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Mahnfeuer am Erdbeerfeld eingestellt

Landwirte fürchten Unterwanderung von Querdenkern

Mit Mahnfeuern am Erdbeerfeld in Jerstedt haben Landwirte aus der Region regelmäßig gegen die Politik der Ampelregierung demonstriert. Jetzt wurden die Termine abgesagt, weil Landwirte befürchten, von fragwürdigen Gruppen aus dem Raum Blankenburg unterwandert zu werden.  Foto: Privat

Mit Mahnfeuern am Erdbeerfeld in Jerstedt haben Landwirte aus der Region regelmäßig gegen die Politik der Ampelregierung demonstriert. Jetzt wurden die Termine abgesagt, weil Landwirte befürchten, von fragwürdigen Gruppen aus dem Raum Blankenburg unterwandert zu werden. Foto: Privat

Landwirte aus dem Kreis Goslar haben die Mahnwachen am Erdbeerfeld in Jerstedt eingestellt. Sie fürchten, von fragwürdigen Gruppen vereinnahmt zu werden. Die Demo am Mittwoch, die nach Jerstedt führte, war aber offenkundig unproblematisch.

Von Oliver Stade Freitag, 09.02.2024, 05:58 Uhr

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Jerstedt. Bauern aus dem Landkreis Goslar, die seit Januar mit Kolonnenfahrten und Mahnfeuern gegen die Ampelregierung demonstriert haben, befürchten, dass sie von zweifelhaften Gruppen unterwandert werden. Dabei soll es sich um Personen handeln, die rechtsextremen Kreisen, Verschwörungstheoretikern und der Reichsbürgerszene nahestehen.

Bei den Mahnfeuern am Erdbeerfeld in Jerstedt, zu denen sich Landwirte aus dem Landkreis Goslar mittwochs regelmäßig getroffen haben, seien zunehmend Demonstranten aus dem Raum Blankenburg dazugestoßen, berichtet ein Landwirt, der nicht namentlich genannt werden möchte, weil er fürchtet, angeprangert zu werden. Beim letzten Mahnfeuer vorigen Mittwoch hätten sich schon keine Landwirte mehr beteiligt, nun seien die symbolischen Feuer abgesagt worden.

Zwischenzeitlich habe sich eine Frau aus Blankenburg angeboten, Flugblätter zu produzieren und zu verteilen, um die Mahnfeuer zu bewerben. Damit sei auch in Blankenburger Gruppen, die regelmäßig in ihrer Stadt demonstrieren, und unter sogenannten Querdenkern geworben worden. Diese Gruppen hätten Bezug zu der Initiative „Blankenburg wach auf“, einer Initiative, die sich „Harzer Wölfe“ nennt, sowie der Siedlergruppe „Weda Elysia“ in Wienrode bei Blankenburg. „Weda Elysia“ ist eine vom Verfassungsschutz beobachtete und als völkisch eingestufte Gemeinschaft, die der Anastasia-Bewegung zugerechnet wird.

Widerstand und Kämpfer

Der Landwirt berichtet weiter, in den Chat-Gruppen bei Whats-App, in denen Verabredungen etwa für das Mahnfeuer bei Jerstedt getroffen wurden, seien immer mehr fragwürdige Äußerungen aufgetaucht. In einer Telegram-Gruppe „Blankenburg wach auf“ ist den Informationen zufolge vom „Widerstand“ die Rede. „Jeder einzelne Kämpfer“ sei wichtig. Die „Mainstream-Medien hätten die Menschen „gehirngewaschen“. Laut einer Ankündigung „Der Mutigen“, die freitags in Blankenburg demonstrieren, wendet sich die Gruppe unter anderem gegen die „Vergiftung unserer Luft (Chem-Trails)“, „Wirtschaftsflüchtlinge“, „Lügen-Medien und Zensur“ und die „Weltherrschaft durch Geldgeber“.

Von solchen Positionen wollen sich Landwirte aus dem Landkreis Goslar distanzieren. In einer Mitteilung heißt es, ihre Mahnfeuer hätten sich gegen „die Haushaltspolitik der Bundesregierung“ gerichtet, „die den Mittelstand und den ländlichen Raum“ überproportional belaste.

Um sich von Positionen abzugrenzen, wie sie von Teilnehmern der Blankenburger Demo vertreten werden, haben die Landwirte am Mittwoch ihr Erdbeerfeld gesperrt. Dort hätte sich eine Gruppe treffen wollen, heißt es, die mit einem Autokorso von Oker nach Jerstedt gefahren war und gegen die Ampelregierung demonstrierte. Um Anhänger völkischer oder rechtsnationaler Gruppen handelte es sich dem Augenschein nach aber nicht.

Ohne Blankenburger

Die Demonstranten kritisierten die Bundesregierung und die Medien. Sie stammen überwiegend aus dem Landkreis Goslar. Die Bauern befürchteten aber, dass sich viele Teilnehmer aus dem Kreis der Blankenburger Demonstranten beteiligen würden. Das war aber nicht der Fall. Eine Teilnehmerin meldete sich am Donnerstag in der Redaktion und betonte, mit Gruppen aus Blankenburg hätten die rund30 Teilnehmer der Kundgebung, die in etwa 20 Fahrzeugen von Oker nach Jerstedt fuhren, nichts zu tun gehabt.

Die friedlich verlaufende Demo war indes von einer Frau aus Hasselfelde angemeldet worden, die Kontakt zu den Blankenburger Demonstranten pflegt. Deren Ziele werden von den Landwirten nicht geteilt, die am Mittwoch das Erdbeerfeld in Jerstedt gesperrt hatten. Dazu hatten sie die Einfahrt mit Traktoren blockiert.

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