Kirsten Fuchs gewinnt Poetry Slam im Bündheimer Schloss

Applaus für die Siegerin im Dichterwettstreit: Kirsten Fuchs (zweite von rechts) freut sich über den ersten Platz und den Beifall von Julian Heun, Alina Spenger und Yannick Steinkellner (von links). Fotos: H. Weber
Vor vollem Haus im Bündheimer Schloss gewinnt Kirsten Fuchs den Poetry-Slam-Wettbewerb, der nach langer Corona-Pause wieder veranstaltet werden konnte. Das Publikum gab ihr nach Meinung der Jury den meisten Beifall und so bekam sie den Preis.
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Bad Harzburg. Es musste noch schnell nachbestuhlt werden am Samstagabend, weil an der Abendkasse dann doch mehr Andrang herrschte als vom Kulturklub erwartet. Aber sowohl den, als auch den Moderator des „VI. Slam im Schloss“, David Friedrich, freute natürlich der gut gefüllte Saal für diesen Wettbewerb, den Kirsten Fuchs gewann.
2016 wurde Poetry-Slam, der Dichterwettstreit, auf die Liste des immateriellen Unesco-Kulturerbes in Deutschland gesetzt. Dabei sind keine Requisiten oder Verkleidung erlaubt und nur eigene Texte dürfen vorgetragen werden. 2017 gab es die erste Auflage des Slammer-Contests im Bündheimer Schloss. David Friedrich, selbst vielfach ausgezeichneter Poetry-Slammer, führt seither durch den Abend.
Schnelles Gedicht
Neben den vier Künstlerinnen und Künstlern, die wortgewandt gegeneinander antraten, war auch Kabarettist und Liedermacher Tilman Birr für ein paar Lieder dabei. Ehe Julian Heun, Alina Sprenger, Yannick Steinkellner und Kirsten Fuchs loslegen konnten, musste natürlich erst einmal eine Jury gefunden werden, die wie gehabt aus Menschen aus dem Publikum bestand. Sieben Leute unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Profession durften Wertungen von 1 bis 10 vergeben, der Rest der Anwesenden kommentierte diese Wertungen mit entsprechendem Applaus, eine interaktive Sache also, so ein Wettstreit.
Julian Heun mit seinem wortreichen und schnellen Gedicht vom Lebensfreudeausbremser Lassman, der zu allem meint „das muss doch nicht, lass man“ und der Geschichte vom Spaß suchenden Alien, durch dessen Augen man die eigene Welt mal ganz anders sieht, schnitt punktemäßig gut ab. Aber sowohl er, als auch Slammer-Kollege Yannick Steinkellner mit einem Faible für riesige Schaufelradbagger und seinem gedichteten Weltuntergangsszenario schafften es nicht, sich gegen ihre beiden Kontrahentinnen, Alina Sprenger und Dagmar Fuchs durchzusetzen.
Sprenger punktete zunächst mit ihrem berührenden und sehr persönlichen Einblick in den Alltag als Krankenschwester, was sie von Haus aus ist. Im Finale machte sie den Zuschauerinnen und Zuschauern mit einem Text über das Kochen als Entspannung, und was auch immer jeder und jede Einzelne zwischen den Zeilen heraushören wollte, den Mund wässrig. Doch egal ob Kochen oder anderes, ihre Message für alle Frauen im Saal war: Du darfst Lust haben auf Essen und so und musst dabei nicht schön sein und so.
Kirsten Fuchs hatte das Publikum mit ihrem Text über die Unmöglichkeit eine coole Teenagermutter zu sein, schon gut unterhalten und es dann mit ihrer Meinung über Selbstbefriedigung mal so richtig überzeugt. Da werde viel zu wenig drüber geredet, stattdessen ewig Hygge, Duftkerzen und Achtsamkeit empfohlen.
Eine Flasche Whisky
Im Finale gegen Alina Sprenger ging es bei Fuchs dann darum, ob Männer und Frauen wirklich nicht zusammenpassen. Natürlich täten sie das, meinte die Künstlerin, es müssten nur einfach Kompromisse gefunden werden in Beziehungen. Wer von den beiden Damen den Slam-Pokal in Form einer recht guten Flasche Whisky entgegennehmen durfte, lag dann nicht mehr bei der siebenköpfigen Jury, sondern in den Händen, Füßen und Mündern des gesamten Publikums, das ihre Favoritin zum Sieg jubeln musste, was in den Augen von David Friedrich und Tilman Birr recht eindeutig geschah.
Kirsten Fuchs, die einst ihr Germanistikstudium abbrach, um Tischlerin zu werden, einen Orgasmus vor dem Aufbau eines Ikea-Möbels für ratsam hält, das Konzept von „niedlich“ abschaffen und Waffen, die Opfer und Schützen immer gleichzeitig treffen, einführen möchte, trug am Samstag den Sieg davon.

Alina Spenger weiß, was Pflege bedeutet und entspannt gerne beim Kochen und so.

Julian Heun lässt sich ab jetzt keine schönen Momente mehr entgehen.