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Podiumsdiskussion

Blicke auf die Entwicklung von Goslar

Stadtplaner Lars Michel, GZ-Chefredakteur Jörg Kleine, Stadtbrandmeister Christian Hellmeier und der wissenschaftliche Leiter des Goslarer Museums, Dr. Jan Habermann (v.li.) befassen sich einen Abend lang mit der Entwicklung der Stadt Goslar. Foto: Kammer

Stadtplaner Lars Michel, GZ-Chefredakteur Jörg Kleine, Stadtbrandmeister Christian Hellmeier und der wissenschaftliche Leiter des Goslarer Museums, Dr. Jan Habermann (v.li.) befassen sich einen Abend lang mit der Entwicklung der Stadt Goslar. Foto: Kammer

„Stadtluft macht frei“ lautete das Thema einer Podiumsdiskussion im Rathaussaal in Goslar. Dabei warfen Experten aus verschiedenen Bereichen Blicke auf die historische Entwicklung der Stadt Goslar und auch auf neue Herausforderungen und Aufgaben.

Von Catrin Kammer Dienstag, 08.11.2022, 07:00 Uhr

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Goslar. Wer es im Mittelalter als Leibeigener in eine Stadt geschafft hatte und dort über „Jahr und Tag“ untertauchte, konnte von seinem Grundherren nicht mehr zurückgefordert werden. Ein neues Leben begann. Damals galt das Motto "Stadtluft macht frei" uneingeschränkt. Was einst Städte wachsen ließ, gilt auch noch heute: Noch immer kommen Menschen aus ganz unterschiedlichen Gründen in die Stadt Goslar. Mal ist es die Arbeit, mal die Liebe, dann aber auch die Flucht vor Krieg oder unsicheren politischen Verhältnissen. Wie dies eine Stadt und ihre Bewohner prägt, stellten die Moderatoren Jörg Kleine, Chefredakteur der Goslarschen Zeitung, und Gerhard Lenz, Geschäftsführer des Weltkulturerbes Rammelsberg, in den Fokus einer Podiumsdiskussion im Rathaussaal.

Feuer und Wasser: Wärme und Lebenselixier, aber auch große Gefahr 

Das erste Thema „Feuer und Wasser“ lässt Goslarer vor allem an das Feuersetzen denken, eine einst innovative Technik im Bergbau: Gestein wurde mit Feuer erhitzt, dann mit kaltem Wasser abgeschreckt und so gesprengt. Doch wie Dr. Jan Habermann, wissenschaftlicher Leiter des Goslarer Museums, den 89 Anwesenden erläuterte, muss auch an Leben spendende und gefährliche Wirkung der beiden Elemente gedacht werden: Noch gut in Erinnerung ist die Flut vom Sommer 2017, als der Goslarer Marktplatz unter Wasser stand.

Doch ohne Wasser gibt es bekanntlich kein Leben, ohne Feuer kein warmes Essen. In Goslar hat das Feuer in zwei großen Stadtbränden seine verheerende Wirkung gezeigt. Man lernte daraus: Brauereien und Handwerker mussten Eimer und Spritzen vorhalten. Noch heute hat Goslar eine freiwillige Feuerwehr, die sich angesichts der Herausforderungen der engen Fachwerkstatt durch einen vorausschauenden Brandschutz gut gerüstet sieht. Stadtbrandmeister Christian Hellmeier erläuterte, wie sich seine Mannschaft nun auch auf neue Herausforderungen einstellt, darunter auch auf die Gefahr eines längeren Blackouts.

Damals wie heute: sicherer Ort für Flüchtlinge

Ein weiterer Programmpunkt widmete sich dem Thema „Krieg und Frieden“, das aktuelle Brisanz aufgrund des Ukraine-Kriegs und der auch in Goslar aufgenommenen Flüchtlinge hat. Dr. Johannes Großewinkelmann, vom Rammelsberg-Museum zeigte, wie Goslar in der Vergangenheit immer wieder Flüchtlinge aufgenommen und sich dabei bewährt hat. Wie die aktuelle Hilfe aussieht, verdeutlichte Matthias Goerz von der Flüchtlingshilfe. Für die Stadt sei es wichtig, die Bildung von Parallelgesellschaften zu vermeiden. Die Schüler des Politikkurses der Adolf-Grimme-Gesamtschule verfolgten die Ausführungen mit Interesse und zeigten sich erschrocken darüber, was „Leute ihres Alters schon hatten durchmachen müssen“. Die Erfahrung des Lehrers Danny Beyer ist, dass sich Schüler unterschiedlicher Kulturkreise gegenseitig unterstützen, „besser als die Erwachsenen“.

Stadtplanung: vom Bergbau zur Fotovoltaik

Goslar zeigt sich so als eine weltoffene Stadt, geprägt von „Berg und Tal“. Dieses Motto nun lenkte den Blick auf die Schätze des Berges und zu der Frage: „Was war eher da, der Bergbau oder die Stadt?“ Günter Piegsa vom Geschichtsverein sah die Frage als unzulässig, es sei ein langer Prozess der Stadtwerdung gewesen. Die Stadt hatte neben dem Bergbau auch den Handel und das Handwerk. Goslar sei, so Prof. Walter Ackers, Architekt aus Braunschweig, keine reine Bergbaustadt gewesen. Für Oker jedoch sah dies Dr. Martin Wetzel vom Rammelsberg-Museum als gegeben, denn dieser Ort sei allein für die Verhüttung der Erze entstanden. Die interessante Diskussion zeigte, eine Stadt ist immer im Wandel, es gibt stetig neue Herausforderungen für die Stadtplanung. Aktuell suche man, wie Lars Michel als Mitarbeiter der Stadtplanung berichtete, Flächen für die Freiflächenfotovoltaik – nicht zuletzt, um den Blackout zu vermeiden.

Das Fazit: Eine Stadt wächst mit ihren Aufgaben.

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