Jordanischer König ehrt Goslarer Religionspädagogen

Ehrung in der jordanischen Botschaft in London (v.li.): Henrike Lähnemann, Johannes Lähnemann, Thea Gomelauri und Botschafter S.E. Manar M. Dabbas. Foto: Privat
Ob Friedens- oder Wissenschaftspreis, der Goslarer Religionspädagoge Prof. Dr. Johannes Lähnemann hat sie schon bekommen, sogar das Bundesverdienstkreuz. In London erhielt er jetzt den „Interfaith Award“ von König Abdullah II. von Jordanien.
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Goslar/London. „Das war eine große Überraschung für mich“, sagt Lähnemann, und daraus folgt auch noch einiges – in Oxford wird künftig eine jährliche Vorlesung mit seinem Namen verbunden sein, die „Annual Johannes Lähnemann Interface Educational Lecture“. Im Kern geht es um den Dialog der Religionen zum Ziel der Friedensstiftung auf der Welt. Viele Menschen, Gruppen und Organisationen bemühen sich darum.
Frieden ist das Ziel
Dass die Friedenskräfte, die in allen Religionen vorhanden seien, gestärkt werden müssen, ist die Überzeugung von Johannes Lähnemann. Darum hat er sich als Religionspädagoge jahrzehntelang bemüht, besonders als Vorsitzender der Ständigen Kommission für Friedenserziehung der internationalen Bewegung „Religions for Peace“. Mit ihr hat er interreligiöse Friedensprojekte dokumentiert und miteinander in Austausch gebracht. Seine Ämter gibt der 82-Jährige nach und nach ab, sein Engagement dafür noch lange nicht auf. Die These von Professor Hans Küng „Kein Weltfriede ohne Religionsfriede“ schließt für ihn ein: „Kein Friede unter den Nationen und Religionen ohne interreligiöse Bildung und Friedenserziehung.“
Die Hassausbrüche nach dem Hamas-Terror gegen Israel und den Gegenangriffen der israelischen Armee, unter denen die Bevölkerung des Gaza-Streifens leidet, haben es laut Lähnemann schlaglichtartig deutlich gemacht: Die Friedensarbeit sei weltweit herausgefordert und dringend wie seit langem nicht. Antisemitismus zeige erneut sein hässliches Gesicht; gleichzeitig werde Islamfeindlichkeit von rechten Gruppen bewusst geschürt. Lähnemann sieht das mit Sorge vor weiterer Spaltung, sein Herz schmerzt. „Das nimmt einem die Kräfte, die eigentlich auf die Bewahrung der Schöpfung ausgerichtet sein müssten“, sagte er im Gespräch mit der GZ. Das lähme, das zerreiße.
Der Vortrag, den er Anfang des Jahres beim Oxford Interfaith Forum, dem Interreligiösen Forum Oxford, online hielt – mit einer Teilnehmerschaft von Jerusalem bis Los Angeles – wurde bei der international und interreligiös renommiert besetzten Jury für den „Interfaith Award“, den König Abdullah II. von Jordanien gestiftet hat, eingereicht. Der Preis wird jährlich anlässlich der von den Vereinten Nationen initiierten „World Interfaith Harmony Week“ vergeben. Aus den 120 Anträgen wurde das Oxford Interfaith Forum mit seiner Direktorin Dr. Thea Gomelauri vor allem aufgrund dieses Vortrags für einen der drei diesjährigen Preise ausgewählt.
Treffen in der Botschaft
„Es hat lange gedauert, bis es zu einem gemeinsamen Termin kam“, erklärt Lähnemann, der jetzt mit seiner Frau Sabine nach London reiste. Dort trafen sie Tochter Henrike, die in Oxford Professorin für mittelalterliche Sprache und Literatur ist und die Arbeit des Forums aktiv unterstützt. Gemeinsam mit Dr. Gomelauri waren sie in die jordanische Botschaft eingeladen.
Der Botschafter, Seine Eminenz Manar M. Dabbas, würdigte die internationale Arbeit von Professor Lähnemann, bei der es auch zum jordanischen Königshaus, das sich seit Jahrzehnten um Friedensinitiativen im Nahen Osten bemüht, immer wieder Kontakte gegeben habe. Alle Beteiligten unterstrichen, dass die interreligiöse Friedenserziehung intensiviert weitergehen müsse.
Aus Lähnemanns Vortrag entsteht jetzt ein Buch. These und Tenor? „Kein Frieden ohne Begegnung und Kenntnis voneinander.“ Es sei wichtig, gegen alle Verdummungstendenzen von populistischer Seite her anzuarbeiten, sagt Lähnemann.