Nils Petersen: Der Rekordtorjäger von der Ersatzbank

Nach seinem letzten Punktspiel für den SC Freiburg wird der Wernigeröder Nils Petersen gebührend verabschiedet. Foto: dpa
Authentisch und selbstreflektiert: So präsentiert sich der aus Wernigerode stammende Ex-Profi Nils Petersen auch als Buchautor. Der Rekordtorschütze des SC Freiburg bietet in „Bank-Geheimnis“ interessante Einblicke in das Profigeschäft.
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Im ersten Moment wundert man sich: Nils Petersen hat ein Buch herausgebracht? Gut, er ist mit 34 Toren als Einwechselspieler der Rekord-Joker in der Geschichte der Fußball-Bundesliga. Aber er gehörte nie zu den ganz großen Stars, bei denen es selbstverständlich ist, die Zeit als Profi mehr oder minder spannend zwischen zwei Buchdeckeln Revue passieren lassen.
Da es jedoch nicht viele Harzer gibt, die es auf die ganz große Fußballbühne geschafft haben, reicht allein schon diese Tatsache, das Buch des gebürtigen Wernigeröders mit gesteigertem Interesse in die Hand zu nehmen, das unter dem doppelsinnigen, aber leider nicht besonders originellen Titel „Bank-Geheimnis“ erschienen ist. Die anfängliche Skepsis weicht jedoch schnell. Denn der Wahl-Freiburger, der die Hälfte seiner 16 Jahre langen Profizeit für den Sport-Club im Breisgau auflief – wenn er nicht gerade die Ersatzbank drückte – hat etwas zu erzählen: Vor allem über Höhen und Tiefen im knallharten Geschäft Bundesliga.
Bayern München: „Zwei Nummern zu groß“
Unglücklicherweise landete der ein knappes Jahr vor der Wende geborene Wernigeröder schon sehr früh in seiner Karriere bei Bayern München, nachdem er zuvor ausschließlich für ostdeutsche Vereine auf Tore-Jagd gegangen war, unter anderem für den FC Carl Zeiss Jena und den FC Energie Cottbus. „Zwei Nummern zu groß“, meint Nils Petersen in der Rückschau auf seine Zeit in München, wo er als 23-Jähriger mit Superstars wie Franck Ribéry und Arjen Robben konkurrieren musste. Andere, die im Haifischbecken Bayern München untergegangen waren, brauchten erheblich länger, um andernorts wieder Fuß zu fassen. Nicht so Nils Petersen: Bei Werder Bremen, wohin ihn der deutsche Rekordmeister nach nur einem Jahr auslieh, sorgte er schnell als Torjäger für Furore, ehe er schließlich zum SC Freiburg wechselte. Dort fand er nicht nur sportlich, sondern auch privat eine neue Heimat.
„Selbstgespräche eines Fußballprofis“, wie im Buchuntertitel mit unfreiwilliger Komik angekündigt, sind es zum Glück nicht geworden. Vielmehr gewährt Nils Petersen mit bemerkenswerter Offenheit Einblicke in seine Gedankenwelt – und zwar so, wie man ihn kennengelernt hat: Authentisch und selbstreflektiert. Auch wenn er mit seinem Los als Bankdrücker streckenweise ein wenig zu sehr kokettiert, sichert er sich durch seine bescheidene und bodenständige Art viele Sympathien beim Leser.
Pflichtlektüre für den Nachwuchs
Man muss befürchten, dass Spielerpersönlichkeiten wie der Wernigeröder („Im wundervollen Harz geboren“) im zunehmend von Schickimicki-Tendenzen geprägten Zirkus Fußball zu Auslaufmodellen werden. Gleichwohl sollte das Buch, wie von Kölns Trainer Steffen Baumgart empfohlen, tatsächlich „als Wertevermittlung und Pflichtlektüre in jeder Nachwuchsabteilung ausliegen“.
Nils Petersen, Bank-Geheimnis, Selbstgespräche eines Fußballprofis, Herder, 18,- Euro