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Statt 14 jetzt 26 Kräfte

Kriseninterventions-Team im Kreis wird kräftig aufgestockt

Landrat Dr. Alexander Saipa (li.), Fachbereichsleiter Frank-Michael Kruckow (2. v. li.), Kriseninterventionsteam-Leiter Christian Lenz (2. v. re.) und Rettungsdienst-Mitarbeiter Daniel Müller (re.) mit den neuen Teammitgliedern (v. li.): Bernd Böhm, Catherine Koch, Maren Hoffmeister, Ulrich Schneider, Wibke Schur, Jens Necas-Niessner, Alexander Waturandang, Ilka Sielaff, Carina Jantke, Jaqueline Diercks, Bärbel Vieweg und Angelika Kleinert.  Foto: Landkreis Goslar

Landrat Dr. Alexander Saipa (li.), Fachbereichsleiter Frank-Michael Kruckow (2. v. li.), Kriseninterventionsteam-Leiter Christian Lenz (2. v. re.) und Rettungsdienst-Mitarbeiter Daniel Müller (re.) mit den neuen Teammitgliedern (v. li.): Bernd Böhm, Catherine Koch, Maren Hoffmeister, Ulrich Schneider, Wibke Schur, Jens Necas-Niessner, Alexander Waturandang, Ilka Sielaff, Carina Jantke, Jaqueline Diercks, Bärbel Vieweg und Angelika Kleinert. Foto: Landkreis Goslar

Das Team der Krisenintervention im Landkreis Goslar wird von 14 auf 26 kräftig aufgestockt, weil sich ausreichend ehrenamtliche Kräfte gefunden haben. Die Verstärkung ist auch notwendig: Die Zahl der Einsätze ist zuletzt deutlich gestiegen.

Von Oliver Stade Dienstag, 11.07.2023, 06:01 Uhr

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Goslar. Das 2014 gegründete Kriseninterventionsteam im Landkreis Goslar wurde deutlich verstärkt. Weil die Zahl der Einsätze in den vergangenen Jahren kräftig stieg, ist das Team auf frische Kräfte angewiesen. Die jetzt 26 Mitglieder rücken bei schweren Unfällen und anderen Schicksalsschlägen aus, um in Notfällen Seelsorge zu leisten.

Vor allem im vorigen Jahr mussten Einsatzkräfte im Landkreis Goslar zu vielen schweren Unfällen mit tödlichen Folgen ausrücken, die nicht nur für Angehörige, sondern auch für die Helfer von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst belastend waren.

Deutlich mehr Einsätze

Im Jahr seiner Gründung verzeichnete das Kriseninterventionsteam 76 Einsätze, im vorigen Jahr waren die Mitglieder bei 243 Einsätzen gefordert. Dieses Jahr wurden bereits 68 Notfälle registriert. Die Frauen und Männer rücken nicht nur bei schweren Unfällen, sondern auch nach Selbsttötungen aus, informieren Angehörige und stehen ihnen bei.

Das Team der Notfallseelsorger wird nun um zwölf ehrenamtliche Kräfte verstärkt. Sie haben vorige Woche ihre Urkunden erhalten, nachdem sie seit Januar in 86 Unterrichtseinheiten auf ihre Aufgabe vorbereitet wurden. Die ersten Einsätze absolvieren sie als Begleitung erfahrener Kräfte aus dem Team. Zu den neuen Mitgliedern des Kriseninterventionsteams gehört beispielsweise Catherine Koch, die 34-Jährige bringt aus ihrem Beruf als Pflegedienstleiterin bei Apocare in Bad Harzburg gute Voraussetzungen mit, sie sagt: „Wenn Patienten nachts ins Krankenhaus müssen und die Angehörigen in Sorge sind, muss ich ihnen beistehen.“ Zuvor habe sie in einer psychiatrischen Einrichtung gearbeitet. Sie kenne schwierige Situationen und wisse, wie wichtig es ist, zuhören zu können.

Vom Kriseninterventionsteam habe sie zufällig erfahren, über Facebook bekam sie Kontakt zu der Braunschweiger Gruppe. „Dann habe ich geschaut, ob es das auch hier gibt“, erklärt Catherine Koch.

Neu im Team ist außerdem Jaqueline Dierks, die 43-Jährige arbeitet in der Kreisverwaltung und leitet eine Fachgruppe im Jugendamt. Auf die Gruppe wurde sie aufmerksam, weil eine Landkreismitarbeiterin, die „zwei Flure weiter arbeitet“, sich im Team engagiert. Wenn diese mit ihrer lila Jacke, die die Mitglieder bei Einsätzen tragen, losging, „wurde ich immer neugierig“, sagt Jaqueline Dierks.

Vielfach engagiert

Sie habe sich ohnehin engagieren wollen, war früher in der Kirche ehrenamtlich tätig, und ihr Mann ist bei der Feuerwehr aktiv. „Ich war beeindruckt von der Arbeit“, berichtet Dierks über die Einsätze des Kriseninterventionsteams. „Das ist eine herausfordernde Arbeit, zu helfen, wenn Menschen Schicksalsschläge erlitten haben.“ Sie wolle „für Menschen da sein, die sich in einer schwierigen Situation befinden“.

Vorigen Dienstag hatten Jaqueline Dierks und Catherine Koch ihren letzten Unterricht, am Mittwoch erhielten sie ihre Zeugnisse. Jetzt kann es losgehen – wie bereits erwähnt zunächst allerdings in Begleitung erfahrener Kräfte.

Plötzlich abgesprungen

Die freuen sich unterdessen auf die Verstärkung, zumal sie im vorigen Jahr viele belastende Einsätze zu bewältigen hatten. Doch die Arbeit ist nicht jedermanns Sache. Ursprünglich hatten sich 33 Frauen und Männer für die Arbeit des Kriseninterventionsteams interessiert und wollten an dem Kursus teilnehmen, berichtete Teammitglied Thomas Exner im vorigen Jahr in einem Gespräch nach der Serie schwerer Unfälle. Von den 33 blieben aber nur 14 übrig. Die anderen waren nach ersten Gesprächen abgesprungen, weil sie sich die Arbeit nicht zutrauten.

 

Abrufbereit: Am Rande eines Einsatzes hält sich Thomas Exner vom Kriseninterventionsteam bereit. Archivfoto: Epping

Abrufbereit: Am Rande eines Einsatzes hält sich Thomas Exner vom Kriseninterventionsteam bereit. Archivfoto: Epping

Als die Urkunden überreicht wurden, sagte Christian Lenz, Leiter und Initiator des Teams: „Für die Aufgabe als Krisen- und Notfallseelsorger sind mentale Stärke und Reife wichtige Faktoren.“ Die Einsätze seien „meist sehr anspruchsvoll und persönlich fordernd“. Die Aufstockung bezeichnete er angesichts der zunehmenden schweren Unfälle als „erforderlich“.

Getragen wird das Team vom Landkreis und den Kreiswirtschaftsbetrieben. Landrat Dr. Alexander Saipa lobte das Engagement der ehrenamtlichen Kräfte als „wichtige Aufgabe“: „Was hier geschaffen wurde, ist ausgesprochen wertvoll und eine große Bereicherung für unseren Landkreis.“

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