So tippt der Harz das deutsche Abschneiden
Gibt es eine Neuauflage dieser Jubelszenen? Die Braunlagerin Franziska Busch glaubt, dass die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft wie vor vier Jahren wieder in den Kampf um die Medaillen eingreifen kann. Foto: Karmann/dpa
Gute Chancen im Biathlon und Skispringen, maue Aussichten vor allem im Skilanglauf: So prognostizieren Harzer Trainer und Verantwortliche das deutsche Abschneiden bei den Olympischen Winterspielen in Peking. Und so sehen die Tipps genau aus.
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Wie gut ist die Form, was sind die Ziele und wie groß sind die Chancen auf eine Medaille? Am Freitag sind die Olympischen Winterspiele in Peking eröffnet worden. Und wie immer gibt es vor dem ersten Wettkampftag mehr Fragen als Antworten. Die GZ hat mit Harzer Trainern über ihre Sportart gesprochen, nach Einschätzungen und Erwartungen gefragt und wollte eine Medaillenprognose wissen.
Sven Münch/SC Buntenbock: Die Ergebnisse der bisherigen Saison haben ihn nicht überzeugt, auch wenn es zuletzt ein wenig bergauf ging. „Ich habe keine Erwartungen“, sagt der Landestrainer. „Wenn Einzelplatzierungen unter den Top Ten herauskommen, ist das sehr gut.“ Das traue er aber nur Katharina Hennig und Victoria Carl zu. Eventuell sei auch in der Staffel der Damen eine vordere Platzierung möglich – mehr aber nicht. „Ich denke eher, dass sich vieles zwischen den Plätzen zehn und 30 abspielen wird“, sagt Münch.
Bei den Männern sehe er zu große Schwankungen in den Leistungen, andere Nationen seien ein gutes Stück enteilt. Münch glaubt, dass in dem System zu früh aussortiert oder in jungen Jahren zu hart trainiert wird. Das führe dazu, dass sich alles auf nur wenige Sportler konzentriert. Und wenn diese ausfallen, klaffe eine Lücke. „Die Weltspitze ist sehr eng zusammen. Es sind teilweise wirklich nur Sekunden, die über mehrere Plätze entscheiden.“
Medaillenprognose: 1
Michael Schwarz/SC Buntenbock: Die Hoffnungen ruhen auf Karl Geiger. Dem deutschen Vorzeige-Adler traut der Sprungrichter am ehesten eine Medaille zu. Und wenn es gut für ihn läuft, sogar mehrere. „Ich hoffe, dass er den Flow mitnehmen kann mit dem Selbstbewusstsein der vergangenen Siege“, sagt Schwarz. Bei den Damen sieht er nur Katharina Althaus mit Außenseiterchancen auf eine vordere Platzierung. Alle anderen Skispringerinnen hätten im Moment nicht das Niveau. „Die anderen springen ihrer Form hinterher.“
Ob Markus Eisenbichler für eine Medaille in Frage kommt, hängt von vielen Faktoren ab. Er habe starke Schwankungen in seinen Leistungen, auch sei vieles vom Gefühl und den äußeren Umständen abhängig. „Bei ihm muss alles passen, damit er mal zwei gute Sprünge hintereinander rausbringt“, sagt Schwarz. Große Vorfreude auf Olympia gibt es bei ihm nicht, das Drumherum könne er nicht ausblenden.
Medaillenprognose: 4
Franziska Busch/Braunlage: Bei den vergangenen Olympischen Spielen in Pyeongchang hat die deutsche Herren-Nationalmannschaft mit der Silbermedaille für viel Furore gesorgt. Daran will das Team anknüpfen, was Busch für möglich hält. „Die sind mental stark, voller Vorfreude und auch qualitativ in Europa sehr gut aufgestellt“, sagt die U18-Frauen-Bundestrainerin. Ziel müsse es sein, um die vorderen Plätze mitzuspielen.
Dass das Team vor vier Jahren Silber gewonnen hat und noch zehn Spieler von damals dabei sind, könne sich als Vorteil erweisen. „Ich glaube schon, dass das auf die Mentalität der Mannschaft großen Einfluss hat“, sagt Busch. Vor allem jüngere Spieler hätten gesehen, dass eine Medaille bei Olympia möglich ist. Zudem sei die mediale Aufmerksamkeit jetzt viel größer, was der Entwicklung der Sportart gut tue. Auf die Spiele in Peking blickt Busch noch sehr aus der Sicht einer Athletin, Olympia sei noch immer das größte Sportereignis der Welt.
Medaillenprognose: 1
Rico Uhlig/SC Buntenbock: Die Erwartungen sind zweigeteilt: Den Männern traut Uhlig durchaus die eine oder andere Medaille zu, den Frauen nach den bisherigen Ergebnissen im Weltcup jedoch nicht. „Ich denke durchaus, dass die Männer an einem guten Tag in der Lage sind, in die Medaillenränge reinzulaufen“, sagt der Landestrainer. Bei den Frauen müsse hingegen „ein kleines Wunder“ passieren, damit es Edelmetall gibt. Selbst eine Staffelmedaille hält Uhlig für „sehr schwierig“.
Dafür gibt es aus seiner Sicht mehrere Gründe: Zum einen sei in dieser Saison das generelle Ausgangsniveau im Laufen nicht ausreichend, um in der Weltspitze mitzuhalten. Das wirke sich auch auf das Schießen aus. „So, wie es in diesem Winter in der Weltcup-Saison war, reicht die Laufleistung definitiv nicht aus, um irgendwie ansatzweise da mitzumischen“, sagt Uhlig. Die Männer hätten hingegen bewiesen, dass der Formaufbau in die richtige Richtung gehe.
Medaillenprognose: 4
Henning Röbbel/SC Bad Grund: Aufgrund der Vielzahl an Disziplinen und Wettbewerben fallen die Erwartungen sehr unterschiedlich aus. Bei den Speed-Herren ist im Moment nicht mehr als ein Platz unter den besten zehn Startern möglich. „Eine Medaille wäre aus meiner Sicht eine absolute Überraschung“, sagt der Sportwart Ski alpin. Auch in den technischen Disziplinen hält er einen Podestplatz für unwahrscheinlich. Da gehe es um einen Rang zwischen fünf und 15.
Bei den Damen sehen Röbbels Erwartungen anders aus. „Kira Weidle ist in der Abfahrt für eine Medaille gut“, sagt er. Sie könne aber auch die Top Ten verpassen. Und im Slalom ruhen die Hoffnungen auf Lena Dürr. „Wenn sie gut durchkommt und stabil fährt, dann kann sie aufs Podest fahren. Aber mehr als Bronze sicherlich auch nicht.“ Medaillenchancen sieht er außerdem im Teamwettbewerb und in der Kombination. Unabhängig von den Erwartungen hält sich Röbbels Freude auf die Spiele in Grenzen. „So gering wie in diesem Jahr war die Vorfreude noch nie“, sagte er. Dem Ganzen stehe er „extrem kritisch“ gegenüber.
Medaillenprognose: 2