Gema: Weihnachtsmusik soll 43.000 Euro kosten
Der Weihnachtsmarkt ist ein Publikumsmagnet, doch dieses Jahr gibt es nur lizenzfreie Begleitmusik. Foto: Sowa
„Last Christmas“ oder „All I want for Christmas is you“ hört man in diesem Jahr nicht aus den Boxen auf dem Weihnachtsmarkt. Grund sind die gestiegenen Gema-Gebühren. Veranstalter wie die Goslar-Marketing-Gesellschaft sind frustriert und protestieren.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Goslar. Der Kostenanstieg sei gewaltig und nicht mehr tragbar, heißt es aus Reihen der GMG. Man sei doch sehr verwundert über die Höhe der Lizenzgebühren, die die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) aktuell aufruft. Aus Protest blieb es gestern still auf dem Weihnachtsmarkt, und das nicht nur in Goslar, sondern etwa auch in Leipzig, Dresden, Quedlinburg und Hannover.
Blick in Vergangenheit
Um zu verdeutlichen, wie stark die Gema ihre Preise angehoben hat, lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit. 2019 musste die GMG laut eigener Angaben für den Weihnachtsmarkt 3150 Euro Musikgebühren zahlen. In diesem Jahr sollten es 43.000 Euro sein, also mehr als das 13-fache. Eine Summe, die für die GMG nicht in Frage kommt.
Konsequenz: Auf dem Marktplatz wird nur noch lizenzfreie Musik gespielt. Die kostet zwar auch etwas, aber nur einen Bruchteil der Summe, die die Gema nehmen würde.
Was erhofft sich die GMG durch die gestrige Protestaktion? „Unser Weihnachtsmarkt hat deutschlandweite Strahlkraft und deswegen positionieren wir uns. Wir wollen auch weiterhin eine hohe Aufenthaltsqualität bieten, dazu gehören zeitgemäße Musik und Liveauftritte lokaler Gruppen. Viele andere Weihnachtsmarkt-Veranstalter begehen ebenfalls den Tag der Stille und stehen mit uns gemeinsam für vertretbare Gema-Gebühren ein. Hier muss dringend nachgebessert werden“, fordert GMG-Chefin Marina Vetter, die befürchtet, dass der Charme des Weihnachtsmarktes sonst verloren gehe.
Was ist mit Chören?
Leidtragende von möglichen Kürzungen seien auf Dauer auch Kleinkünstler, Musiker und Vereine, für die die Gema auch Gebühren vom Veranstalter kassiert und die nun um ihre Auftritte fürchten müssen. Beispiel: Ein 15-minütiger Auftritt des Blechbläserensembles der Kreismusikschule kostet die GMG rund 1300 Euro Gebühren. Allerdings dürfte am selben Tag auch jede andere Musik gespielt werden, entweder über die Boxen oder es könnten weitere Gruppen live auftreten. Aufgrund dieser Berechnung verzichten viele Städte bereits komplett auf Liveauftritte.

Protest gegen die Gema-Gebühren: Die Lautsprecher bleiben gestern still. Foto: Sowa
Die Verwertungsgesellschaft verweist, dass der bei Weihnachtsmärkten anzuwendende Tarif für Stadtfeste zuletzt 2018 verhandelt worden sei. In der Vergangenheit sei die Musik auf Basis der gemeldeten Nutzungsflächen lizenziert worden. Nach der Pandemie seien bei Messungen zum Teil deutliche Diskrepanzen festgestellt worden. Es handele sich daher nicht um neue Tarife, sondern um eine konsequente Anwendung der bestehenden Tarife. Auch hätten viele Märkte ihre Flächen vergrößert. „Eine Vergrößerung der Flächen gab es bei uns nicht. Tatsächlich ist es sogar so, dass im Vergleich zu 2019 der Brunnengarten als Fläche weggefallen ist“, bilanziert Vetter.