Auszeichnungen für Okeraner und Vienenburger Schule

Der Wahlpflichtkurs der Adolf-Grimme-Gesamtschule mit Lehrerin Sabine Rehse (r.). Foto: Jenzora
Die Adolf-Grimme-Gesamtschule Oker und die Schule am Harly Vienenburg sind mit einem Förderpreis ausgezeichnet worden. Die Einrichtungen erhielten die Auszeichnungen für ihr besonderes ehrenamtliches Engagement. Die Projekte beeindruckten die Jury.
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Oker. In der Aula der Adolf-Grimme-Gesamtschule fand am Abend eine große Preisverleihung statt. Es herrschte lautes Stimmengewirr, Schüler rutschten aufgeregt auf ihren Stühlen hin und her. Nicht nur die AGG erhielt an diesem Abend einen Preis, sondern auch die Schule am Harly Vienenburg. Dieser Förderpreis gilt Menschen, die sich ehrenamtlich besonders engagiert haben.
Beide Schulen wurden für ihre jeweiligen Projekte ausgezeichnet. Die Schüler und Schülerinnen der Adolf-Grimme-Gesamtschule befassten sich mit der Gefangenschaft von jüdischen Bürgern zu nationalsozialistischen Zeiten und das Projekt der Schule am Harly mit der Entstehung und Umsetzung einer „FreiRaumklasse“ für geistig eingeschränkte Schüler und Schülerinnen. Begrüßt und willkommen geheißen wurden die Gäste im Anschluss von der Direktorin Christine Voss und dem Direktorstellvertreter Ulrich Manusch, die sich freuten, als Gastgeber für die Preisverleihung zu fungieren. Es folgten die Eingangsworte von Gerhard Lenz, dem Lions-Club-Präsidenten, der den Förderpreis als eine „Auszeichnung und einen Ansporn zugleich“ beschrieb.
Mutige Schüler
Die Adolf-Grimme-Gesamtschule erhielt 2000 Euro von der Jury des Lions-Club und Jürgen Braun, die Schule am Harly bekam 1000 Euro. Jürgen Braun, Geschäftsführer der Bäckerei Braun, habe die Preise „durch ein großzügiges Sponsoring möglich gemacht“, berichtete Lenz. Braun gab zu: „Mir ist das emotional sehr ans Herz gewachsen."
Der UNESCO-Wahlpflichtkurs der AGG hat sich mit jüdischen Studenten sowie einigen Zeitzeugen ausgetauscht und sei bei ihrem weiteren Vorhaben tatkräftig vom Verein „Spurensuche Harzregion“ unterstützt worden.
Unter anderem haben sie mit dem Verein eine Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichsprogromnacht arrangiert. Besonders stolz sind die Schüler und Schülerinnen der AGG auf ihren selbst erstellten Stadtrundgang. Dort führten sie andere Schüler und später sogar interessierte Erwachsene durch die Altstadt und erzählten dabei die Geschichten jüdischer Familien aus Goslar. „Das Projekt lebte vor allem durch den Mut, den die Schüler aufgebracht haben, das Thema auch anderen Menschen näherzubringen“ erkennt Rehse an.
Zurzeit arbeiten sie mit einem Tonstudio an einem Audioguide, mit dem jeder Bürger in Zukunft in der Altstadt Goslars virtuell diesen Stadtgrundgang durchführen könnte. Außerdem putzten sie Stolpersteine, was Teil der Aktion „Erinnerungen aufpolieren“ war, zu der jährlich am 8. Mai aufgerufen wird. Die Schüler und Schülerinnen setzten sich für ihre Verlegung ein und veranstalteten dazu sogar eine Informationsveranstaltung. Der Stadtrat habe daraufhin die Umsetzung von 15 Stolpersteinen im Juni 2023 genehmigt.
Großes Herzensprojekt
Laut Jens Kloppenburg, Initiative Stolpersteine Goslar, sei die AGG eine „Talentschmiede“, wo Intelligenz gefördert würde.
Höhepunkt des Projektes bildete die Holocaust-Ausstellung „Sterne ohne Himmel“, die sie für 2022 und 2023 in ihre Schule geholt und mit selbst erstellten Exponaten ergänzt haben. „Mir persönlich hat das Projekt nochmal in einer ganz besonderen Weise gezeigt, dass es sich immer lohnt, den Mikrokosmos Schule einmal zu öffnen und mit außerschulischen Partnern zusammenzuarbeiten“, berichtet Rehse. Abschließend beeindruckte die Schülerin Emely Trantow (AGG) die Gäste mit einem bewegenden Klavierspiel.
Projektvorstellung der Schule am Harly Vienenburg: „Wir sind die Freiraumklasse der Schule am Harly und dieses Projekt ist mein und unser großes Herzensprojekt“. Mit der Namensfindung habe sich die Schule lange beschäftigt, da er folgendes widerspiegeln sollte: Frei sein, in dem doch manchmal starren Schulsystem, neue Wege ausprobieren können, neue pädagogische Konzepte.
Das Wichtigste sei jedoch: Die Schüler sollen sich selbst entfalten und ausprobieren können, sich außerhalb eines Raumes aktiv bewegen, aber dabei auch lernen können. Praktisches Lernen mit allen Sinnen, Stärken und Schwächen aber auch Zusammenhalt in einer Gruppe lernen können stehe für die Lehrer der „FreiRaumklasse“ an oberster Stelle. „Alle Emotionen sind bei uns wichtig und haben einen Grund“, teilt die Lehrerin der Freiraumklasse überzeugt mit.
Mit dem Spendenerlös will die Schule am Harly ein Gewächshaus, ein Hochbeet sowie neue Ställe für ihre Hühner und Schafe bauen.
Beendet wurde die Veranstaltung mit einem Gitarrenspiel des AGG-Schülers Alessandro Falk und offenen Gesprächen am vielfältigen Stehimbiss der Schülerfirma „Brotzeit“.

Die „FreiRaumklasse“ der Schule am Harly mit ihren Lehrern und Lehrerinnen. Foto: Jenzora