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Hunderte bei Trauerfeier

Abschied von Dr. Stephan Röthele

Blumengrüße und ein großes Bild erinnern in der Clausthaler Marktkirche an Dr. Stephan Röthele. Dr. Sebastian Röthele würdigt in einer Ansprache seinen Vater. Neben ihm steht die Tochter Dr. Carolin Freccero, die im Anschluss das Wort ergreift.  Fotos: Neuendorf

Blumengrüße und ein großes Bild erinnern in der Clausthaler Marktkirche an Dr. Stephan Röthele. Dr. Sebastian Röthele würdigt in einer Ansprache seinen Vater. Neben ihm steht die Tochter Dr. Carolin Freccero, die im Anschluss das Wort ergreift. Fotos: Neuendorf

 Mehrere Hundert Gäste nehmen Abschied von Dr. Stephan Röthele, der nach kurzer Krankheit am 13.Januar im Alter von 76 Jahren überraschend starb. In der Trauerfeier  beleuchteten sechs Redner den vielseitigen Charakter des Verstorbenen.

Von Oliver Stade Montag, 06.02.2023, 05:56 Uhr

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Etwa eine halbe Stunde bevor die Trauerfeier für den Unternehmer, Kulturförderer und Mäzen Dr. Stephan Röthele an diesem Samstag beginnt, ist in der großen Clausthaler Marktkirche kaum noch ein Platz frei. Die meisten Menschen, die jetzt noch kommen, müssen auf die Empore steigen. Mehrere Hundert Gäste nehmen Abschied von Röthele, der nach kurzer Krankheit am 13.Januar im Alter von 76 Jahren überraschend starb.

Von weither sind manche Besucher angereist, aus mehreren Ländern Europas und aus Fernost etwa. Dass Röthele deutliche Spuren hinterlässt, nicht nur als weitsichtiger Unternehmer und Gründer des international erfolgreichen Clausthal-Zellerfelder Partikelmesstechnik-Unternehmens Sympatec, wird schnell klar.

Großer Optimist

In der Trauerfeier, die Hochschulpfarrer Dr. Uwe Brinkmann gestaltet, würdigen und beleuchten sechs Redner den vielseitigen Charakter des Verstorbenen: Brinkmann, der auch stellvertretender Superintendent im Kirchenkreis Harzer Land ist, nennt ihn „einen spannenden Menschen“. Als „ausdauernd“ und „leidenschaftlich“ und „bedingungslosen Optimisten“, der sich dankbar, ja demütig über die glücklichen Umstände zeigt, die sich ihm bieten, beschreibt der Sohn Dr. Sebastian Röthele seinen Vater. Er führt das „Familienunternehmen“ bereits seit einiger Zeit und würdigt das Werk seines Vaters unter anderem als ein Leben, „das in so vielen Facetten gelungen“ ist.

Die Tochter Dr. Carolin Freccero – die Medizinerin lebt in Schweden – skizziert den Lebensweg ihres Vaters, der als Pfälzer Ingenieur 1972 von Karlsruhe an die Technische Universität kam, um am Institut für Verfahrenstechnik eine leitende Stelle anzutreten. „Ihm war wichtig, alles gründlich zu machen“, sagt sie. Urlaube mit Frau, Kindern und Enkelkindern hätten ihm sehr am Herzen gelegen. Wohl nicht nur wegen dessen auffälliger Silbermähne bezeichnet sie ihn hintergründig als „ausgeprägten Charakterkopf“ und „Platzhirsch“, der taktisch dachte und „nie unbemerkt“ blieb.

Ein nachdrückliches Beispiel für das Selbstverständnis von Stephan Röthele findet Professor Dr. Thomas Hanschke als Verantwortlicher für das Harz-Classix-Festival, das dank Röthele Konzerte mit Weltstars der Musik veranstaltete. Damit das Festival wirtschaftlich läuft, habe er „den Daumen fest auf dem Geld“ gehabt. Hanschke berichtet, er habe wegen eines Treffens mit Röthele eine USA-Reise an der Seite des damaligen niedersächsischen Regierungschefs Christian Wulff zum seinerzeitigen US-Präsidenten Barack Obama abgesagt. Röthele habe das nicht gekümmert. Er hätte ihn wohl nur beeindrucken können, wenn er Obama nach Clausthal geholt hätte, meint Hanschke mit freundlicher Ironie.

Hohe Ansprüche

Außerdem würdigen die Professorin Dr. Heike Schenk-Mathes, geschäftsführende Präsidentin der TUClausthal, und Rüdiger Bartz für den Rotary Club Clausthal-Zellerfeld die Verdienste Rötheles.Dr. Wolfgang Witt, der lange Jahre an der Seite von Röthele die Sympatec leitete, erwähnt die vielen Auszeichnungen des Unternehmers, der nur ein „erfolgreiches Familienunternehmen“ habe gründen wollen. Witt attestiert Röthele „Charisma“, „Entscheidungssicherheit“ und den Wunsch, unabhängig zu sein, etwa von Banken, Politik und Förderprogrammen. Und er sagt: „Wir wollten stets die Besten sein.“

Eine Warteschlange bildet sich vor Beginn der Trauerfeier am Eingang der Marktkirche.

Eine Warteschlange bildet sich vor Beginn der Trauerfeier am Eingang der Marktkirche.

Dorothee Austen von der Marktkirchen-Stiftung erinnert an einen „großen Menschen, der an vielen Stellen große Lücken hinterlässt“ und sich auch für „Kunst und Philosophie interessierte“. In Hanschkes Worten war Röthele „beseelt von Musik und Poesie“. Dorothee Austen erklärt, als Stiftungsvorstand habe er die Kirchensanierung vorangetrieben. Wichtigstes Projekt war die Erneuerung der Orgel, die er nicht mehr habe erklingen hören.

Während der Trauerfeier spielt Kantor Arno Janssen auf der Orgel „Herzlich tut mich verlangen“ von Johannes Brahms. Röthele mochte nicht nur Klassik und Kirchenmusik: „Chris Hopkins&Friends“ spielen später den swingenden „Basin Street Blues“ und das melancholische „As time goes by“, das vor allem aus dem Filmklassiker Casablanca bekannt ist.

Die vielleicht schönste und poetischste Beschreibung des Charakters von Stephan Röthele stammt von ihm selbst, wie sein Sohn in der Marktkirche zum Heiligen Geist schildert. Als „Schmetterlingsfänger“ habe sich sein Vater bezeichnet, der einen Sinn dafür hatte, gute Dinge zu entwickeln, den Menschen herzlich zugewandt und an ihnen interessiert war, der zugleich an seine Visionen glaubte und der Chancen nutzte.

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