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Steinway-Festival

Jazz in der Goslarer Kaiserpfalz mit NDR-Bigband und Omar Sosa

Eine Formation voller Teamplayer und Solisten: Die NDR-Bigband in der Goslarer Kaiserpfalz.  Fotos: Hartmann/Gleisbergs

Eine Formation voller Teamplayer und Solisten: Die NDR-Bigband in der Goslarer Kaiserpfalz. Fotos: Hartmann/Gleisbergs

Ein rauschendes Finale für das Steinway-Festival: Rund 200 Musik-Fans feierten in der Goslarer Kaiserpfalz die NDR-Bigband und den afro-kubanischen Jazz-Pianisten Omar Sosa. Zum Abschluss des Konzerts gab es Standing Ovations.

Von Petra Hartmann Dienstag, 06.09.2022, 08:30 Uhr

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Goslar. Voller Bigband-Sound brachte am Sonntagabend die Kaiserpfalz zum Beben. Zum Abschluss des Steinway-Festivals strömten rund 200 Jazz-Fans in den altehrwürdigen Palast, um die NDR-Bigband zu erleben. Und einen besonderen Gast: den Jazz-Pianisten Omar Sosa, der mit afro-kubanischen Rhythmen die norddeutsche Blechbläser-Formation zu immer wilderen Wirbeln und Höhenflügen mitriss.

Omar Sosa, ein weißgewandeter Wirbelwind und rasender Derwisch am Klavier, scheint förmlich nur aus Jazz-Feeling zu bestehen. Keine Sekunde kann der Mann mit der DJ-Ötzi-Mütze und dem verzückten Grinsen eines glücklichen Mephistopheles still sitzen hinter seinem Steinway-Flügel. Er springt auf, lässt sich fallen, Oberschenkel und Füße vibrieren, Hände fliegen. Zuletzt klatscht er sogar mit weit ausholenden Schwüngen mit den Handtellern auf die Tasten, immer wieder, großzügig und nachlässig – und es klingt und swingt immer noch.

Ein Solo für jeden Musiker

Dazu eine Bigband, die den Jazz förmlich im Blut zu haben scheint. Jeder einzelne Musiker selbst ein Vollblut-Solist, wie die Formation im Verlauf des gut zweieinhalbstündigen Konzerts eindrucksvoll unter Beweis stellt. Jeder Einzelne hat ausreichend Gelegenheit, sich mit einem eigenen Solo und ausgedehnten Improvisationen vorzustellen. Und die Klangweite ist riesig. Von Klarinettentönen und der dunklen Tuba, von klaren Posaunen- und Trompetensoli bis hin zum hellsten Saxofonklang, der sich zu den Höhen eines bis aufs äußerste gequälten Keilriemens hinaufschreit.

Omar Sosa im Duett mit Drummer Ernesto Simpson

Ein besonderes Duett gab es zu Beginn der zweiten Halbzeit, als Sosa zusammen mit dem ebenfalls afro-kubanischen Jazz-Wizzard am Schlagzeug, Ernesto Simpson, allein auf der Bühne loslegte. Beide sind bereits seit ihrer Kindheit befreundet und haben schon mehr als 50 Songs miteinander aufgenommen, wie Sosa mit seinem heiser-rauchigen Havanna-Englisch ins Mikrofon krächzte. Was der Drummer im Dialog mit dem Pianisten aus seinem Instrument an Rascheln, Regnen, Scheppern, Ticken und Wummern herausholte, war so vielstimmig und voller Überraschungen, dass man oft kaum glauben konnte, dass da nur ein einziger Musiker mit seinem Schlagzeug zauberte.

Zurückhaltender Dirigent Geir Lysne

Zurückhaltend geleitet wurde das Spiel der Bigband von Geir Lysne. Der Dirigent gab den Musikern viel Freiräume für ihre Improvisationen, stand oft beobachtend und still an den Pfeiler der Bühne gelehnt und trat erst dann wieder in Aktion, wenn es galt, das Orchester wieder zusammenzuführen oder neue Phasen des Konzerts einzuleiten.

Und wer geglaubt hatte, als Zuschauer einfach nur untätig und zurückgelehnt das Konzert auf sich wirken zu lassen, lag weit daneben. Wenn Omar Sosa dazu auffordert, immer wieder „Cha-cha-cha“ zu singen, dann gibt es kein Abseits-Sitzen. Nach und nach zog er auch den passivsten Zuhörer mit hinein in den sich tranceartig ausweitenden Chorus, weiter und immer weiter in endlosen Wiederholungen.

Mit Standing Ovations und nicht enden wollendem Klatschen zeigte das Publikum seine Begeisterung und gewann eine Zugabe, bei der wiederum auch Stimmeinsatz gefragt war. Noch auf dem Nach-Hause-Weg durch die ansonsten stille Innenstadt hörte man immer wieder das einprägsame, nicht mehr aus dem Ohr zu bekommende „Ta-dadaramta“, das die Besucher die letzte Viertelstunde des Konzerts als Begleitung hingerissen und ausdauernd gesungen hatten.

Jazz-Pianist Omar Sosa.

Jazz-Pianist Omar Sosa.

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