Kuttelbacher Teich: Grüne Oase für Trendsportler und Naturliebhaber

Keine Kreidefelsen auf Rügen, aber viel Grün am Kuttelbacher Teich: Die Freiizeitaktivitäten, die sich hier bieten, ziehen nicht nur Kurgäste an.
Hahnenklee. Tausend Mal berührt, tausend Mal ist nichts passiert. Tausend Mal links liegen gelassen: Seine Lage von Goslar kommend kurz hinter dem Abzweig nach Hahnenklee hat dafür gesorgt, dass der Kuttelbacher Teich für viele Goslarer noch nicht über den Geheimtipp-Status hinaus gekommen ist. Dabei ist sein Wasser herrlich; und die Hahnenkleer sind stolz auf seine Trinkwasserqualität.
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Der Kuttelbacher Teich westlich von Hahnenklee (an der Straße nach Lautenthal) ist wie eine glänzende Medaille mit zwei unterschiedlichen Seiten: Hier können Einsamkeitsfanatiker ebenso auf ihre Kosten kommen wie geselligere Badegäste, die ein gastronomisches Angebot und einen Bootsverleih zu schätzen wissen. Fotos: Zietz (4) Kempfer (1)
Darüber hinaus hat Wittka, ein Original, das 2011 als „coolster Bademeister im Oberharz“ mit dem Ehrenpreis des Hahnenkleer Ortsrats ausgezeichnet wurde, offenbar einen grünen Daumen. Er kümmert sich um die gesamte Anlage und damit auch um die Blumenrabatten, nicht zuletzt für Besucherin Christina Wötzel aus Goslar ein wahrer Pluspunkt. Einige Blumen blühen sogar auf der Wasseroberfläche: Hinter herrlichen weißen Seerosen leuchten von Ferne einige Exemplare in pink.

Kuttelbacher Teich in Hahnenklee
Originale wie Wittka hat die Badestelle mehrere zu bieten. Die neue Pächterin der Gaststätte, Margrit Lamboy, hat am „Kuttelbacher“ schon die eine oder andere Saison als Angestellte gearbeitet. „Ein superschöner Ort“, urteilt sie. „Ich bin ein Meereskind“, verrät die Wahl-Goslarerin; ursprünglich kommt die „Küchenmutti“ des Kuttelbacher, so ihr „Dienstgrad“ auf dem T-Shirt, von Wyk auf Föhr. Wen wundert’s da, dass sie das richtige Händchen für ihre Badegäste hat? Maximal 280 sind das in Corona-Zeiten. Dazu gehören neben den Einheimischen die Urlauber und Fans wie eine Damengruppe aus Seesen, deren Mitglieder die Kombi aus Naturerlebnis und Gastronomie zu schätzen wissen. Das von der KFG gepachtete Café wird als „Familienunternehmen“ gewuppt – anders ginge das gar nicht, versichert die Küchenmutti, die nicht nur guten Kaffee kocht. Currywurst mit Pommes sind der Kassenschlager. Tochter Monja betreut als „Shakerlady“ die neue Cocktailbar, Schwiegersohn Benjamin ist der „Bootsboy“. Der Verleih verspricht Vergnügen: Tretboote, Schlauchboote, Ruderboote, Bretter zum Trendsport „Stand-Up-Paddling“ (Stehpaddeln) und ein quietschorangefarbenes Trike (Dreirad) müssen nicht lange auf Besucher warten.
Wer sich eher zu den deutschen Einsamkeitsfanatikern zählt und in seinem Urlaub bevorzugt in dünn besiedelten skandinavischen Ländern zu finden ist, muss den Kuttelbacher Teich aber nicht meiden. Er lässt den eingezäunten Badestellenbereich rechts liegen – und folgt dem Wanderweg entlang des frei zugänglichen Ufers. Wer dort seine Decke unter einem schattigen Baum auf weichem Waldboden ausbreitet und vom Rand aus ins Wasser steigt, der muss zwar hin und wieder mal einem Boot oder Brett ausweichen – ansonsten fühlt sich der Badegang an wie ein Besuch im einsamen Bergsee. „Eine grüne Oase“, schwärmt HTM-Geschäftsführer Christian Burgart, dem es bei so viel Qualität leicht fallen dürfte, hinter seinem neuen Marketingauftrag für Hahnenklee zu stehen.
Viele Hahnenkleer selbst verbinden Geschichte und Geschichten mit dem „Kuttelbacher“. Stadtbrandmeister Christian Hellmeier etwa, seit Juli fürs operative Geschäft bei der KFG unter Vertrag, verrät, dass er am Teich aufgewachsen ist: „Mein Vater war hier von 1957 bis 1972 Schwimmmeister, meine Mutter saß an der Kasse, meine Schwester ist hier geboren“, verrät er. Der Kuttelbacher Teich liegt ihm am Herzen. Dass er trotzdem manchmal an anderen Teichen fremd schwimmt, hat rein praktische Gründe: Erstens müsse er zu den Öffnungszeiten der Badestelle arbeiten, zweitens nehme er gerne den Hund mit – und der darf zwar mit an die Badestelle, aber dort nicht ins Wasser.
Wie sehr die Hahnenkleer sich mit dem Teich identifizieren, zeigte zuletzt die Gegenwehr gegen in Aussicht gestellte Feriendorfpläne. Die Planer kamen nicht einmal dazu, Näheres zu erörtern; schon formierte sich ein Freundeskreis gegen eine Bebauung. Momentan ist es ruhig geworden um das Thema. Der aktuelle Waldzustand hat denjenigen, die ihr Paradies so erhalten wollen, wie es ist, in die Karten gespielt. Eine Rodung gesunder Waldflächen scheint angesichts der verheerenden Schäden im Harz nicht opportun.
Entstehung: Der Kuttelbacher Teich wurde 1640 von Bergleuten angelegt. Badebetrieb seit 1930; Erneuerung des Gebäudes: 1976.
Funktion: Der Teich ist Teil des Oberharzer Wasserregals (Weltkulturerbe) und wurde für die Wasserwirtschaft des Bergbaus angelegt. Durch das Wasser konnten Wasserräder angetrieben werden. Es läuft über Wildemann und Lautenthal in die Innerste.
Wasserfläche: 42.000 Quadratmeter
Volumen: 164.000 Kubikmeter
Lage: Bei Hahnenklee nahe der L 516 in Richtung Lautenthal.
Erreichbarkeit: Mit dem Auto erreichbar (Parkplatz an der L 516). Aus Richtung Goslar der B 241 folgen, ab Kreuzeck der L 516 Richtung Hahnenklee/Lautenthal. Der Teich ist von Hahnenklee aus fußläufig (ab Kurpark) erreichbar.
Freizeitaktivitäten: Baden ist erlaubt. An der Badestelle (täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet) werden diverse Boote verliehen und Stand- Up-Paddling angeboten.

Dieses Team stemmt Bad, Boots- und Grillhüttenverleih, Gastronomie und Cocktailbar (v.li.): Margrit Lamboy, Benjamin Blaubacher, Olaf Wittka und Monja Lamboy.

Wunderschön ist die Natur am und auf dem Teich, auf dem die Seerosen blühen.

Blick in die Historie: Am 10. Juli 1934 wurde eine Wasserrodelbahn am Waldseebad eröffnet. Foto: Privat