Erinnerungslücken erschweren Aufklärung im Klette-Prozess
Daniela Klette soll laut Anklage beim Überfall in Bochum das Fluchtfahrzeug gefahren haben. Foto: Sina Schuldt/dpa
Im Prozess gegen Daniela Klette steht der Überfall auf einen Supermarkt in Bochum vor 19 Jahren im Mittelpunkt. Zeugen können sich nur noch lückenhaft erinnern. Es bleiben viele Fragen offen.
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Verden. Im Prozess gegen die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette hat das Landgericht Verden sich mit einem bewaffneten Raubüberfall auf einen Supermarkt in Bochum-Wattenscheid Ende Dezember 2006 beschäftigt. Zwei Zeugen hatten Mühe, sich an ihre Beobachtungen vor 19 Jahren zu erinnern.
Ein heute 68-Jähriger, der damals im Lager des Marktes arbeitete, berichtete, wie er an einer Seitenstraße seiner Arbeitsstätte am Morgen des Tattages ein Auto in der Nähe eines Notausgangs bemerkt habe. Darin habe er eine kleinere Person mit einer Kapuze oder Mütze wahrgenommen, die sich weggedreht habe, als er vorbeigegangen sei. Das Auto sei ihm aufgefallen, da zu der frühen Uhrzeit dort normalerweise noch kein Auto parke, sagte der Mann aus Gelsenkirchen. Erst Stunden später habe er erfahren, dass der Markt überfallen worden war.
An weitere Angaben, die er damals gegenüber der Polizei machte, konnte er sich nicht mehr erinnern. Den Beamten hatte er bei seiner Vernehmung im Jahr 2006 gesagt, die Person hinter dem Steuer sei der Statur nach eine Frau gewesen. Auch habe er den Eindruck gehabt, dass die Person nicht erkannt werden wollte. Selbst das gestohlene Kennzeichen konnte er kurz nach der Tat der Polizei noch nennen, wie der Vorsitzende Richter ihm vorhielt.
Zeuge sieht Auto mit beschlagenen Scheiben
Ein 72-jähriger Zeuge aus Bochum berichtete ebenfalls von einem parkenden Wagen an derselben Stelle. Weil sämtliche Scheiben beschlagen gewesen seien, habe er aber nicht ins Innere blicken können. Der Pkw sei ihm deswegen auch aufgefallen. Weil der Motor gelaufen sei, hätten die Scheiben nicht beschlagen sein dürfen, sagte er. An weitere Details erinnerte er sich nicht. Der Rentner wusste nicht einmal mehr, dass er nach der Tat bei der Polizei als Zeuge vernommen wurde.
Trio soll in Bochum 160.000 Euro beutet haben
Laut Staatsanwaltschaft sollen sich am 27. Dezember 2006 Klettes mutmaßliche Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub maskiert und mit Waffengewalt Zugang zum Kassen- und Tresorraum des Supermarktes verschafft haben. Mehrere Mitarbeiterinnen seien mit einer Pistole bedroht und aufgefordert worden, sich auf den Boden zu legen. Die beiden Männer sollen rund 160.000 Euro in einen mitgebrachten Rucksack und eine Tasche gepackt haben und damit durch den Notausgang geflogen sein. Dort soll Klette in einem zuvor in Hagen aus einer Tiefgarage gestohlenen Auto auf die Täter gewartet haben. Den dreien gelang unerkannt die Flucht.
Die 67-jährige Daniela Klette steht seit März vor Gericht, weil sie gemeinsam mit Garweg und Staub zwischen 1999 und 2016 mehrere Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein überfallen haben soll, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Dabei soll die Bande mehr als 2,7 Millionen Euro erbeutet haben. Von Staub und Garwig fehlt weiter jede Spur.
Weitere Zeugenbefragungen geplant
Die Verhandlung wird am Mittwoch fortgesetzt. Unter anderem sollen weitere Zeugen der Tat in Bochum angehört sowie das Vernehmungsprotokoll einer Zeugin vorgelesen werden, die krankheitsbedingt nicht vor dem Landgericht Verden erscheinen kann. Der Prozess gegen Klette ist nach bisheriger Planung noch bis Mitte nächsten Jahres terminiert.

Im Prozess gegen Daniela Klette haben die Zeugen deutliche Erinnerungslücken. Foto: Sina Schuldt/dpa

Das Landgericht beleuchtete einen Raubüberfall vor 19 Jahren. Foto: Sina Schuldt/dpa