Studenten heben Bad Harzburgs alten Fotoschatz

Benedikt Vidic und Franziska Hradilak analysieren Stärken und Schwächen des „aus den Fugen“ geratenen Bildarchivs der Bad-Harzburg-Stiftung und suchen im insgesamt siebenköpfigen Team nach neuen Lösungen. Foto: HPI
Nichts geht mehr. Diesen Eindruck erweckt aktuell das Herbert-Ahrens-Fotoarchiv, in dem unter www.bad-harzburg-stiftung.de zigtausende Harzer Pressefotos aus den Jahren 1945 bis 1996 zugänglich gemacht werden. Nach mehr als 10.000 gescannter Fotos herrscht Funkstille. Doch der äußere Eindruck täuscht: Am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam tüfteln sieben Studentinnen und Studenten im Rahmen ihres Bachelorprojektes daran, das Fotoarchiv vor allem in der Interaktion mit dem Nutzer deutlich aufzuwerten.
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Bad Harzburg/Potsdam. Die Bad-Harzburg-Stiftung hofft, mit dem starken Partner die wachsenden Probleme rund um das Fotoarchiv in den Griff zu bekommen. Dabei geht es sowohl um die Verarbeitung der Bilder als auch noch mehr um das Sammeln und Einarbeiten von Informationen, die Zeitzeugen beisteuern können. Auf beiden Feldern war die allein ehrenamtlich gemanagte Stiftung an Grenzen gestoßen.
Das Scannen und Erfassen der Fotos ist bislang ein Ein-Mann-Unternehmen. Eine Ursache dafür liegt darin, dass die Arbeitsschritte erweiterte Software-Kenntnisse und Hardware-Ausstattung erfordern.
Weit gravierender jedoch machte sich bemerkbar, dass die eingehenden Informationen zu den Fotos kaum noch einzuarbeiten waren. Dies lag zum einen an der erfreulichen Menge, denn allein im ersten halben Jahr nach dem Start im Oktober 2020 waren fast 200.000 Seitenaufrufe zu verzeichnen. Zum anderen aber bremst der vergleichsweise umständliche Weg den Informationsfluss. So hinkt das Stiftungsteam bei der Einarbeitung der Informationen weit hinterher. Dies soll nun deutlich besser werden, denn in dem bei Professor Robert Hirschfeld angesiedelten Bachelorprojekt „Wenn den Bildern die Worte fehlen“ geht es darum, die Abläufe rund um das Foto-Archiv einfacher zu gestalten und zugleich die Möglichkeiten der Interaktivität mit Zeitzeugen zu verbessern. Sowohl im Internet als auch bei Veranstaltungen, welche die Bad-Harzburg- Stiftung rund um das Ahrens-Foto-Archiv plant.
Das Fachgebiet von Professor Hirschfeld erforscht Möglichkeiten, das Entwickeln von Software, sowohl für professionelle als auch für nichtprofessionelle Programmierer, leichter und angenehmer zu gestalten. Die Gruppe untersucht Methoden und Werkzeuge, die das Verständnis und die Entwicklung von Konzepten und Designs komplexer Softwaresysteme unterstützen. Die Bad-Harzburg-Stiftung hofft darauf, im kommenden Jahr mit einem „neuen“ Archiv auch im Interesse der Stadtgeschichte richtig durchstarten zu können. Die Bachelorprojekte entwickeln dabei meist Prototypen, die den Projektpartnern beim Auskundschaften neuer Ideen und Ansätze helfen sollen. Ob das von den Studentinnen und Studenten entwickelte System also später genauso von der Stiftung übernommen wird oder werden kann, wird sich erst zu einem späteren Zeitpunkt zeigen.

Herbert Ahrens 1963 in Aktion beim Salzfestumzug. Foto: Ahrens-Archiv
Zunächst einmal werden neue Fotos derzeit „auf Halde“ gescannt. Eingespielt werden sollen sie eventuell Ende des Jahres. Derweil kann sich die Bürgerstiftung selbst an einem Foto aus Potsdam erfreuen, dass die Vorstellung der Bachelorprojekte zeigt. Auf dem Screenshot prangt das Bad Harzburger Bahnhofsfenster als Logo der Bad-Harzburg-Stiftung neben renommierten Projektpartnern wie dem Softwaregiganten SAP, dem Mount-Sinai-Hospital, dem Navigationssoftware-Entwickler tomtom und den Schweizerischen Bundesbahnen. Gute Gesellschaft, die die Hoffnung auf ein gutes Ergebnis stärkt.