartoons gegen rechts“ mit dem deutschlandweit bekannten Buchautor und Grafiker Nils Oskamp.

Nach der Lesung des im Ruhrgebiet aufgewachsenen Autors am Montag entwarfen die Teilnehmer des Workshops eigene Cartoons zu den genannten gesellschaftspolitischen Themen. Oskamp zeigte sich durchaus angetan von den Ideen und Zeichnungen der Schüler. Das Projekt wird gefördert vom Bundesfamilienministerium im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Goslar.

Die Jugendlichen der Schule am Schloss lauschen an zwei Tagen den Ausführungen von Buchautor und Cartoonist Nils Oskamp.  Fotos: Neddermeier

Die Jugendlichen der Schule am Schloss lauschen an zwei Tagen den Ausführungen von Buchautor und Cartoonist Nils Oskamp. Fotos: Neddermeier

Sexistische Sprüche

„Die Unterschiede sind nur oberflächlich“, findet Schülerin Josy Rothenkamm und hat das mit ihren Klassenkameraden auch anschaulich bildlich in einer Zeichnung dargestellt. Die 16-Jährige besucht die 10. Klasse und macht sich aktuell viele Gedanken über die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Sie müsse sich öfter gegen dumme, teils sexistische Sprüche wehren, und wünscht sich mehr Gleichberechtigung. So geht das auch der 15-jährigen Schülerin Enisa Duljevic aus der neunten Klasse. Sie findet, dass Frauen psychisch als auch physisch ähnlich stark sind wie Männer. Nach dem Motto: „Unterschätze niemals die Kraft einer Frau.“ Mit Rassismus haben die Schülerinnen noch nicht so viel Erfahrung gemacht, finden es aber bedenklich, wenn politische Parteien sich radikalisieren.

Eine von Schülerinnen und Schülern entworfene Zeichnung zum Thema Vielfalt.

Eine von Schülerinnen und Schülern entworfene Zeichnung zum Thema Vielfalt.

Interessiert und teils erschreckt zeigten sich die Schüler von den Ausführungen Oskamps zu dessen Schulzeit an einer Dortmunder Realschule, wo dieser sogar Morddrohungen ausgesetzt war, wie er in seinem Graphic-Novel-Projekt „Drei Steine“ beschreibt. Als ein Mitschüler in der Schulklasse den Holocaust verleugnete und weitere Nazi-Parolen propagierte, habe er gesagt, „dass er nicht bei Trost ist“. Schon als 13-Jähriger habe er dem Mitschüler klar seine Meinung gesagt. Dadurch habe er sich zur Zielscheibe der örtlichen Neonazis gemacht, und ein regelrechter Kampf um das nackte Überleben habe eingesetzt. Nils Oskamp zeigt den Schülern in eindringlichen Bildern, wie die Lehrer und die Polizei die Bedrohung nicht ernst genommen hatten und auch die Familie die Gefahr nicht erkannte. Mehrfach wurde er von Neonazis krankenhausreif geschlagen. Die Spirale der Gewalt eskalierte und gipfelte sogar in zwei Mordanschlägen. Die jugendlichen Schläger der Neonazis wurden von „Alten Kameraden“ angeworben und indoktriniert. Und die damals etablierten Seilschaften seien, so Oskamp, weiterhin aktiv und würden mit dem rechtsextremen Terror, den sie verbreiten, heute noch Schlagzeilen machen. „Das Medium Comic ermöglicht der Jugend einen einfachen Zugang in das facettenreiche Thema Rechtsextremismus“, sagt Oskamp und solle dazu beitragen, auch junge Leute frühzeitig für die Gefahren rechter Gewalt und Ausgrenzung zu sensibilisieren.

Weitere Angebote sinnvoll

Auch Konrektorin Stephanie Gerecke zeigt sich beeindruckt von den Ausführungen des Buchautors und wie er das so heikle Thema den Schülerinnen und Schülern näher bringe. „Ich denke, dass wir weitere Projekte dieser Art an unserer Schule anbieten werden.“ Und das möglichst auch außerhalb der Projektwoche ohne Konkurrenzangebote. Die Ergebnisse des Schulprojektes und der anderen Themen der Projektwoche sollen am Freitagvormittag der Schulöffentlichkeit präsentiert werden.

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