Rehasport: Wenn im Alter die Knochen knarzen
Martina Gödecke lässt sich für die Stunden immer neue Übungen einfallen. Hier stempelt sie „Briefmarken für die Weihnachtspost“, wie sie das kreisförmige Aufsetzen des Stabs bezeichnet, um Schulter und Nacken zu mobilisieren. Foto: Neuendorf
Es geht nicht um Höchstleistungen, sondern darum, Beweglichkeit zu fördern und Mobilität zu erhalten. Das ist das Ziel der Reha-Sportgruppe Orthopädie des MTV Goslar, der die GZ bei einer Übungsstunde über die Schulter geschaut hat.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Erika Taeger bringt es auf den Punkt. „Alter ist nichts für Feiglinge“, sagt sie und spielt auf die zunehmenden Einschränkungen an, die sich im Laufe der Zeit einstellten. Aber, jeder könne auch etwas dagegen tun. So wie sie und 15 andere Motivierte beim Rehasport Orthopädie, den der MTV Goslar unter der Leitung der ausgebildeten Trainerin Martina Gödecke anbietet – 18 Monate lang sogar auf Krankenschein.
Für Gödecke ist das Unterrichten ihrer Gruppe keine anstrengende Arbeit, sondern Spaß am Job. „Besser kann man sein Geld nicht verdienen“, sagt die 58-Jährige.
Hauptamtliche Trainerin
Seit Oktober 2022 hat sie eine Festanstellung beim MTV, bietet rund zehn Stunden in der Woche Reha-Sport und Kinderturnen an. Und das kommt an und hilft. Erika Taeger habe nach der Rente bemerkt, dass Bewegung schwerer fiel. „Es ist schwierig das zuzugeben, dass nichts mehr funktioniert“, sagt die 70-Jährige, die mit dem Krebs zu kämpfen hatte und unter Arthrose leidet. In der Gruppe fühlt sie sich wohl: „Martina macht das sehr erfrischend und korrigiert sehr liebevoll.“
Der Umgang mit Menschen hat Gödecke stets begleitet. 1982 ist sie als Krankenschwester nach Goslar gekommen. „Dann habe ich meinen Chef geheiratet.“ Es folgte ein Umzug nach Bayern für den Posten als Chefarzt. „Irgendwann wollte ich aber nicht mehr mit meinem Mann gemeinsam arbeiten.“ Sie machte Trainerscheine und trainierte Mitarbeiter von Boeing, Lufthansa und anderen Großunternehmen.
Weitermachen auch ohne Rezept
Auch Eva Loksch hat im Süden Deutschlands gelebt und ist aus Nürnberg nach Goslar gezogen. Die 62-Jährige hat eine angeborene Wirbelsäulenerkrankung, ist seit April dabei und von der Wirkung des Trainings überzeugt. Nach Ablauf der ärztlichen Verordnung überlegt sie, in den MTV einzutreten, um weitermachen zu können. Wenn eine Gruppe kleiner als 15 Menschen ist, die auf Rezept kommen, dürfen Vereinsmitglieder ohne Verschreibung teilnehmen.
Erika Taeger (l.) und Eva Loksch können sich gut vorstellen, auch nach der vom Arzt verordneten Rehamaßnahme mit dem Sport weiterzumachen. Foto: Neuendorf
Martina Gödeckes Mann ist inzwischen im Ruhestand, daher die Rückkehr nach Goslar in das eigene Haus. Nicht nur die Mobilisation der Gelenke sei beim Training wichtig, auch die psycho-sozialen Kontakte, erzählt die Trainerin, die insgesamt acht Kinder mit ihrem Mann großgezogen hat.
Leistungsfähigkeit wird automatisch besser
„Das schaffe ich nicht“, sagt Norbert Hildebrandt. Der 74-Jährige stößt bei einer Übung an seine Grenzen. „Halt dich am Tor fest, dann geht es besser“, ermutigt Gödecke den ehemaligen Bauarbeiter, wenigstens einen Teil der Bewegung auszuführen. Beim Rehasport geht es schließlich nicht um Höchstleistungen, sondern darum, Beweglichkeit zu fördern und Mobilität zu erhalten. Die körperliche Leistungsfähigkeit wird dabei automatisch verbessert.
Hildebrandt erzählt später, für eine kurze Zeit einmal Wassergymnastik gemacht zu haben, dann hat er aber zu lange pausiert. „Jetzt will ich mich wieder besser bewegen können“, sagt er und greift nach dem Torpfosten. Schließlich möchte auch er kein Feigling sein.
Kontakt: MTV Goslar, Telefon (05321) 23571, Internet: www.mtv-goslar.de