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Erfolg der Mitmach-Buchhandlung

Bücher-Heimat: „Die Bad Harzburger lieben uns“

Ein Säckchen voller Geld: Thomas Kregel mit Andrea Scholz, Nina Festerling, Ute Goertz, Sonja Weber und Dirk Junicke (v.l.). Foto: Berg

Ein Säckchen voller Geld: Thomas Kregel mit Andrea Scholz, Nina Festerling, Ute Goertz, Sonja Weber und Dirk Junicke (v.l.). Foto: Berg

Die Bücher-Heimat in Bad Harzburg ist eine Erfolgsgeschichte. Ins Leben gerufen wurde sie von Bürgern, die gern lesen. Der Buchladen läuft so gut, dass er erneut sogar Geld  spenden konnte - satte 11.000 Euro an die Bad Harzburg-Stiftung, die damit das Lesen und die Literatur fördert.

Von Guido Berg Montag, 11.12.2023, 14:00 Uhr

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Bad Harzburg. Es brummt. So beschreiben gleich mehrere Macher und Macherinnen des Mitmach-Buchladens „Bücher-Heimat“ die wirtschaftliche Lage dieses im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneten Bad Harzburger Bürger-Projekts. Erst kürzlich erhielt die Bücher-Heimat den „Niedersachsenpreis für Bürgerengagement“, die GZ berichtete.

Schöner Ausdruck wirtschaftlichen „Brummens“ sind Überschüsse, auf die der gemeinnützige Buchladen verweisen kann. So übergab Mitbegründer Dirk Junicke am Samstag stattliche 11.000 Euro an Thomas Kregel, stellvertretender Vorsitzender der Bad-Harzburg-Stiftung. Konkret überreichte Junicke einen originalen Geldsack der Deutschen Bundesbank. Dies allerdings nur mit etwas Kleingeld darin als symbolischen Inhalt. Denn so ein Sack, gefüllt mit 11.000 Euro in Zwei-Euro-Münzen, würde 45 Kilogramm wiegen, wie Dirk Junicke sich sagen lassen hat: „Das ist wohl der Grund, warum das Münzgeld nicht ganz so verbreitet ist.“

Ohne öffentliches Geld

Wenn die Bücher-Heimat nicht tatsächlich sehr gut von den Bad Harzburgern und den Gästen der Stadt angenommen würde, „könnten wir kein Geld abführen“, erklärt Sonja Weber, die in der ehemaligen Commerzbank-Filiale in der Herzog-Wilhelm-Straße als Buchhändlerin ein Händchen für ein gut sortiertes Buch-Sortiment beweist. „Die Bad Harzburger lieben uns“, sagt sie froh. Das sei auch gut so, denn die Buchhandlung müsse sich wirtschaftlich selbst tragen. Miete sei zu zahlen, ebenso die Gewerbesteuer, die Gehälter für zwei Teilzeitstellen und eine Auszubildende. „Auf uns schaut das Finanzamt“ versichert Sonja Weber. Dirk Junicke ergänzt: „Hier ist nicht ein Taler öffentliches Geld drin.“

Gegründet wurde die Bücher-Heimat am 2. April 2022. Oder, wie Junicke sagt: Sie wurde „innerhalb von vier Monaten aus dem Boden gestampft“. Ausgangspunkt sei die schlichte wie schöne Tatsache gewesen, dass sich viele Bad Harzburger eine Buchhandlung in ihrer Stadt wünschen, sich aber kein Buchhändler fand und auch keine Buchhandlungskette, die sich in der 22.000-Einwohner-Stadt niederlassen wollte. Daher nahmen die Bürger das selber in die Hand. „Wie cool ist das denn, dass die Leute sich engagieren“, stellt Junicke am diesem Samstag-Nachmittag noch einmal fest, als könne er es selbst kaum glauben.

Tatsächlich ist es so, dass sich momentan 37 Leute im und für den Buchladen engagieren. Das geht über das Bücherverkaufen weit hinaus. Es werden auch Rezensionen für die Homepage der Bücher-Heimat geschrieben und sogar Literatur-Reisen organisiert. Große Bestell- und Lieferdienste fürchtet Dirk Junicke nicht: „Wir können alles, was die können. Nur besser!“ Auch bei der Bücher-Heimat könnten Bücher online bestellt werden. Die Auslieferung erfolgt mit dem Fahrrad und, so Junicke: „Wir versteuern hier.“ Kaum überzubewerten sei die soziale Funktion des Projektes. Sonja Weber: „Wir trinken auch mal eine Tasse Tee mit den Leuten.“

Und was geschieht mit den 11.000 Euro? Es dient der Literatur-Förderung in Bad Harzburg, ebenso wie die gespendeten 10.000 Euro vom Vorjahr. Thomas Kregel zufolge wird die Stiftung das Geld ausgegeben für Büchergutscheine zugunsten der Tafel Bad Harzburg, für Lesetüten von Schulanfängern, zur Finanzierung von Lesungen und sogar zur Realisierung von Buchprojekten, wie etwa das Buch von Egon Knof über das „Gestüt Harzburg – Das Erbe der Braunschweiger Herzöge“.

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