20 SPD-Stimmen mehr: Die CDU-Hochburg Hahnenklee fällt
            Symbolfoto: Pixabay.de
Und plötzlich hat die SPD 20Stimmen mehr und die Wahl gewonnen: Aber wie konnte das bloß in der CDU-Hochburg Hahnenklee passieren? Dort, wo Goslars Alt-Oberbürgermeisterin Marta Lattemann-Meyer immer noch über das politische Geschehen wacht. Wo noch nie ein Roter wirklich was zu sagen hatte. Und ausgerechnet dort, wo ein CDU-Landratskandidat und deshalb eigentlich natürlicher Stimmenfänger sein „Bender-Mobil“ auf dem Heimatparkplatz stehen hatte.
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613 Stimmen oder 45,07 Prozent für die CDU, 633 Stimmen oder 46,54 Prozent für die SPD: Mit einem hauchdünnen Vorsprung holen sich die Kurort-Genossen erstmals seit Menschengedenken den Sieg. Alle ihre fünf Kandidaten ziehen in den Ortsrat ein. Listenführer Jörg Klockgether erreicht in der Wahlnacht um 0.30 Uhr der Anruf mit dem Ergebnis, als er bereits im Bett liegt. „Ich dachte, ich träume“, beschreibt er die Situation und glaubt zuerst an „Fake News“, weil der Ausgang so wahrscheinlich gewesen sei, wie im Lotto die berühmte Million zu gewinnen.
Einem Albtraum kommt das Resultat bei den Christdemokraten gleich. Eigentlich stellt die stärkste Fraktion den Ortsbürgermeister. Dieses Amt bekleidet Heinrich Wilgenbus seit einem Vierteljahrhundert. Er hat zwar mit 250 Stimmen erneut das beste persönliche Ergebnis eingefahren, aber eben auch ganz andere Ansprüche an sich selbst. Der Handwerksmeister aus Bockswiese muss einige Wochen zittern, bis ihn die SPD am Ende doch mitwählt und ihn qua Amt auch zum Chef des Aufsichtsrates der neuen Tourismusgesellschaft macht. Der Deal: Die Pläne für ein Viersterne-Kurpark-Hotel werden mindestens so lange zurückgestellt, bis ein Gutachten zur Kurhaus-Nutzung eventuell neue und ganz andere Wege aufzeigt.
Neuer Wilgenbus-Vize ist Robert Vallespir, der trotz der familiären CDU-Nähe als Newcomer die meisten SPD-Stimmen holt. Seinen Vorgänger Professor Dr. Norbert Müller zieht es wieder zurück nach Hessen. Er kandidiert ebenso nicht mehr für den Ortsrat wie das personifizierte Bürgerforum Heino Wohlert.
Schlag ins CDU-Kontor: Der frühere Fraktionschef und Landratsbewerber Axel Bender kommt nur auf 66 Stimmen und landet fraktionsintern noch hinter seiner Nachfolgerin Dr. Petra-Lucia Haumann (81). Was ist da bloß los? Der Liberale Heinrich Wiebe wiederum ist jetzt die neben CDU und SPD einzig verbliebene Kraft im Ortsrat und kann nach Belieben das Zünglein an der Waage spielen. Mit 8,38 Prozent und 114 Stimmen, davon 85 persönliche, kann der Liberale jedenfalls vorzüglich leben. „Das Wahlergebnis hat alles restlos auf den Kopf gestellt“, sagt er – und hat recht.