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Dankschreiben mit Herz an Sigmar Gabriel nach drei Jahrzehnten

Hilfe in der Not für eine Mutter mit sechs Töchtern

Drei Schneider-Generationen (v. li,): Yvonne, Mia und Charlotte sind beim Stöbern in den Schränken auf eine Spendenaktion gestoßen, die der Familie vor 30 Jahren sehr geholfen hat.  Foto: Heine

Drei Schneider-Generationen (v. li,): Yvonne, Mia und Charlotte sind beim Stöbern in den Schränken auf eine Spendenaktion gestoßen, die der Familie vor 30 Jahren sehr geholfen hat. Foto: Heine

Als Yvonne Schneider zusammen mit ihrer Mutter Charlotte in Vienenburg einen Schrank ausräumt, hält sie plötzlich einen Gutschein über 1030 DM und zwei alte Zeitungsberichte aus dem Jahr 1991 in den Händen. Auf den Bildern sind Okeraner Feuerwehrleute zu sehen, die mit Charlotte Schneider und ihren Töchtern Franziska und Christina für ein Dankeschön-Foto posieren. Als der Familie in der Not geholfen wird, haben aber auch der unvergessene Sozialarbeiter Horst Oldekamp und der Jung-Politiker Sigmar Gabriel ihre Hände im Spiel.

Von Frank Heine Dienstag, 14.12.2021, 12:00 Uhr

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Vienenburg/Oker. Was war passiert? „Mein Mann Willy war damals an Krebs gestorben, und ich stand mit meinen sechs Töchtern ganz alleine da“, erzählt Charlotte Schneider, die heute 63 Jahre alt ist und seinerzeit in Unteroker wohnte. Es fehlte am Nötigsten, und es galt, mindestens die Zeit bis zur Bewilligung einer Halbwaisenrente zu überbrücken. Deshalb habe der inzwischen auch schon verstorbene Oldekamp („was der alles auf die Beine gestellt hat, der war richtig in Ordnung“) kurzerhand gesagt: „Jetzt gehen wir mal zur Feuerwehr.“

Und das war genau die richtige Adresse: Die Okeraner Jugendfeuerwehr erlöste bei einer amerikanischen Versteigerung zweier Fußbälle mit den Unterschriften der Kicker von Werder Bremen besagte 1030 DM. Als Warengutschein für Kinderkleidung übergaben Ortsbrandmeister Jürgen Riegelmann, Jugendfeuerwehrwart Herbert Ahrens, sein Stellvertreter Jürgen Ulrich, Jugendsprecher Thomas Cordes, Schriftführer Sven-Jens Hellwig und Stefan Schwerdhelm den Erlös an Charlotte Schneider.

Franziska (5) und Christina (3) werden auf den Armen gehalten. Die drei ältesten Töchter waren nicht dabei. Yvonne, damals ganze sechs Wochen alt, verschlief den Termin im Kinderwagen.

Und sie hatte bis heute nichts von der Geschichte gehört. „Ich fand das richtig cool, als meine Mutter mir jetzt alles erzählt hat“, sagt Yvonne Schneider, die selbst alleinerziehende Mutter ihrer achtjährigen Tochter Mia ist. So cool, dass sie umgehend eine E-Mail an Gabriels Büro schrieb. Der Mann, der später Niedersachsens Ministerpräsident, SPD-Bundesvorsitzender und Vize-Bundeskanzler werden sollte, hatte die Bremer Bälle mit den Werder-Unterschriften nämlich besorgt. In Yvonne Schneiders Mail hieß es: „Ich wollte Ihnen nach 30 Jahren einfach mal Danke sagen. DANKE! Die Spende hat meiner Mutter damals enorm geholfen, hat sie mir immer noch sichtlich gerührt erzählt. Sie hat alle Artikel und sogar den Scheck bis heute aufbewahrt. Bitte bleiben Sie und Ihre Familie gesund! Alles Liebe.“

Diese Zeilen rührten wiederum den Politiker und Ehrenbürger Gabriel. Er schrieb zurück: „Sie glauben gar nicht, wie ich mich über Ihre Mail und Ihre Erinnerungen gefreut habe. Ich empfand es immer als meine Aufgabe, mich nicht nur in die große Politik einzumischen, sondern vor allem vor Ort für Menschen da zu sein, die irgendwie in einer schwierigen Lebenslage waren – so, wie es uns selbst als Kinder mit unserer alleinerziehenden Mutter über viele Jahre ergangen war.“ Aber nicht immer sei es ja so, dass man wirklich wisse, ob die Dinge, die man getan habe, am Ende tatsächlich geholfen hätten. „Und im Fall Ihrer Familie scheint es tatsächlich so gewesen zu sein.“

Die GZ bekam eine Kopie des Schreibens, besuchte jetzt gleich drei weibliche Schneider-Generationen und darf eine Geschichte niederschreiben, die mit ihrer Warmherzigkeit und Nächstenhilfe eigentlich nie besser passte, als gerade jetzt in die Vorweihnachtszeit.

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