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Mensch mit bemerkenswerter Geduld

Herwig Zang ist tot: Goslarer Vorbild als Lehrer und Vogelkundler

Der leidenschaftliche Ornithologe Herwig Zang in seinem fleißig genutzten Arbeitszimmer: In den Händen hält er das Bild eines Stieglitzes. Archivfoto: Stade

Der leidenschaftliche Ornithologe Herwig Zang in seinem fleißig genutzten Arbeitszimmer: In den Händen hält er das Bild eines Stieglitzes. Archivfoto: Stade

Herwig Zang war vielleicht der Mensch mit der größten Geduld in Goslar. Er suchte stets freundlich, respektvoll und besonnen Lösungen aufzuzeigen. Seine ausgleichende Stimme wird fehlen. Herwig Zang ist am Montag im Alter von 84 Jahren gestorben.

Von Frank Heine Donnerstag, 16.11.2023, 06:00 Uhr

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Goslar. Haben ihn seine vielen Vogelfreunde und ungezählten Schüler eigentlich jemals laut erlebt?  Wertschätzung zeigt sich meistens am Ende eines Berufslebens. Als Studiendirektor Herwig Zang im Januar 2002 in den Ruhestand verabschiedet wird, ist in der Aula kein einziger Platz mehr zu bekommen. Die Geschenke zum Abschied türmen sich. Direktor Ernst Steinecke schätzt am Lehrer für Mathematik und Physik vor allem die Eigenschaften Gerechtigkeit, Verlässlichkeit und Weisheit. Und: Zang habe immer Position bezogen – mit dem Wohl der Schüler als oberster Richtschnur, so Steinecke.

Mehr als 23 Jahre am Ratsgymnasium

Mehr als 35 Jahre wirkt Zang an seinem Ratsgymnasium, davon fast 23 Jahre in der Schulleitung. Das Lob fällt einmütig aus. Eine Schülerin zitiert seinen Standardsatz: „Es gibt keine dummen Fragen, sondern nur dumme Schüler, die nicht fragen.“ Für den „Ansprechpartner und Ratgeber in allen Lebenslagen“ gibt es ebenso stürmischen wie verdienten Applaus.

Eigentlich hat der in Memmingen geborene Zang, der seinen Vater in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges noch vor seiner Einschulung verliert und mit seiner Mutter zum Großvater nach Coburg zieht, als junger bayerischer Gymnasiallehrer gar nicht Goslar als erste Wahl. Ein Oberschulrat Dr. Oertel in der Braunschweiger Schulbehörde spielt Schicksal, als er ihn 1966 an seine beste Schule, nämlich ans Ratsgymnasium nach Goslar schickt.

Welch Glück für die Stadt, die Zang nicht nur als Lehrer kennt. „Herr der Ringe“ titelt die GZ 1999, als er die Ehrennadel der Stadt Goslar erhält. Der Mann ist nämlich einer der besten Kenner der Vogelwelt in Niedersachsen und Bremen.

Chefornithologe von ganz Niedersachsen und Bremen

Der Ornithologischen Vereinigung im Land steht Zang seit 1982 vor. Bis 2009 gibt er die Reihe „Die Vögel Niedersachsens und des Landes Bremen“ heraus – ein echtes Lebenswerk. Auf den 2850 Seiten in den elf Bänden über 452 Vogelarten schreiben insgesamt 76 Autoren – die mit Abstand meisten Beiträge stammen aber vom preisgekrönten Kenner Zang selbst.

Als er am 14. Januar 2009 seinen 70.Geburtstag feiert, ist er in der GZ „der Mann, den die Vögel an der Pudelmütze erkennen“. Seit frühester Jugend hat sich Zang der Ornithologie verschrieben. Auf den Spuren der Vögel kommt er auf der ganzen Welt herum – meistens in den Norden, aber auch bis in die Mongolei.

Wer ihn bei seiner Arbeit in Wald und Flur begleitet, der erlebt einen Menschen, der mit den Vögeln spricht, der mit ihnen vertraut ist und den die Vögel an einer roten Pudelmütze offenkundig sogar wiedererkennen.

Wirken im Naturwissenschaftlichen Verein

Unvergessen auch sein Wirken im Naturwissenschaftlichen Verein, wo Zang seit 1971 im Vorstand mitarbeitet. Aufbau und Neugestaltung der Dauerausstellung „Die klassische geologische Quadratmeile“ im Goslarer Museum in den Jahren 2006/07 gehen auf ihn zurück.

Zang hinterlässt seine Frau Gelinde, seine zwei Töchter Marion und Antje sowie vier Enkelkinder. Als Apothekerin und Lehrerin sind die Töchter übrigens in die beruflichen Fußstapfen von Vater und Mutter getreten. In den vergangenen Monaten war es Zang schon nicht mehr gut gegangen. Er war ans Bett gefesselt und wurde in einem Langelsheimer Pflegeheim vorbildlich betreut. Als Naturmensch, der Zang war, hatte er früh für sich festgelegt, dass er im Friedwald Heiningen seine letzte Ruhe finden wollte. Und so geschieht es. 

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