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Sorge um Energiekosten

Braunlage: „Im schlimmsten Fall“ Eisstadion und Hallenbad schließen

Eis-Disco im Eisstadion in Braunlage. Bleibt die Halle wegen der Energiekrise in dieser Wintersaison geschlossen? Archivfoto: Privat

Eis-Disco im Eisstadion in Braunlage. Bleibt die Halle wegen der Energiekrise in dieser Wintersaison geschlossen? Archivfoto: Privat

Sollten die Stromkosten wie angekündigt explodieren, schließt Fabian Brockschmidt bei der Wurmbergseilbahn Kurzarbeit von November bis März nicht aus. Und Wolfgang Langer kündigt im „schlimmsten Fall“ die Schließung von Eisstadion und Hallenbad an.

Von Michael Eggers Samstag, 17.09.2022, 18:30 Uhr

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Braunlage. Die hohen Energiekosten gefährden die Wintersaison in der Stadt Braunlage. Fabian Brockschmidt, der Betriebsleiter der Wurmbergseilbahn, fordert deshalb unter anderem die Einführung eines „Schnei-Euro“. Und Bürgermeister Wolfgang Langer denkt laut über die Schließung von Eisstadion und Hallenbad nach.

Die Stromkosten steigen vermutlich in ungeahnte Höhen. Wie hoch genau, das können derzeit weder Fabian Brockschmidt noch Wolfgang Langer abschätzen. Damit die Energie aber bezahlbar bleibt, sind beide an die Öffentlichkeit gegangen. Der Leiter der Seilbahn hofft dabei auch auf eine Art „Schnei-Euro“, mit denen Urlauber – wie der Name schon sagt – die Beschneiung am höchsten Berg Niedersachsens finanzieren, in welcher Form auch immer. „Ich habe bereits Kontakt zum Marketingausschuss aufgenommen“, sagt er.

Weiter kündigt Fabian Brockschmidt an, dass sich in diesem Winter wahrscheinlich auf den Bereich Hexenritt konzentriert werde. „Da gibt es Skilifte, Skiverleih und Gastronomie, wir können eine überschaubare Fläche beschneien, zudem können wir auch dank der günstigen LED-Lampen Nachtskilauf anbieten“, sagt er.

Im „schlimmsten Fall“

Im „schlimmsten Fall“ schließt er aber auch die Schließung während der Wintersaison und Kurzarbeit von November bis März nicht aus. Jedenfalls fahre die Seilbahn bis zum Beginn der Revision am 7. November nicht verlässlich. „Wenn die Wettvorhersage schlecht ist, fahren wir nicht, um schon jetzt Stromkosten sparen zu können, erklärt der Betriebsleiter. Den Kunden empfiehlt er, vor einer Fahrt auf die Homepage zu sehen.

Eigentlich wollte Wolfgang Langer erst einmal abwarten, wie sich die Energiekosten so entwickeln und sich dann mit Vertretern der Wurmbergseilbahn, der Hotellerie und der Gastronomie im Oktober zusammensetzen, um zu klären, wie die Wintersaison in Braunlage gerettet werden kann. Doch dann hat er selbst dem NDR-Fernsehen ein Interview gegeben, in dem er die Schließung von Eisstadion und Hallenbad nicht mehr ausschloss.

Noch ist fraglich, ob die Wurmbergseilbahn im Winter auf den Wurmberg fährt. Von Kurzarbeit, nur am Wochenende geöffnet bis hin zum Regelbetrieb scheint alles möglich.  Archivfoto: Brabanski

Noch ist fraglich, ob die Wurmbergseilbahn im Winter auf den Wurmberg fährt. Von Kurzarbeit, nur am Wochenende geöffnet bis hin zum Regelbetrieb scheint alles möglich. Archivfoto: Brabanski

Dabei habe er klar gemacht, dass diese Schließungen nur im „schlimmsten Fall“ erfolgten, sagt der Bürgermeister. Er hoffe, dass die Energiekosten gedeckelt würden, damit sie für die Kommune bezahlbar bleiben. Das habe er auch im Fernsehinterview klar gemacht, dies sei aber nicht so klar herausgekommen, weil der Beitrag zusammengeschnitten worden sei.

Keine Mehrheit

CDU-Fraktionsvorsitzender Albert Baumann weist darauf hin, dass der Bürgermeister auch im „schlimmsten Fall“ nicht einfach das Eisstadion und das Hallenbad schließen könne. „Beide Attraktionen gehören der Braunlage-Tourismus-Gesellschaft (BTG), einer hundertprozentigen Tochter der Stadt, und über eine eventuelle Schließung entscheidet der Betriebsausschuss. Und da hat der Bürgermeister nicht die Mehrheit“, betont er.

Heizen mit Hackschnitzel

In dem Gremium hat Albert Baumann den Vorsitz, und er räumt ein, dass die Situation vor allem im Eisstadion wegen der angekündigten Preiserhöhung schwierig sei, die Schließung sei aber erst das allerletzte Mittel und nach derzeitigem Stand nicht so wahrscheinlich. „Was der Bürgermeister da gesagt hat, ist ja schon fast geschäftsschädigend“, meint er.

BTG-Geschäftsführer Dirk Becker teilt auf GZ-Anfrage mit, dass der Energieversorger die Stromkosten für Hallenbad und Eisstadion zu Beginn des nächsten Jahres drastisch anheben wolle. „Wenn wir tatsächlich fast das Zehnfache zahlen müssen, dann müssen wir durchaus über eine Schließung nachdenken“, sagt er. Vor zwei Wochen klang das noch anders. Da blickte Dirk Becker optimistisch auf die Wintersaison, gerade auch vor dem Hintergrund, dass im Eisstadion wegen der Kälte draußen nicht so viel Strom benötigt würde, und dass im Hallenbad mit Hackschnitzeln geheizt werde. „Wir sind da nicht vom Gaspreis abhängig“, meint er.

Im Hallenbad heizt die BTG mit Hackschnitzel, wie Geschäftsführer Dirk Becker zeigt.  Foto: Eggers

Im Hallenbad heizt die BTG mit Hackschnitzel, wie Geschäftsführer Dirk Becker zeigt. Foto: Eggers

Verunsichert sind auch die Hoteliers. Meik Lindberg vom „Hearts-Hotel“ beispielsweise erklärt, dass gerade der Wintersport am Wurmberg wichtig für den Tourismus in der Stadt sei. Er könne sich deshalb auch Hilfsaktionen vorstellen, bei denen die Hotels dafür sorgen, dass die Seilbahngesellschaft Einnahmen generieren kann.

Cathleen Hensel, Geschäftsführerin der Braunlage-Tourismus-Marketing-Gesellschaft (BTMG), überlegt, die Werbung mehr auf den Winterspaziergang denn auf das alpine Skifahren, Schlittschuhlaufen oder Schwimmen zu richten. Nach wie vor werde aber für einen Winterurlaub in Braunlage geworben, „sogar an diesem Wochenende“, betont sie. Da betreibt die BTMG einen Stand beim Hafengeburtstag in Hamburg, um auf Braunlage, St. Andreasberg und Hohegeiß aufmerksam zu machen.

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