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Jubiläum beim Männergesangverein

Göttingeröder Chor geht auch nach 75 Jahren nicht die Puste aus

Seit 2018 sind sie auch mit ihm in der Öffentlichkeit zu sehen, wie in der Lutherkirche zur Veranstaltung „Bibel, Orgel, Wein“. Foto: Potthast

Seit 2018 sind sie auch mit ihm in der Öffentlichkeit zu sehen, wie in der Lutherkirche zur Veranstaltung „Bibel, Orgel, Wein“. Foto: Potthast

Der Männergesangverein Göttingerode wird in diesem Jahr 75 Jahre alt - ungewöhnlich in Zeiten, in denen vergleichbare Ensembles die Puste ausgeht. Die GZ hat sich mit einigen Sangesbrüdern über das Gestern und das Morgen des MGV unterhalten.

Von Angela Potthast Donnerstag, 04.05.2023, 09:00 Uhr

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Göttingerode. Was nicht jedem Chor vergönnt ist, der Männergesangverein (MGV) Göttingerode hat Bestand – und das seit 75 Jahren. Zwölf Chorleiter und eine Chorleiterin haben ihn musikalisch durch die Jahrzehnte begleitet und zwölf Vorsitzende haben ihn organisatorisch gelenkt – jeweils nacheinander, versteht sich. Die Probenstätten wechselten nicht ganz so oft. Und einige Mitglieder, wie Werner Hundertmark, haben das alles selbst miterlebt. Er singt seit 70 Jahren für den MGV.

Singen auf Probe

Chorleiter Peter Wegener. Foto: Potthast

Chorleiter Peter Wegener. Foto: Potthast

Es gab Zeiten, in denen ein Eintreten in die Gemeinschaft nicht einfach so gelang. Werner Hundertmark erinnert sich, dass ein Anwärter erst einmal acht Wochen zu den Übungsstunden kommen musste. Und dann, das reichte noch nicht aus, wurde darüber abgestimmt, ob er bleiben durfte oder nicht. Nicht immer duzten sich die Sangesbrüder. Werner Hundertmark: „Die Älteren durfte man nur mit ,Sie‘ anreden.“ Andreas Wolff, seit 2005 Erster Vorsitzender, kennt das auch noch. Er stieß 1981 als 20-Jähriger zum Männergesangverein.

 Sitzen die Herren Hundertmark und Wolff heutzutage beieinander, fallen ihnen viele schöne Begebenheiten ein, die sie durch den MGV erlebt haben: Die Vereinsvergnügen, für die sie mit Bruno Meinholz so einiges einstudiert hätten und zu denen Sketche gezeigt worden seien.   Die Kontakte zu anderen Gesangsvereinen mit gegenseitigen Besuchen, Auftritte beim Mitteldeutschen und Norddeutschen Rundfunk, Wanderungen und Grillfeste im Hundertmarkschen Garten, die Tages- und Mehrtagesfahrten.

Die Ansprüche stiegen

Die brachten sie sogar dazu, im Dom zu Worms und im Deutschen Dom Berlins zu singen.

Unter Chorleiter Peter Wegener wärmen sich die Sänger vor der Probe auf. Foto: Potthast

Unter Chorleiter Peter Wegener wärmen sich die Sänger vor der Probe auf. Foto: Potthast

Denkt er an Hermann Nothnagel, der noch im Gründungsjahr zweiter Chorleiter des MGV wurde, hat Werner Hundertmark eine Geige vor Augen. Sie diente dem Dirigenten zum Einüben von Liedern. „Und lag jemand daneben, tippte er mit dem Bogen auf den Kopf.“ Sonst soll er einer von der kameradschaftlichen Sorte gewesen sein. „Der war nicht so streng“, sagt Werner Hundertmark.

Am 20. Juli 1952 ist Fahnenweihe beim MGV Göttingerode. Foto: Privat

Am 20. Juli 1952 ist Fahnenweihe beim MGV Göttingerode. Foto: Privat

In früher Zeit habe es einige Chorleiter-Wechsel gegeben. Weil, mutmaßt Andreas Wolff, die Sangesbrüder vielleicht etwas rabiater gewesen seien. Aber man habe immer jemanden gefunden.

Die Ansprüche stiegen laut Andreas Wolff. „Das fing an mit Rudolf Nabert.“ Er stand von 1982 bis 1997 vor den Herren, war selbst Bariton und arbeitete als Veranstaltungs- und Werbeleiter bei der Kurbetriebsgesellschaft (später Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe). Durch ihn sei der Chor gereift, wie in der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des MGV zu lesen ist, und durch ihn habe der Chor ein weitaus höheres Maß an Popularität erreicht.

Ihm folgte Wilmar Störmer, dem Andreas Wolff eine große musikalische Kompetenz beimaß. 

Der Männergesangverein Göttingerode in den 60er-Jahren: Ein Konzert unter freiem Himmel und vor vielen Zuschauern und Zuhörern. Foto: Privat

Der Männergesangverein Göttingerode in den 60er-Jahren: Ein Konzert unter freiem Himmel und vor vielen Zuschauern und Zuhörern. Foto: Privat

Groß auch das Bedauern, als der Chorleiter aus familiären Gründen nach Schwerin zog. Auf seine Position stellte sich sodann die erste Frau: Gordana Prade. Sehr beliebt sei sie gewesen, unter ihrer Leitung seien einige neue Sänger aufgeschlagen.

Mut haben

Mitgliederschwund setzte später dennoch ein, war aber schon in frühen Jahren zu verzeichnen. Zu Zeiten von Hermann Nothnagel allerdings hatte der Chor für jede Stimme mehr als zehn Sänger. Das Limit liegt für Andreas Wolff bei 16 Sängern – vier für jede Stimme. 18 aktive Herren hat der Chor derzeit. Es sei gar nicht so lange her, da seien sie noch 30 gewesen. Nur: Einige seien verstorben, einige aus Altersgründen weggeblieben. Er appelliert an die Männerwelt: „Einfach mal den Mut haben, zur Chorprobe zu kommen.“ Denn, sagt Werner Hundertmark, „singen ist gesund“.

{picture5}Anzutreffen ist der MGV montags während der Übungsstunden von 18 bis 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus. Und öffentlich zu hören ist er beispielsweise am 20. Mai zur Feier „315 Jahre Schlewecker Kirche“ sowie während des Göttingeröder Dorffestes am 1. Juli, wenn 50 Jahre Gemeindehaus, 75 Jahre Sportverein (SV) Göttingerode zu feiern sind – und 75 Jahre Männergesangverein Göttingerode. Historische Fotos sind abrufbar über die Internetseite www.mgv-goettingerode.de.

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