Landesbischof Meyns predigt am Reformationstag in Goslar

Goslars zentraler Reformationstags-Gottesdienst wird in ökumenischer Verbundenheit gefeiert (v.li.): Pfarrer Thomas Mogge, Pfarrer Ralph Beims, Bischof Dr. Christoph Meyns, Propst Thomas Gunkel, Ute Pötig und Annette Sprung-Reimann. Foto: Kempfer
Deutliche Worte fand Landesbischof Dr. Christoph Meyns am Reformationstag in Goslar, wo er die Predigt zum zentralen Gottesdienst beisteuerte. Angesichts des Kriegsgeschehens in der Ukraine und Israel betonte er die Bedeutung des Völkerrechts.
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Goslar. Stell Dir vor, es ist Reformationstag, und die Kirche ist voll. Wunschdenken? Keinesfalls. Stattdessen: Realität. In Zeiten von Krieg und Not suchen Menschen nach Antworten, vielleicht einem Schulterschluss. Landesbischof Dr. Christoph Meyns feierte den Reformationstags-Gottesdienst nicht in Braunschweig, er hatte sich dafür Goslar ausgesucht – die Marktkirche war weihnachtlich voll gefüllt.
Propst Thomas Gunkel begrüßte zur würdigen Feier „in ökumenischer Verbundenheit“ auch den katholischen Pfarrer Thomas Mogge, für den der Reformationstag eine wichtige Frage stellt, die überkonfessionell sei: „Wo bedürfen wir der Umkehr auf Gottes Weg zurück?“
„Re-Formation“ bedeute Erneuerung, sagte Gunkel, Wiederherstellung der ursprünglichen Form, was unweigerlich zu der Frage führt: „Was ist deformiert in der Welt?“ Die Antworten muss man in diesen Tagen nicht lange suchen. Und so standen Gottesdienst und Predigt des Landesbischofs im Zeichen von Krieg – und vor allem von Frieden.
Was dient dem Frieden?
„Was dient dem Frieden?“ Diese Frage stellte Pfarrer Ralph Beims in den Raum – und erinnerte an die Ursprünge des Christentums, das auf dem Judentum fuße. Bischof Meyns stellte als Teilantwort die Seligpreisungen des Evangelisten Matthäus in der Bergpredigt in den Mittelpunkt seiner Predigt, deren Kraft für ihn die Wirklichkeit verändern kann: „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Die evangelische Kirche könne mit ihrer „Hochschätzung der Bibel und ihrer Auslegung in unsere Zeit hinein“ helfen, den tiefen Spalt zwischen technischem und geistigem Fortschritt zu schließen, den schon Albert Schweitzer im Angesicht des Ersten Weltkriegs formuliert hatte. „Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die furchtbaren Massaker der Hamas in Israel haben uns einmal mehr gezeigt, dass diese tiefe Diskrepanz noch immer besteht“, sagte Meyns.
Stärkung des Völkerrechts
Wie aber als Christ der Gewalt begegnen? Schon Luther gab Antworten, unterschied Volk und Herrscher, die an das Recht gebunden seien, sonst sei ihnen das Volk nicht zur Gefolgschaft verpflichtet. Was bedeutet das heute? „Als Christen sind wir im Sinne der Seligpreisung aufgerufen, uns wo immer wir können für Frieden und Versöhnung einzusetzen“, sagte Meyns und nannte dafür positive Anti-Gewalt-Projekte der Gesellschaft. „Der Staat aber muss das Böse eindämmen und Rechtsbrüche bestrafen“, sagte Meyns – im Inneren mithilfe von Polizeigewalt und Justiz, nach außen mithilfe von Diplomatie, Wirtschaftssanktionen und Militär. Es gehe um die Stärkung des Völkerrechts, aber auch darum, Eskalation zu verhindern, die Zivilbevölkerung zu schützen und den Opfern beizustehen.
Der ganze Wortlaut der Predigt findet sich auf der Homepage der Landeskirche.