Miriam Paurat: EM-Gold mit ganz besonderer Note

Noch mal jubeln, bevor der Sport in den Hintergrund tritt: Miriam Paurat (li.), hier mit Teamkameradin Simone Braun, gewinnt in Portugal den Europameistertitel über 1500 Meter in der Altersklasse 45. Foto: Privat
Obwohl die Nordharzer Leichtathletin Miriam Paurat kurz vor den Hallen-Europameisterschaften in Portugal eine schwere ärztliche Diagnose erhielt, entschied sie sich für den Start - und wurde mit Gold belohnt.
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Dieser Titel ist ein ganz besonderer. Miriam Paurat, inzwischen in Harlingerode zu Hause und lange Jahre für den MTV Jahn Schladen aktiv, hat bei den Hallen-Europameisterschaften der Senioren in Braga (Portugal) Gold über die 1500 Meter der Frauen 45 gewonnen – und das, obwohl sie kurz zuvor eine niederschmetternde Nachricht erhalten hatte.
Wenige Tage vor der Abreise in den Süden wurde bei ihr eine Krebserkrankung diagnostiziert. „Wir haben uns aber nach intensivem Abwägen entschieden, trotzdem die Reise nach Braga anzutreten. Doch der Rucksack wog schwerer als gedacht“, berichtete Ehemann und Trainer Hans Paurat.
Seine Frau hatte für die Rennen über 800, 1500 und 3000 Meter gemeldet. Der 800-m-Vorlauf verlief eigentlich sehr gut, und die Nordharzerin kam als Schnellste weiter. Dann aber der Rückschlag: Weil der linke Fuß Probleme bereitete, verzichtete sie auf das Finale.
Über 3000 m verlief lange alles weitgehend nach Plan. Doch als es in die Endphase des Rennens ging, fehlte die Kraft, und es blieb der vierte Platz. „Auf internationalem Niveau bist du aber auch sofort weg vom Treppchen, wenn du nicht 100 Prozent bringst“, sagte die mehrfache Europameisterin.
„Das war für Miriam ein Tiefschlag und für mich die schwierigste Situation, der ich mich als Trainer stellen musste“, fügte ihr Mann an. Der folgende wettkampffreie Tag war daher ausschließlich mentaler Aufbauarbeit vorbehalten: Entspannung, Meditation und Reflexion.
Und tatsächlich kam es im abschließenden Lauf über 1500 Meter zum Happy End. In dem sehr taktischen Rennen lief Miriam Paurat fast die gesamte Distanz hinter der führenden Spanierin und vor einer Irin. Das Hauptfeld folgte mit einigem Abstand. Ausgangs der letzten Kurve waren die drei führenden Läuferinnen dann Kopf an Kopf, die Entscheidung fiel im Vollsprint. Erst wenige Meter vor der Ziellinie schob Paurat ihren Körper nach vorn und gewann. „Einen Lauf so zu gewinnen, ist ein Traum“, sagte sie.
Diese Goldmedaille werde nun zum Talisman für eine Rückkehr nach erfolgreichem Kampf gegen die Krankheit, sagte ihr Mann: „Wir werden dafür kämpfen, dass Miriam bei der nächsten Hallen-EM im polnischen Torun im März 2024 wieder um Platzierungen läuft.“ red/bga