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Festgottesdienst am Reformationstag

Harzburger Kirchengemeinde fragt nach Gerechtigkeit

Propst Jens Höfel und Pfarrerin Petra Rau (rechts am Tisch) zusammen mit Gastredner Prof. Dr. Christoph Goos (vorn links) bei der Luthervesper im Haus der Kirche. Foto: Schlegel

Propst Jens Höfel und Pfarrerin Petra Rau (rechts am Tisch) zusammen mit Gastredner Prof. Dr. Christoph Goos (vorn links) bei der Luthervesper im Haus der Kirche. Foto: Schlegel

Was ist Gerechtigkeit? Im zivilen Leben und im christlichen? Diese Fragen erörterte die Luthergemeinde im Rahmen des Festgottesdienstes am Reformationstag. Dazu gab es kurze Impulsreferate. Aber der Abend hatte auch Zeit und Platz für Geselligkeit.

Von Holger Schlegel Donnerstag, 02.11.2023, 11:00 Uhr

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Bad Harzburg. Eine vielschichtige Veranstaltung war die Luther-vesper mit Festgottesdienst, zu der die Luthergemeinde am Dienstag, dem Reformationstag, eingeladen hatte. Der Abend diente der geistigen und geistlichen Erbauung, gab Denkanstöße zu durchaus auch weltlichen Themen, bot Entspannung mit Gesang und Orgelklang und anschließend Zeit für Gespräche und Genuss bei einem rustikalen Abendessen.

In Oberlandeskirchenrat Prof. Dr. Christoph Goos, dem Leiter der Rechtsabteilung der Landeskirche, hatte die Luthergemeinde einen Gastredner eingeladen, der ein Meister seines Faches – der Juristerei –und gleichzeitig ein Kirchenmann ist. Seine kurze Ansprache war als Impuls zum Thema „Konkrete Gerechtigkeit“ in den Gottesdienst eingestreut worden.

Der Jurist und der Pfarrer

Man merkte Goos den Hochschulprofessor an, seine Gedanken rund um Recht und Gerechtigkeit waren fundiert: Im Recht solle Gerechtigkeit konkret werden. Eine gerechte Gesellschaft müsse moralische handelnden Bürgern eine faire Chance einräumen zur Teilhabe an Rechten, Freiheiten, Chancen, Einkommen und Vermögen – wobei soziale Ungleichheit eins der fundamentalsten Gerechtigkeitsprobleme sei. Ein Rechtsstaat richte sich auf die Gerechtigkeit als Leitidee aus – wissend, dass er sie vollständig niemals erreichen könne.

 

Die Lutherkantorei (oben auf der Orgelempore) begleitet den Festgottesdienst in der gut besuchten Lutherkirche musikalisch.  Foto: Schlegel

Die Lutherkantorei (oben auf der Orgelempore) begleitet den Festgottesdienst in der gut besuchten Lutherkirche musikalisch.  Foto: Schlegel

Etwas weniger akademisch dann der geistliche Impuls, den Propst Jens Höfel zum Thema Recht und Gerechtigkeit beisteuerte. Es gäbe gerade aktuell so vieles, das nicht gerecht sei. Er nannte Beispiele aus der Ukraine, aus dem Gaza-Streifen. Und ja, Ungerechtigkeiten müssen aufgespürt und benannt werden.

Aber Gottes Gerechtigkeit sei umfassender und nicht immer mit denen der weltlichen Gesetzbücher zu vergleichen. Gottes Gerechtigkeit gehe weiter, sie sehe, was notwendig sei. Wer zwölf Stunden im Weinberg arbeite, bekomme den gleichen Lohn wie der, der nur eine Stunde dort arbeite? Ja, aus Sicht Gottes sei auch das gerecht, denn der Mensch verdiene, was er zum Leben brauche. Gottes Gerechtigkeit sage allen zu, dass sie das bekommen, was sie benötigen. „Das Himmelreich ist für alle offen, egal, wann man dazu gekommen ist.“ Menschliche Gerechtigkeit, so Höfel, heiße oft, „ich darf nicht zu kurz kommen“. Aber Gottes Gerechtigkeit sehe, was gut, was richtig, was notwendig sei. „Sie ist unbestechlich. Sie kommt aus seiner Liebe.“ Bei Gott müsse sich der Mensch keine Sorge machen, dass er zu kurz komme. Das, so Höfel, sei Luthers große reformatorische Erkenntnis: „Dass wir allein aus Glauben und Gnade gerecht sind vor Gott.“

Musikalisch umrahmt wurde der Festgottesdienst traditionell von der Lutherkantorei unter Landeskirchenmusikdirektor Karsten Krüger. Traditionell war auch die Luthervesper, zu der die Gemeinde nach dem Gottesdienst einlud. Dort gab es ganz rustikal Schmalzbrote und Bier – wobei natürlich auch Nichtalkoholisches und Veganes auf den Tischen stand. Auch das ist eine Frage der Gerechtigkeit.

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