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Fußball-Bundesliga

Übermächtige Bayern im „Rock ‚n‘ Roll“-Feeling nach Paris

Vincent Kompany meldete sich mitten in der PSG-Vorbereitung mit einer Video-Botschaft bei den Mitgliedern.

Vincent Kompany meldete sich mitten in der PSG-Vorbereitung mit einer Video-Botschaft bei den Mitgliedern. Foto: Harry Langer/dpa

Der FC Bayern sonnt sich auf seiner Mitgliederversammlung im aktuellen Siegesrausch. Beim 3:0 gegen Leverkusen gelingt Coach Kompany ein Rotations-Coup vor der bislang größten Saison-Prüfung.

Von Klaus Bergmann und Christian Kunz, dpa Sonntag, 02.11.2025, 13:10 Uhr

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München. Der gerade unfehlbar wirkende Aufstellungs-Tüftler Vincent Kompany stimmte seine national übermächtigen Bayern nach Saisonsieg Nummer 15 auf einen „Rock ‚n‘ Roll“-Abend in Paris ein. 

Vor der großen Champions-League-Prüfung im Parc des Princes gegen Titelverteidiger Paris Saint-Germain hatte der belgische Trainer den Sound für den Mitgliederkonvent schon vor dem Frankreich-Trip gesetzt. Auch ohne den ersten Sturm um Harry Kane rauschten die Bayern zu einem verblüffend lockeren 3:0 (3:0) im Bundesliga-Topspiel gegen Bayer Leverkusen.

Im überbordenden Mia-san-mia-Gefühl genossen die Vereinsbosse um den mit über 93 Prozent Ja-Stimmen wiedergewählten Präsidenten Herbert Hainer (71) am Sonntag ihren Platz auf der Bühne. In der ersten Stuhlreihe vor ihnen hatte sich neben dem mit Beifall bedachten Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß unter anderen Ehrengästen auch der SPD-Vorsitzende und Finanzminister Lars Klingbeil platziert. Der bekennende Bayern-Fan musste sich bei der Begrüßung auch ein paar Pfiffe anhören. 

Kompany, von Hainer als „Identitätsmagnet“ gerühmt, meldete sich in einer kurzen Video-Botschaft zu Wort. Der 39-Jährige versprach, alles für „eine erfolgreiche Saison“ zu tun. In den BMW Park kommen konnte Kompany mitten in der parallel laufenden Vorbereitung auf den PSG-Kracher nicht. 

Hainer: Grüßen wieder von der Spitze

Die Versammlung des neuerdings 432.500 Mitglieder zählenden Vereins stand im Zeichen von 125 Jahren FC Bayern. „Aus Träumen geboren, von Legenden geprägt, bereit für die Zukunft“, sagte Hainer in seiner Rede. „Wir grüßen auch heute wieder die Konkurrenz von der Spitze. Weil der FC Bayern nicht träumend vor seinem Trophäenschrank steht, sondern weil wir hungrig bleiben.“ 

Das finanzielle Fundament steht. Ein weiterer Rekordumsatz von 978,3 Millionen Euro sorgte für ein Lächeln bei Vorstandschef Jan-Christian Dreesen, der den von 43,1 auf 27,1 Millionen Euro gesunkenen Jahresüberschuss mit Investitionen erklärte: „Wir wollen den maximalen sportlichen Erfolg und nicht den maximalen ökonomischen Gewinn.“

Ein seltenes Bild: Harry Kane im Reservisten-Shirt beim Münchner Torjubel.

Ein seltenes Bild: Harry Kane im Reservisten-Shirt beim Münchner Torjubel. Foto: Tom Weller/dpa

Man könne sich „jeden Transfer leisten, den wir machen wollen. Aber wir wollen nicht jeden Transfer machen - und schon gar nicht um jeden Preis“, sagte Dreesen. Hainer betonte stolz: „Wir hängen nicht am Tropf eines Investors. Für die DNA des FC Bayern gibt es keine Ablöse.“ Zu viel Selbstverliebtheit? Zu viel „Mia san mia“, das auf der Leinwand prangte? 

Es sagt freilich etwas über den FC Bayern und die Bundesliga aus, wenn der Rekordmeister den Titelrivalen der vergangenen zwei Spielzeiten auch ohne etliche seiner Besten wie Kane, Michael Olise, Luis Díaz, Dayot Upamecano oder Aleksandar Pavlovic in der Startelf auf Zwergenmaß zurückstutzt.

Kompany nimmt jedes Bundesligaspiel ernst. Aber seine Mission und Vision ist es, in Europa wieder ganz oben zu thronen, über PSG, über Real Madrid, über Manchester City. Und darum hatte er das Leverkusen-Spiel dem Paris-Knaller total untergeordnet. 

Kompanys Plan: „Ein topfitter Harry in Paris“

„Klar sind wir immer besser, wenn Harry spielt und in Topform ist“, sagte Kompany. „Aber es hat sich so angefühlt, dass es jetzt ein Moment war für die anderen Jungs. Und dann haben wir einen topfitten Harry in Paris“, erklärte Kompany: „Dienstag wird höchste Intensität sein. Wir können frei und voll in dieses Spiel gehen. Wir haben es uns verdient, ein bisschen Rock ‚n‘ Roll zu haben da.“

Der Macher der Münchner Siegesserie: Vincent Kompany scheint gerade alles zu gelingen.

Der Macher der Münchner Siegesserie: Vincent Kompany scheint gerade alles zu gelingen. Foto: Tom Weller/dpa

Die Bayern brauchen jetzt einen Gegner, der ihre wahre Größe aufzeigen wird. „Den Club-Weltmeister haben wir geschlagen zu Hause“, erinnerte Sportvorstand Max Eberl an das 3:1 gegen den FC Chelsea: „Jetzt kommt der Champions-League-Titelverteidiger. PSG war das Maß der Dinge in der vergangenen Saison.“ Geht es noch größer als im Prinzenpark?

Sportvorstand Eberl freute sich aber vorher diebisch über die geglückte Kompany-Aufstellungsnummer gegen ein Leverkusener Umbruch-Team, das sich erstaunlich brav von einer feurigen Münchner „B-Elf“ dominieren ließ. 

Eberls lobt zweite Reihe

„Ich glaube, am Anfang haben viele gedacht: Oh, was ist passiert heute?“, sagte Eberl. Den möglichen „Moment der Hoffnung“ beim Gegner hätten die Jungs aus der zweiten Reihe dann aber mit einer „super-dominanten ersten Halbzeit erledigt“, schwärmte Eberl.

Serge Gnabry, Nicolas Jackson und Loic Badé mit einem Eigentor sorgten früh für klare Verhältnisse. „Jeder weiß, was er zu tun hat. Das Selbstvertrauen ist da, egal auf welcher Position, egal wer anfängt“, sagte Kapitän Manuel Neuer.

„Du kannst aus Angst immer auf deine Topspieler setzen“, erklärte Kompany. Was er am Samstagabend ausführte, war keine Handlung eines Hasardeurs, sondern Kalkül. Und ein Learning aus seiner ersten Bayern-Saison. 

Kompany vertraut allen Spielern, um besser gewappnet zu sein, falls es im Frühjahr 2026 wieder zu einem personellen Notstand mit verletzten Topspielern kommen sollte wie beim Viertelfinal-Aus gegen Inter Mailand in diesem Jahr. 

Die Bischof-Erfindung und die Jackson-Rolle 

„Das fällt nicht vom Himmel“, sagte Eberl zum aktuellen Bayern-Momentum. Der kleine Kader entwickelt plötzlich eine erstaunliche Breite, weil Kompany die Reservisten in Spielrhythmus bringt und dazu neue Varianten schafft. So erfindet er den jungen Tom Bischof als Linksverteidiger, der dann mit „einem Weltklassepass“ (Eberl) das erste Tor von Gnabry überragend vorbereitet.

„Ich nehme es an, es macht mir extrem Spaß“, sagte Bischof. Der 20-Jährige kam als Mittelfeldspieler aus Hoffenheim, und auch Eberl hatte ihn dabei nicht als Option für links hinten im Sinn, wie er zugab. Oder der teure Leihstürmer Jackson: Der 24-Jährige köpfte sein Premierentor in der Bundesliga und erfüllte gegen Leverkusen perfekt die ihm zugedachte Rolle. „Er hat das gebracht, was wir uns vorstellen. Harry (Kane) ein Stück weit zu entlasten“, sagte Eberl. Es funktioniert gerade alles bei den Kompany-Bayern. Auch in Paris? 

Nicolas Jackson köpft sein Premieren-Tor in der Bundesliga.

Nicolas Jackson köpft sein Premieren-Tor in der Bundesliga. Foto: Tom Weller/dpa

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