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Zandile Tshabalala im Mönchehaus Museum

Schwarze Frauen abseits von Dschungelromantik

Zandile Tshabalala (Mitte) beantwortet die Fragen ihrer Tutorin Donna Kukama (li.) und die von Übersetzerin Dagmar Mönnecke-Koroma (re.).  Foto: Kammer

Zandile Tshabalala (Mitte) beantwortet die Fragen ihrer Tutorin Donna Kukama (li.) und die von Übersetzerin Dagmar Mönnecke-Koroma (re.). Foto: Kammer

„Ja, ich will Stereotype umdrehen“, bekennt Zandile Tshabalala. Die Kaiserring-Stipendiatin des Jahres 2021 stellte sich im Mönchehaus-Museum den Fragen der Kunstinteressierten und denen ihrer ehemaligen Tutorin Donna Kukama.

Von Catrin Kammer Montag, 15.11.2021, 16:21 Uhr

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Kukama, Künstlerin, Kreativ-Forscherin und Kunstvermittlerin aus Berlin, stammt ebenfalls aus Südafrika – beide Frauen kennen sich von der Wits School of Arts in Johannesburg. Das Interesse an der Veranstaltung war groß, erstmals war die Künstlerin live zu erleben. Zur Preisverleihung hatte sie coronabedingt noch per Video zugeschaltet werden müssen.

Stereotype also, um welche geht es? Schwarze Frauen als Objekt der Begierde, gewandet in Animal Prints? Nein, bei Zandile Tshabalala sind die Frauen stark und selbstsicher, aufmerksam mustern sie den Betrachter. Und ja, auch die Animal-Prints gibt es, humorvoll versteckt beispielsweise in Leoparden-Socken.

Die sympathische Künstlerin berichtet, dass sie mit der Malerei erstmalig an der High-School in Kontakt gekommen sei: „Ich lernte dort die westlichen Künstler kennen, diese waren mir zunächst sehr fremd und unzugänglich, aber gerade dadurch interessant.“ Und so verliebte sich Zandile Tshabalala in die Kunst.

Doch die Darstellung der schwarzen Frau fehlte ihr, abseits von Exotik und Dschungelromantik. Die Malerin will das normale, selbstbewusste Leben der schwarzen Frauen darstellen, beim Bücherlesen, beim Betrachten eines Sonnenuntergangs, beim Auflegen einer Schönheitsmaske. „Der Betrachter soll Eingang in meine Räume finden“, bestätigt sie. Wobei „meine“ wörtlich zu nehmen ist, denn oft stellt sie sich selbst dar oder Freunde, Familie, kurz „Menschen, zu denen ich eine tiefe Beziehung habe“. Liebe und Zuneigung stünden im Fokus, aber auch der Versuch, „eine Welt hinter der realen Welt zu zeigen“.

Da liegt dann eine schwarze Frau entspannt auf einem luxuriösen Sofa in Orange, während sich hinter ihr die Tapete ablöst und der Putz sichtbar wird. Die schwarze Frau aber dominiert mit ihrem provokativen Blick das beeindruckende Bild, sie fordert den Betrachter heraus, als wolle sie ihm sagen: „Ich kann mich in andere Rollen träumen, ich habe eine radikale Vorstellungskraft“. Die schäbige Umgebung peppt die Dargestellte mit schönen Dingen auf, die Klasseneinteilung werde aufgehoben.

Eine Publikumsfrage betraf das Schwarz der Haut: Es ist kein Braun, sondern tiefes Schwarz, warum? Die Künstlerin erklärte, dass sie die Farbe bewusst gewählt habe: „Das Schwarz verleiht den Frauen Würde, es soll den Stolz auf die schwarze Haut ausdrücken, statt sie lächerlich zu machen.“ Dafür brauche es Vertrauen und Selbstsicherheit, das „Schwarzsein werde in offensiver, aber auch sinnlicher Weise gezeigt“. Für letzteres stehen symbolisch die sehr roten Lippen. Die Künstlerin bekräftigte: „Meine Betrachter sollen etwas über mich erfahren, über unser Leben.“ Das, so waren sich die Anwesenden einig, gelingt hier. Die Bilder entführen in eine interessante Welt – sie wecken mehr Verständnis füreinander, als es Sonntagsreden könnten.

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