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Schützengesellschaft Langelsheim

Deutschland-Cup für blinde Schützen

Erwin Rothhardt legt mit dem Lichtgewehr an. Das heißt, dass er nach Gehör ins Schwarze treffen muss. Mit Kopfhörer und Signalerkennung können Blinde und Sehbehinderte auch schießen. Foto: Neddermeier

Erwin Rothhardt legt mit dem Lichtgewehr an. Das heißt, dass er nach Gehör ins Schwarze treffen muss. Mit Kopfhörer und Signalerkennung können Blinde und Sehbehinderte auch schießen. Foto: Neddermeier

Die Schützengesellschaft Langelsheim wird im kommenden Jahr einen internationalen Wettkampf im  sanierten Schützenhaus ausrichten. Vom 9. bis 11. Mai soll dort der 1. Internationale Deutschland-Cup für Blinde und Sehbehinderte stattfinden.

Von Holger Neddermeier Mittwoch, 27.12.2023, 10:00 Uhr

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Langelsheim. Während andere Vereine mit einem teils massiven Mitgliederschwund zu kämpfen haben, hat die Langelsheimer Schützengesellschaft aktuell klar eine Trendumkehr zu verzeichnen.

„Vor allem im Nachwuchsbereich ist die Entwicklung sehr erfreulich“, sagt Schützenchefin Astrid Rothhardt. Im zu Ende gehenden Jahr haben sich nicht weniger als 25 neue Mitglieder angemeldet. Was einen Mitgliederzuwachs von 18 Prozent bedeutet. In den Jahren zuvor seien es lediglich fünf bis acht Neuzugänge gewesen. Davon habe man allerdings Austritte und auch verstorbene Mitglieder abziehen müssen. Derzeit sind es 165 Mitglieder bei der Schützengesellschaft von 1906. Vor zwei Jahren hatte es mit 149 Mitgliedern einen Tiefststand gegeben.

Codierte Lasertechnik

In der Jugendsparte sind derzeit allein 25 Schützen am Start. „Damit haben wir die stärkste Jugendabteilung seit jeher“, sagt Ortsbürgermeister und SG-Finanzwart Hartmut Richter. Einer der Hauptgründe für die erfreuliche Entwicklung sei natürlich die vor gut einem Jahr fertiggestellte und aufwendig sanierte Schießsportanlage mit einer Sogwirkung für Schützen aus ganz Niedersachsen. Rund 470.000 Euro wurden mit Unterstützung von erkläglichen Fördermitteln investiert. Neben einem behindertengerechten Umbau mit Fahrstuhl wurde vor allem in Technik investiert. Dazu gehören unter anderem eine elektronische Zielerfassung an den zwölf Ständen und das Lichtschießen mit codiertem Laser. „Das hat uns aber immer noch nicht gereicht“, sagt Hartmut Richter voller Stolz. Ein weiterer wichtiger Baustein war natürlich die Einrichtung von Schießständen für Blinde und Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung.

Weltweit einzigartige Anlage

Alle zwölf Anlagen wurden auf den allerneuesten Stand gebracht. Pro Stand ein Kostenpunkt in Höhe von rund 10.000 Euro. Insgesamt wurden über 470.000 Euro investiert. „Die bei uns jetzt vorgehaltene Kombination pro Schießstand für Kinder, Erwachsene und Menschen mit Beeinträchtigungen gibt es europa- und wohl auch weltweit in dieser Form noch nicht“, betonen Rothhardt und Richter unisono. Mit einer Weltneuheit, konzipiert mit einem Hersteller aus Österreich, ist es ganz aktuell gelungen, mit wenigen Handgriffen jeden einzelnen Stand für Sehbehinderte und Blinde im Handumdrehen umzurüsten. Bislang war ein aufwendiges Umbauen einzelner Schießbahnen für die Umrüstung erforderlich.

Hartmut Richter zeigt die hochmoderne Zieleinrichtung des Schießstandes mit dem Meyton-Messrahmen im Langelsheimer Schützenhaus. Foto: Neddermeier

Hartmut Richter zeigt die hochmoderne Zieleinrichtung des Schießstandes mit dem Meyton-Messrahmen im Langelsheimer Schützenhaus. Foto: Neddermeier

Durch das Zusammenwirken von Hersteller und Nutzer ist nun die Umrüstung in wenigen Sekunden abgeschlossen. Dies ermöglicht auch kleineren Schießsportanlagen diese Technik einzusetzen, ohne dafür eine Schießbahn dauerhaft zu blockieren. Es handelt sich um die sogenannte Optronik-Einheit der Firma Viass, die mit dem in Langelsheim neu entwickelten Empfangsmodul, vollständig in den sogenannten Meyton-Messrahmen integriert wurde. Lohn der intensiven Arbeit und des großen ehrenamtlichen Engagements bei der Schützengesellschaft ist die Zusage für eine Ausrichtung eines internationalen Wettkampfes, unter der Regie des Deutschen Schützenbundes im Langelsheimer Schützenhauses. Vom 9. bis 11. Mai 2024 soll dort der 1. Internationale Deutschland-Cup für Blinde und Sehbehinderte (Ide-Cup) stattfinden. Hier geht es dann auch um Weltcup-Ränge. Inklusion und uneingeschränkte Teilhabe am Sport stehen dabei im Fokus.

Unterstützer gesucht

Begleitet wird dieses internationale Sportevent durch eine Messe, in der sich Hilfsmittelhersteller und Produzenten von Hilfsmitteln für blinde und sehbehinderte Menschen vorstellen und somit dem betroffenen Personenkreis und deren Angehörigen ein zusätzliches Angebot bieten. „Bereits gemeldet für den Wettstreit ist die Blindennationalmannschaft der Schweiz“, freut sich Richter. Auch ein Jedermann-Wettbewerb für Blinde oder Sehbeeinträchtigte werde dann angeboten.

Also für Menschen, die noch nie geschossen haben oder im Verein organisiert sind. „Hierfür müssen wir noch entsprechende Pressluftgewehre angeschafft werden“, sagt Richter. Kostenpunkt pro Sportgerät rund 3000 Euro. „Wir suchen noch Spender und Unterstützer“, ergänzt Astrid Rothhardt.

 

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