Konzert zum Erntedank in Clausthaler Marktkirche

„Alles, was Odem hat…“: Die Ökumenische Kantorei Clausthal und das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode transportieren unter der Leitung von Arno Janssen Hoffnungsfrohes. Fotos: Potthast
Ein großes Konzert zum Erntedankfest erklingt in der Marktkirche in Clausthal: Die Ökumenische Kantorei, das Phiharmonische Kammerorchester Wernigerode und vier Solisten musizieren unter Leitung von Arno Janssen "Lobgesang"-Kompositionen - bekannte und weniger bekannte.
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Clausthal-Zellerfeld. Ein Marktkirchenschiff füllendes Loben und Danken umwogte am Freitagabend das Publikum des Chor- und Orchesterkonzerts zum Erntedankfest. Den Klang kreierten die Ökumenische Kantorei Clausthal, das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode sowie die Solisten Ralph Beims (Bass), Simon Jass (Tenor), Julia Fercho (Mezzosopran) und Stephanie Henke (Sopran) mit ihrem Dirigenten Arno Janssen, Kantor an der Marktkirche zum Heiligen Geist. Die Gäste lobten und dankten durch lang anhaltenden Applaus, einige von ihnen gar stehend.
Für die Aufführung ausgewählt waren Werke des Geschwisterpaares Fanny Hensel und Felix Mendelssohn Bartholdy: ihre „Lobgesang“-Kompositionen. Von Fanny Hensel zusätzlich das Stück „Hiob“. Dass es befremdlich wirken könne, ein Konzert mit Lobgesang zu veranstalten angesichts der Weltlage, wird aufgeworfen in dem Konzert-Begleitheft. Genauso wie der Verweis auf den Inhalt der Werktexte. In denen gehe es um ein Lob nach dem Überstehen einer Krise, nach dem Überwinden von Dunkelheit, respektive um die Hoffnung auf das heilsame Handeln Gottes während einer Zeit des Gefährdetseins.

Als Solisten bereichern (v.l.) Ralph Beims (Bass), Simon Jass (Tenor), Julia Fercho (Mezzosopran) und Stephanie Henke (Sopran) die Aufführung in der Marktkirche .
Worte, nach denen der Orgelprospekt einst gestaltet worden war
Lichtblicke ermöglichende Bezüge wurden damit aufgestellt. Es gab aber noch eine weitere Verknüpfung: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“ aus Psalm 150, sind die Worte, die Felix Mendelssohn-Bartholdy dem Chor zuordnete in seinem „Lobgesang“. Und es sind die Worte, nach denen der Orgelprospekt der Marktkirche einst gestaltet worden war. Womit die Verbindung zum Konzert-Anlass geschaffen ist: die Einweihung der neuen Goll-Orgel. Allerdings musste die besondere Feier auf den 27. November verlegt werden. Die musikalische Darbietung gab es dennoch am vergangenen Freitag – zwei Tage vor dem Erntedankfest, das wiederum thematisch an den „Lobgesang“ heranreicht.
Fein ist der von Fanny Hensel, feiner als der ihres Bruders. Sie führt sanft und leicht ein, Felix Mendelssohn-Bartholdy hingegen voluminös. Obgleich bei ihm Sanftheit und Leichtigkeit auch Einzug halten dürfen, sich aber immer wieder Kraftvolles zeigt. Behutsames Saiten-Zupfen und massiver Blechbläser-Einsatz, irgendwann übergehend zu fast schon Beschwingtem durch Streicher-Streichen und -Zupfen und Flöten-Säuseln.
„Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“
Mit Wucht kommen die Sängerinnen und Sänger dazu: Voller Orchesterklang und voller Chorklang legen sich hinter „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“. Grazil wird es mit Julia Fercho und Stephanie Henke, der Chor fügt sich ein und an. Von Hoffnung erzählen sie. Von Finsternis hingegen singt Tenor Simon Jass. Beängstigendes macht sich breit, befördert durch die Saiteninstrumente. Sie schaffen im weiteren Verlauf, innere Helligkeit aufkommen zu lassen und Zuversicht, verstärkt durch das Sopran-Solo „Die Nacht ist gegangen“. Getragen wird das Erwartungsfrohe vom Chor und kann sich steigern durch Schlagwerk, Blechblas- und Saiteninstrumente.
Verhaltener wird es zwischenzeitlich, Demut und Dankbarkeit aufwerfend. Sanfter Streicherklang geht zum Ende hin aber über in nachdrücklichen. Schnelles und kraftvolles Spiel des Orchesters nehmen akustisch Raum ein beim Schlusschor. Mit Blechbläser-Begleitung wird noch einmal „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“ in aller Deutlichkeit verkündet. Es endet ein dynamisches, ein eindrückliches, ein Hoffnung spendendes Konzert in Zeiten der Schwere.
Hintergrund:
Fanny Hensel – sie lebte von 1805 bis 1847 – soll insgesamt drei Werke über geistliche Texte innerhalb eines Jahres verfasst haben: das „Oratorium nach Bildern der Bibel“ sowie die Kantaten „Hiob“ und „Lobgesang“.
Felix Mendelssohn-Bartholdy – er war vier Jahre jünger als seine Schwester Fanny und starb im selben Jahr wie sie – soll seine Sinfonie-Kantate „Lobgesang“ zum Gutenbergfest 1840 komponiert haben, genauer zum 400. Jahrestag der Buchdruck-Erfindung.
Als Unterstützer des Erntedankkonzertes sind im Programmheft die Marktkirchengemeinde, die Landeskirche Hannover, der Verein zur Förderung der Ökumenischen Kantoreiarbeit in Clausthal sowie der Regionalverband Harz aufgeführt.