Das Jahr der Jugend auch in Goslar?

Probleme der Jugendlichen aus der Jugendwerkstatt. Foto: Screenshot „jugendwerkstatt.goslar“
Die Planungen des Europäischen Parlaments sind bei den Teenagern in der Region (noch) nicht angekommen. Bei den jungen Menschen sind dennoch Wünsche da. Die Junge Szene hat sich bei ihnen danach umgehört.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Goslar. Das Europäische Parlament hat das europäische Jahr der Jugend ausgerufen. Dieses Jahr soll sich intensiver um die Bedürfnisse, Wünsche und um die Perspektive von Jugendlichen gekümmert werden.
Die Junge Szene ist der Frage nachgegangen, ob das europäische Jahr der Jugend auch in Goslar angekommen ist und ob es dazu schon Pläne gibt. Was wünschen sich die Jugendlichen in der Region überhaupt? Und wie realistisch können beispielsweise Veranstaltungen für Teenager in der derzeitigen Corona-Situation geplant werden?
Joshua Friedrichs, Mitarbeiter des Jugendzentrums B6 sagt zum Thema europäisches Jahr der Jugend: „Es ist viel geplant, aber nicht explizit zum Jahr der Jugend. Auch beim Forum Jugendarbeit war das kein Thema.“
Bei dem Forum haben rund 250 Leute teilgenommen und niemand hat laut Friedrichs etwas von dem europäischen Jahr der Jugend erzählt, beziehungsweise es mit in die Planung zukünftiger Programme einbezogen. Trotzdem werde versucht, weiterhin neue Möglichkeiten für Jugendliche zu schaffen, beispielsweise: „Startklar in die Zukunft“. Dabei geht es hauptsächlich um Vorträge, Workshops und Jugendarbeit. In diesem Zusammenhang hat sich das Jugendzentrum bereits für sogenannte Fördertöpfe beworben. Mittel in Höhe von bis zu 35.000 Euro können dabei erstanden werden. Davon sollen Jugendplätze, Feste und Veranstaltungen für Teenager und junge Erwachsene organisiert werden.
Die Teilnehmer der Jugendwerkstatt haben nicht viel oder sogar gar nichts von dem europäischen Jahr der Jugend gewusst.
Anders sieht es bei Wünschen und Vorschlägen zur Verbesserung der Situation der Jugendlichen aus. Nachdem die Jugendlichen über das Jahr, welches ihnen gewidmet ist, aufgeklärt wurden, kamen jede Menge Anregungen zu diesem Thema zusammen.
Zum Thema Schule wünschen sich die Jugendlichen eine komplette Umstrukturierung des Schulsystems. Es sollen zeitgemäße Lerninhalte vermittelt werden, wie zum Beispiel der Umgang mit Medien und Verträgen, wie das Lernen gelernt werden kann und auch lebenspraktische Inhalte sind ihnen sehr wichtig. Auch die Digitalisierung ist bei den Jugendlichen in der Jugendwerkstatt ein allgegenwärtiges Thema. Die Schulen sollten ihrer Meinung nach digital aufrüsten.
Jugendfreizeiten und Ferienangebote müssen nach der Meinung der Jugendlichen zeitgemäßer und interessanter gestaltet werden. Außerdem sollen Freizeitangebote instandgehalten, ausgebaut und teilweise für die Schülerinnen und Schüler auch vergünstigt werden.
Um aber überhaupt an Freizeitangeboten teilnehmen zu können, ist es für die Jugendlichen wichtig, dass gerade für entlegene Regionen des Landkreises der öffentliche Nahverkehr ausgebaut wird. Auch eine Anpassung der Fahrzeiten ist gewünscht. Dazu merken die Teenager an: „Für Jugendliche im Oberharz ist es schwierig, Jobangebote im Vorland anzunehmen, da die Busse unregelmäßige Fahrzeiten haben und somit umständliche und lange Fahrwege entstehen, was die Motivation negativ beeinflusst.“
Laut des europäischen Parlaments liegt ein besonderer Fokus auf benachteiligten und psychisch kranken Jugendlichen. Auch in diesem Bereich haben die Teenager aus der Jugendwerkstatt konkrete Änderungswünsche.
Sozial schwache Familien sollen gefördert werden. Dazu gehört auch, dass die bürokratischen Vorgänge entweder vereinfacht werden, oder dass dabei mehr Hilfestellung gegeben wird.
Zum Thema bessere Berufs- und Zukunftsperspektiven sollen Schülerinnen und Schüler mit Vermittlungshemmnissen besonders gefördert und der Berufseinstieg soll vereinfacht werden. Auch wünschen sie sich mehr kontinuierliches Berufstraining und Berufsmessen im Landkreis, die möglichst vor der Bewerbungsphase beginnen.
Die unter anderem durch Corona entstandenen psychischen Probleme sind auch an den Teenagern in der Jugendwerkstatt nicht spurlos vorbei gegangen. Zu diesem Thema hat die Jugendwerkstatt eine besondere Anmerkung: „Die Anzahl der jungen Menschen, mit psychischen Problemlagen steigt enorm. Eine zeitnahe Vermittlung zum Therapeuten, beziehungsweise in eine Einrichtung ist nahezu unmöglich. Die jungen Menschen sind sich lange selbst überlassen und erfahren immer wieder gesellschaftlichen Druck, dass sie funktionieren müssen.“ Vermittlungen in eine Ausbildung oder Arbeit seien unter diesen Bedingungen ausweglos. Daher sollen laut der Werkstatt Angebote zur Aufklärung entweder attraktiver gestaltet oder in den Schulalltag mit aufgenommen werden.
Es gibt viele Ideen und Anregungen von Jugendlichen, was verändert werden muss und was ihnen besonders wichtig ist. Die Junge Szene hat nachgefragt, wie das Europäische Parlament die Zusammenarbeit mit kleinen, lokalen Organisationen plant.
Die Sprecherin des Europäischen Parlaments für unter anderem Bildung und Jugend, Sonya Gospodinova, sagt: „In der Kommission unterstützen und ermutigen wir die Jugendakteure, ihre jugendbezogenen Aktivitäten auf die Aktivitätenkarte des neuen Portals des europäischen Jahres der Jugend hochzuladen. Im Moment zeigt die neue Seite nur die grundlegenden Funktionen, aber Verbesserungen sind auf dem Weg, und bald wird es möglich sein, die Aktivitäten und Veranstaltungen nach Interessen und Land zu filtern.“
Die ersten Umfrageergebnisse der Jugendlichen stehen bereit unter: https://bit.ly/3Aoaekv.

Jugendliche wünschen sich mehr Unterstützung für ihre Zukunft. Symbolbild: Pixabay