Wenn das Gemüse nicht so will wie der Gärtner

So sollten sie aussehen, Radieschen aus dem eigenen Beet oder Balkonkasten. Aber manchmal gelingt der Anbau nicht. Foto: Borchers
Auch erfahrene Hobby-Gärtner haben manchmal Misserfolge zu verbuchen. Da hilft es, sich bei der Vielzahl möglicher Ursachen bewusst zu machen, an welcher Stelle etwas falsch gemacht worden sein könnte. Drei Beispiele zeigen die häufigsten Fehler.
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Wenn nicht alles nach Wunsch gelaufen ist im Gartenjahr, machen sich viele Hobbygärtner Gedanken darüber, und gerade Anfänger haben dann viele Fragen. Besonders wenn bestimmte Gemüsesorten als „einfach“ anzubauen gelten, fragen sich Anfänger, was sie falsch gemacht haben, wenn etwa Radieschen einfach keine runden Knollen ausgebildet haben und auch der Kohlrabi zäh und kümmerlich geblieben ist. Selbst erfahrenen Hobby-Gärtnern passiert hin und wieder solch ein Missgeschick, und das liegt daran, dass es viele Ursachen dafür gibt, wenn Pflanzen sich nicht wie geplant entwickeln. Hier kommen anhand dreier Beispiele die wichtigsten Anbaufehler:
Kümmerliche Radieschenpflanzen ohne Knollen
Eigentlich können diese schmackhaften kleinen Knollen wegen ihres geringen Platzbedarfs und der schnellen Reifezeit sogar im Topf oder im Balkonkasten angebaut werden. Aber auch ich habe schon festgestellt, dass nicht alle Sorten bei mir im Garten gut wachsen. Dann schießen die vielen Blätter an dicken Stängeln in die Höhe und bilden zähe, längliche rote Wurzeln statt zarte Knollen.

Ein Foto aus meinen Anfangsjahren als Hobby-Gärtnerin: Zwischen den viel zu eng gesäten Radieschen haben nur wenige Pflanzen Knollen gebildet. Archivfoto: Borchers
Zu geringer Abstand: Radieschen brauchen zwar wenig Platz, man muss aber doch darauf achten, die handlich dicken Körnchen in der Reihe mit einem Abstand von drei bis fünf Zentimetern auszulegen. Die Reihen im Beet brauchen dann einen Abstand von zehn bis 15 Zentimetern zueinander.
Wenn der Boden nicht geeignet ist
Der Boden soll locker und nicht zu nährstoffreich sein. Zu fester Boden erschweren das Wachstum, zu viele Nährstoffe führen zu Empfindlichkeit gegen Schädlinge.
Zu tief ausgesät: Holzige und längliche (oder gar keine) Knollen gibt es, wenn die Samen zu tief liegen. Optimal ist eine Saattiefe von 0,5 bis 1 Zentimeter.
Falscher Standort: Radieschen stehen am besten sonnig bis halbschattig. Zu wenig Sonne führt dazu, dass keine Knollen entstehen. Das gilt auch, wenn der Standort nur bis zum Mittag Sonne hat.
Ungünstige Temperatur: Die optimale Keimtemperatur liegt zwischen 7 und 15 Grad. Hitze wirkt sich negativ aus, weshalb die Pflanzen besonders im Hochsommer nicht zu sonnig stehen sollten.
Pflegefehler: Radieschen brauchen nach der Aussaat regelmäßig Wassergaben. Starke Schwankungen lassen die Knollen platzen oder pelzig werden. Damit die Samen nicht davongespült werden, empfiehlt sich die Verwendung eines Brauseaufsatzes und ein nicht zu hoher Wasserdruck.
Kohlrabi bekommt nur Blätter, aber keine Knollen
Auch bei diesem leckeren Gemüse kann man viel falsch machen:
Zu kühle Temperaturen: Vorgezogene Kohlrabi-Pflanzen sind empfindlich gegen Kälte. Schon bei unter 12 Grad ist es ihnen zu kalt. Sie bilden viele Blätter aus, aber keine Knollen. Daher bitte nicht zu zeitig auspflanzen.
Zu tief gepflanzt: Bitte nur so tief einpflanzen, wie sie im Anzuchttopf stehen. Auch wollen sie den richtigen Abstand – rund 30 Zentimeter zwischen den Pflanzen und den Reihen sind ideal.
Pflegefehler: Zu viel oder zu wenig Wasser, zu große Schwankungen bei den Wassergaben, zu viel Dünger. Genau wie bei Radieschen führen diese Unzulänglichkeiten zu ausbleibenden, geplatzten oder holzigen Knollen. Auch wird Kohlrabi nicht besser, wenn er zu lange auf dem Beet stehen gelassen wird.
Nicht auf den richtigen Anbauabstand geachtet: Kohlrabi darf, wie alle Kohlgewächse, an derselben Stelle nur alle fünf bis sieben Jahre angebaut werden. Pilzerreger der Kohlhernie überdauern nämlich mehrere Jahre im Boden und können die Pflanzen befallen, sie bilden keine Knollen.
Langsam wachsende Sorte: Manche Kohlrabi-Sorten brauchen länger zur Knollenbildung. Der bekannte und beliebte „Superschmelz“ setzt reichlich Blätter an, bevor die Riesenknollen entstehen.
Wintergemüse wächst nicht richtig
Wer im August noch Wintergemüse gesät hat, stellt nun vielleicht fest, dass die Samen zwar noch gut aufgelaufen sind und die Pflanzen auch noch eine Weile gewachsen sind, nun aber klein bleiben. Das liegt vielleicht daran, dass der Boden zu kalt ist oder dass zu spät ausgesät wurde.
Ob die Gemüse im Winter zur Erntereife gelangen, hängt davon ab, wann der erste Frost zu erwarten ist. Das ist in der Region meist im November der Fall (außer im Oberharz, da kann der Winter schon früher einen frostigen Gruß senden). Deshalb sollten schnell wachsende Gemüse eineinhalb Monate vorher, mittelschnell wachsende zweieinhalb Monate vorher und langsam wachsende sogar dreieinhalb Monate vorher gesät werden. Beginnt man zu spät, erreichen die Pflanzen nicht die zum Ernten nötige Größe, weil kalte Luft und kalter Boden das Wachstum stark hemmen. Im schlimmsten Fall gehen die Jungpflanzen ein.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Man muss sich mit der Fruchtfolge, sprich den Pflanzenfamilien auskennen. Denn Gemüse, die derselben Familie angehören und direkt nacheinander ins Beet kommen, wachsen nicht optimal. Auch der Nährstoffbedarf ist wichtig. Auf einen Starkzehrer wie Zucchini sollte für den Winter kein weiterer Starkzehrer folgen. Die zweite Pflanze hat sonst zu wenige Nährstoffe zur Verfügung und wird schwächlich, geht vielleicht sogar ein.