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Hopfenspeicher Hornburg

Historische Türen rücken bei Restaurierung in Mittelpunkt

Unter Anleitung von Tischler Normen Schur (v.li.) arbeiten Birte Holtmann und Maike Lichatz die Tür aus dem Zwischengeschoss des Hopfenspeichers auf. Sie stammt aus dem Jahr 1672.  Fotos: Demiran

Unter Anleitung von Tischler Normen Schur (v.li.) arbeiten Birte Holtmann und Maike Lichatz die Tür aus dem Zwischengeschoss des Hopfenspeichers auf. Sie stammt aus dem Jahr 1672. Fotos: Demiran

Das Deutsche Fachwerkzentrum aus Quedlinburg präsentiert in einer Ausstellung Werke aus dem Hornburger Hopfenspeicher, darunter eine Tür aus dem 18. Jahrhundert. Fachhhochschulstudierende restaurieren diese derzeit.

Von Detlef Kühlewind Mittwoch, 03.08.2022, 09:00 Uhr

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Hornburg. Für Laien ist es einfach eine alte Tür. Eine sehr alte Tür. Für Claudia Hennrich ist die Tür ein Kunstwerk. „Eine Tür aus dem18. Jahrhundert ist wie eine Skulptur aus dem 18. Jahrhundert“, sagt die Geschäftsführerin des Deutschen Fachwerkzentrums in Quedlinburg. Sie gerät ins Schwärmen, wenn sie im Hopfenspeicher in Hornburg steht und um sich blickt. Und all die Details entdeckt, die viele Jahrhunderte überdauert haben und nun behutsam instand gesetzt werden. Oder auch, wenn sie nur an alles denkt.

Behutsame Eingriffe

Wie an die Tür. Die befindet sich gerade nicht vor Ort, sondern in der Werkstatt des Fachwerkzentrums. Studenten der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) haben in der vergangenen Woche ein Seminar genutzt, um an der Tür zu arbeiten. So wie zuvor schon Studenten der TU Braunschweig.

Am Beispiel der Tür kann das Fachwerkzentrum gut seinen ganzheitlichen Ansatz vermitteln. „Es geht darum, einen Überblick über das breite Spannungsfeld der Restaurierung zu zeigen“, sagt Hennrich. Von der Aufnahme des Schadens bis hin zum innovativen Lösungsansatz für eine Sanierung. Und zwar auf eine so behutsame Weise, dass der Eingriff in die Substanz so gering wie nur irgend möglich erfolgt. Das heißt: Nur die zerstörten Bereiche werden entfernt und um das intakte Holz herum passgenau ersetzt. „Das war superkompliziert“, stellt Claudia Hennrich fest. Auf der Tür befindet sich ein Gittermuster, das ebenfalls instand gesetzt werden musste. „Das ist toll geworden“, freut sich Hennrich.

Exemplar von 1672

An den hellen Stellen ist die Tür marode gewesen. Architekturstudenten haben unter fachkundiger Anleitung das Holz passgenau restauriert.

An den hellen Stellen ist die Tür marode gewesen. Architekturstudenten haben unter fachkundiger Anleitung das Holz passgenau restauriert.

Die Tür sitzt im Hopfenspeicher normalerweise im Obergeschoss – dort, wo ein paar Bretter die Fassade provisorisch schließen. Auch im Zwischengeschoss in der Etage darunter riegeln Bretter eine Öffnung ab. Dorthin gehört eine Tür, die sogar noch älter ist: Sie stammt aus dem Jahr 1672, der Bauzeit des Hopfenspeichers. Unter Anleitung von Tischler Normen Schur haben Studenten auch dieses Exemplar minimalinvasiv aufgearbeitet. Die mit hellem Holz restaurierten Stellen fallen zwar sofort auf. Doch schließt man die Augen und fährt mit den Fingern über die ebene Oberfläche, lassen sie sich nicht mehr ausmachen. Beide Türen werden in dieser Woche in einer Ausstellung gezeigt, zu der das Fachwerkzentrum anlässlich seines 20-jährigen Bestehens in Quedlinburg geladene Gäste einlädt.

Bürger sind eingeladen

Bis zum Tag des offenen Denkmals am 11. September sollen die Türen in den Hopfenspeicher zurückgekehrt sein. Am Tag zuvor sind Hornburger Bürger eingeladen, sich bei einem Praxisprojekttag mit der Arbeit des Fachwerkzentrums vertraut zu machen. Die Teilnehmer werden historische Farbrezepturen anmischen, können selbst Holz bearbeiten und steigen in Vorträgen mit Claudia Hennrich tiefer in das Thema ein. Bürger können ihr Interesse zur Teilnahme per E-Mail an deutsches-fachwerkzentrum-qlb@t-online.de bekunden. Kurz zuvor sind auch Schüler der Vicco-von-Bülow-Oberschule aus Vienenburg im Hopfenspeicher aktiv. „Sie werden die historische Treppe weiter aufarbeiten und das Geländer für die Empore fertigstellen“, kündigt Hennrich an.

Noch fehlen an der Fassade des Hopfenspeichers zwei Türen.  Foto: Kühlewind

Noch fehlen an der Fassade des Hopfenspeichers zwei Türen. Foto: Kühlewind

Weitere Besichtigungstermine werden folgen. Im Hopfenspeicher gehen die Arbeiten noch eine Weile weiter. So soll der Lehmboden mit historischen Ziegeln belegt werden. Außerdem ist geplant, ein Andreaskreuz zu versetzen, das zur Stabilisierung der Dachkonstruktion ergänzt worden ist. Die Größe des Raums unter dem Dach käme dann noch besser zur Geltung.

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