Ist auf dem Multifunktionsplatz Raum für einen Raum?

Im vergangenen Herbst ist der Multifunktionsplatz an der Von-Langen-Straße in Braunlage mit verschieden Sportgeräten ausgestattet worden. Im dritten Abschnitt soll er dieses Jahr fertiggestellt werden – etwa auch mit einem Jugendraum? Foto: GZ-Archiv
Der Kinderschutzbund Braunlage und die Stadt arbeiten gemeinsam an einem Konzept für die Jugendarbeit und setzen dabei auch auf Fördermittel. Im Mittelpunkt der Planungen steht der Multifunktionsplatz. Bietet er auch noch Raum für einen Jugendraum?
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Braunlage. Das, was Jugendliche wollen und das, was Erwachsene denken, dass es Jugendliche wollen, deckt sich nur selten. Darum sollten Heranwachsende in die Erarbeitung eines Konzeptes für die Jugendarbeit in der Stadt unbedingt einbezogen werden, forderte Frederik Kunze als Vorsitzender des Bildungsausschusses. Das Gremium hatte am Montagabend getagt und auf Antrag der SPD-Fraktion mal wieder über die bestehende „Infrastruktur für Kinder und Jugendliche in der Stadt“ gesprochen.
Denn diskutiert wird über fehlende Räume und Treffpunkte für Heranwachsende schon lange, und immer wieder gab es Forderungen, diesen Mangel zu beheben. „Aber jetzt passiert wirklich etwas“, sagte Ausschussmitglied Cordula Dähne-Torkler, die als Vorsitzende des Kinderschutzbundes in der Sache nie locker gelassen hatte. Ganz konkret wird nämlich gemeinsam mit der Stadtverwaltung ein Konzept für die Jugendarbeit entworfen. Und selbstverständlich, so Cordula Dähne-Torkler und Bürgermeister Wolfgang Langer, würden Jugendliche in die Planungen eingebunden.
Für den Sommer wird ein Workshop geplant
Nicht zuletzt das Leader-Förderprogramm der EU hatte wieder Bewegung in die Sache gebracht. Der Zuschuss für den dritten Bauabschnitt des Multifunktionsplatzes an der Von-Langen-Straße ermöglicht dessen Fertigstellung in diesem Jahr.
Der ehemalige Skaterplatz, der nun unter anderem über Basketballkörbe und Hockeytore verfügt, soll ohnehin zu einem Treffpunkt für die Jugend entwickelt werden. Warum sollte man ihn nicht um einen Jugendraum ergänzen können, fragte Wolfgang Langer rhetorisch. Wie das genau aussehen könnte und was über das Leader-Programm kofinanziert werden kann, gelte es im Rahmen des Konzeptes zu erörtern. Fest steht: Für den Sommer wird eine Workshop-Veranstaltung geplant, in deren Rahmen das Konzept zu Ende gedacht werden soll. Bis dahin stünden noch zwei Leader-Sitzungen im Terminplan, wo schon einmal vorab das Machbare besprochen werden könnte, kündigte der Bürgermeister an.
Soll die Stadt wieder einen Jugendpfleger haben?
In einem ersten Schritt sollen aber vorab eine Ist-Analyse und eine Bedarfsanalyse erstellt werden. Und beim Bedarf soll selbstverständlich auch die Meinung von Familien und speziell natürlich von Jugendlichen erfragt werden. Welche Punkte aus dieser Ideensammlung am Ende tatsächlich im Leader-Projektzeitraum umsetzbar sind, bleibt allerdings abzuwarten.
Wesentlicher kniffliger als die Raum- ist die Personalfrage: Soll die Stadt wieder einen Jugendpfleger haben, so wie es ihn bis 2006 gab? Im Grunde war sich der Ausschuss am Montag einig und würde die Frage klar mit Ja beantworten – wenn nicht das Finanzielle wäre. Da Braunlage als Kommune kein Träger der Jugendhilfe ist, müsste die Anstellung eines Jugendpflegers als freiwillige Leistung im städtischen Budget verankert werden, erklärte der Bürgermeister. Das heißt, es kämen neue zusätzliche Kosten auf die Stadt zu. Ob man im Sinne eines „familienfreundlichen Braunlage“ diesen Schritt gehen und die Weichen im nächsten Haushalt entsprechend stellen will, müssten Rat und Verwaltung in naher Zukunft miteinander diskutieren.
Besserer Nahverkehr als Nachteilsausgleich
In der Sache könne der Kinderschutzbund das Dilemma verstehen, so dessen Vorsitzende. Andererseits seien Kinder und Jugendliche im ländlichen Raum schon generell benachteiligt. Insofern könnte der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) bei steigenden Spritpreisen ebenfalls ein Weg zu mehr Teilhabe sein und gleichzeitig die Familien entlasten. Am ÖPNV rasch etwas zu ändern, dürfte wohl aber das dickste aller Bretter sein, das gebohrt werden müsste, ahnte der Bürgermeister.