Die Förderschul-Debatte kocht kurz hoch

Das Gebäude am Georgenberg, in dem die Pestalozzi- und die Schillerschule untergebracht sind. Archivfoto: Epping
Der Kreiselternrat will die politische Debatte um das Aus der Förderschule Lernen beenden und weist damit die CDU-Kreistagsfraktion zurecht. Das Aus der Schulform sei längst beschlossen, benötigt würden indes mehr Lehrer für die Inklusion.
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Goslar. Der Kreiselternrat Goslar beklagt, dass die Inklusion in den Schulen nicht so verwirklicht wird, wie geplant. Zudem stellt das Gremium fest, dass die Entscheidung zur Zukunft der sogenannten „Förderschule Lernen“, von der es im Landkreis nur noch die Pestalozzischule gibt, nicht beim Landkreis, sondern beim Land liegt.
Die Stellungnahme des Kreiselternrates ist eine Replik auf eine Kreistagsanfrage der CDU zur Zukunft der „Förderschulen Lernen“, die die Christdemokraten in Niedersachsen flächendeckend erhalten wollen. In dieser Woche hat die Landtagsfraktion dazu einen Gesetzentwurf eingebracht und sich von der SPD den Vorwurf eingehandelt, sie vollziehe eine „Rolle rückwärts“, denn das Land lässt die Schulform auslaufen.
Lehrer fehlen
Kreiselternratsvorsitzende Peggy Plettner-Voigt meint, dass die Fortführung der „Förderschulen Lernen“ „ein heiß, oft und vielfältig diskutiertes Thema“ sei, unter Eltern ebenso wie in der Kommunalpolitik. Hauptproblem dafür, dass die Inklusion, also die Integration und Teilhabe beeinträchtigter Kinder und Jugendlicher, nur unzureichend gelinge, sei „die unzureichende personelle Ausstattung der Schulen“. Neben Lehrern würden „ausgebildete Fachkräfte für Förderschulpädagogik fehlen“. Plettner Voigt sagt: „Der Lehrkräftemangel ist ein so großes Problem, dass dadurch die Umsetzung der Inklusion erheblich erschwert wird.“ Trotz „vollmundiger Ankündigungen“ gebe es in Niedersachsen „noch immer nicht genügend multiprofessionelle Teams zur Unterstützung“.
Ihr Hinweis, dass die Zukunft der „Förderschulen Lernen“ in der Zuständigkeit der Länder liege, ist ein Fingerzeig zur Kreistagssitzung in dieser Woche, Plettner Voigt gehört dem Gremium als Linken-Abgeordnete an. In der Sitzung lag ein Antrag der CDU vor, die hatte sich dafür ausgesprochen, die „Förderschulen Lernen“ im Landkreis zu erhalten, musste aber feststellen, dass es nur noch an der Pestalozzischule in Goslar eine solche Einrichtung gibt.
Die Kreisverwaltung hatte darauf verwiesen, dass die Förderschule in Vienenburg am Harly seit 2004 nur auf den Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“ ausgerichtet ist. Ähnlich sehe es an der Sehusaschule in Seesen aus, sie habe sich auf die Schwerpunkte „Geistige Entwicklung“ sowie „Körperliche und motorische Entwicklung“ konzentriert. Beide Schulen seien von der Änderung des Schulgesetzes nicht betroffen. 2015 habe das Land entschieden, die „Förderschulen Lernen“ auslaufen zu lassen. 2022/2023 sollen im Jahrgang 5 letztmals Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden, erklärte die Kreisverwaltung dazu weiter.
Die Verwaltung erinnerte die CDU-Fraktion zudem daran, dass Schülerinnen und Schüler mit entsprechendem Förderbedarf in den herkömmlichen Regelschulen auch Förderschulabschlüsse ablegen können.
Ist Ideologie im Spiel?
Plettner-Voigt rät in ihrer Mitteilung: „Weg von ideologischen Diskussionen hin zur Konzentration auf die Themen, die wir beeinflussen können.“ Der Landkreis setzt bei der Inklusion aktuell auf ein „mehrdimensionales Klassenmanagement“, das der Jugendhilfeausschuss kürzlich empfohlen hat und das im Landkreis seit 2018 erprobt wird. Das Konzept soll im Rahmen der „inklusiven Schule“ allen Schülern einen gleichberechtigten Zugang zum Unterricht ermöglichen. Bei Problemen sollen „geschulte Dritte“ herangezogen werden, um die Lernsituation zu verbessern.