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Eintracht Braunschweig

Interimstrainer Marc Pfitzner: „Das ist keine Spaßveranstaltung“

Marc Pfitzner gibt im Eintracht-Training den Ton an. Foto: Darius Simka/regios24

Marc Pfitzner gibt im Eintracht-Training den Ton an. Foto: Darius Simka/regios24

Am Freitagabend gibt Eintracht Braunschweigs Interimstrainer Marc Pfitzner gegen Fortuna Düsseldorf ein Debüt an der Seitenlinie. Während der Pressekonferenz am Donnerstag sprach der 39-Jährige über seine Gefühlswelt und die Arbeit seins Vorgängers.

Freitag, 27.10.2023, 14:30 Uhr

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Braunschweig. Am Freitagabend ist es soweit. Dann gibt Marc Pfitzner bei der Flutlicht-Partie gegen Fortuna Düsseldorf (18.30 Uhr) sein Debüt als Trainer von Fußball-Zweitligist Eintracht Braunschweig. Am Donnerstag sprach der 39-Jährige bei der Pressekonferenz über ...

Es ging Schlag auf Schlag, dass ich die Mannschaft von Montag an betreuen sollte. Ich habe natürlich gesagt, dass ich es mache und mich vor der Situation nicht drücke. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, wo wir jetzt am besten ansetzen können. Nach dem Spiel in Elversberg war es, glaube ich, richtig, dass wir etwas Lockerheit reinkriegen und dennoch den Fokus und eine gewisse Anspannung nicht verlieren. Wir hatten eine gute Trainingswoche. Außer Anthony Ujah ist niemand verletzt. Es war Zug im Training – wie gesagt: mit ein bisschen Lockerheit.

Ich bin durchweg ein emotionaler Mensch. Das ist kein Geheimnis. Das Spiel in Elversberg haben wir nach dem Abschlusstraining mit unserer U23 am NLZ gesehen. Wir waren schon sehr enttäuscht, wie die Partie abgelaufen ist. Mit dieser Stimmung bin ich dann ins Wochenende gegangen. Am Sonntag habe ich einen Anruf erhalten. Da ging es darum, wie es weitergehen kann. Als ich gefragt wurde, ob ich mir vorstellen kann, den Trainerposten zu übernehmen, habe ich gesagt: Ja, das mache ich. Ich nehme die Situation an und bin niemand, der sich dann verkriecht. Als die Meldung, dass ich Interimstrainer werde, veröffentlicht wurde, habe ich sehr viele Nachrichten von ganz verschiedenen Menschen bekommen – und brauchte auch einige Zeit, um jedem eine Antwort zu schicken.

Natürlich haben wir vor, neue Ideen einzubringen und den einen oder anderen inhaltlichen Impuls zu setzen. Die Lockerheit gehört dazu, trotzdem ist das keine Spaßveranstaltung hier. Wir wissen schon, in welcher Situation wir uns befinden. Ich selbst habe das Gefühl, dass von meiner Ansprache etwas ankommt. Das erhoffe ich mir natürlich. Wie es läuft, das werden wir sehen. Da bin ich selbst gespannt.

Wir haben unter Jens Härtel nicht nur schlechte Spiele gesehen. Die Partie gegen Elversberg war schlecht. Da brauchen wir nicht drum herumzureden. Die Duelle gegen Rostock und Paderborn waren gut. Was gefehlt hat, waren die Punkte. Deshalb ist eine Basis gesetzt. Vor allem mit dem Ball gab es Phasen, die richtig gut waren. Das versuchen wir zu verfeinern und noch etwas draufzusetzen, im Spiel gegen den Ball und in Umschaltmomenten – wir haben da unsere Ideen. In der kurzen Zeit haben wir erstmal einen Grundstein gelegt und ein paar Sachen angepasst.

Abgesehen von den Qualitäten als Spieler ist wichtig, dass man für Eintracht Braunschweig sein letztes Hemd gibt und sein Herz auf dem Platz lässt. Das wollen die Zuschauer sehen, das möchte ich sehen. Neben den sportlichen Inhalten sind das die Tugenden. Was die Einstellung angeht, bin ich nicht derjenige, der das aus den Spielern herauskitzeln muss. Ich werde mein Bestes geben, um vielleicht noch ein wenig mehr herauszuholen. Aber das ist die Grundvoraussetzung, wenn man am Freitagabend im Flutlicht-Spiel auflaufen möchte.

Wir haben unsere Magneten viel herumgeschoben. Wir haben uns schon unsere Gedanken gemacht, was am besten passt. Wie wir das Spiel gegen Düsseldorf angehen werden, möchte ich hier jetzt aber nicht kundtun. Das behalten wir für uns, sind uns aber sicher, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen werden.

Diesen Trainer-Effekt gibt es. Das sieht man immer wieder. Da werden für die Spieler die Karten neu gemischt und es entsteht eine leichte Aufbruchstimmung – ganz unabhängig von meiner Person oder einer Neuverpflichtung. Es ist aber klar kommuniziert worden, dass ich für die nächsten zwei Spiele hier bin und der Klub einen neuen Trainer sucht. Ich weiß, dass wir fünf Punkte auf dem Konto haben und wir möchten so schnell wie möglich raus aus dieser Situation. Es besteht Druck, wenn man unten steht. Unabhängig davon, ob ich als Chef- oder als Co-Trainer mit dabei bin.

Damit beschäftige ich mich aktuell nicht. Das Thema Fußballlehrer-Lizenz ist schon oft angesprochen worden. Die habe ich im Moment nicht. Deshalb ist es gar nicht möglich, dass ich das Amt längerfristig übernehme.

Es kribbelt definitiv. Es ist eine ungewohnte Situation, an der Seitenlinie und nicht auf dem Platz zu stehen und die Gegenspieler zu bearbeiten. Ich werde auf jeden Fall mein letztes Hemd geben. Alles, was ich tun kann, um die Situation in die richtige Richtung zu lenken, werde ich tun.

Torsten hat mir eine Nachricht zukommen lassen. Sein erstes Spiel war auch ein Heimspiel gegen Düsseldorf. Trotzdem ist das schon viele Jahre her und nicht ganz zu vergleichen mit der heutigen Situation.

Ich hatte als Spieler zum Ende hin doch mehrere Trainer. Anfangs war es lange Zeit nur Torsten Lieberknecht. Da habe ich viel mitgenommen. In Werder Bremens U23 habe ich etwa mit Florian Kohfeldt oder Alexander Nouri gearbeitet. Auch da habe ich viel gelernt. Und spätestens, als ich dort Co-Trainer in der U17 geworden bin, habe ich mir Gedanken gemacht über Trainingsformen und anderes. Da war dann klar, dass ich Trainer werden möchte. Man spricht immer von einer Spielphilosophie. Unter Torsten war es das Umschaltspiel. Trotzdem sind die anderen Phasen auch unheimlich interessant. Es macht viel Spaß, sich mit dem Spiel mit dem Ball zu beschäftigen. Daher gibt es nicht diese eine Sache, für die ich stehen werde. Man braucht eine Balance im Spiel.

In diesem Jahr hatte ich erstmals die Möglichkeit, mich für den Lehrgang zu bewerben. Allerdings beginnt der Kurs erst Ende Januar. Bis dahin ist noch etwas Zeit. Ich hoffe natürlich, dass ich reinkomme. Aber es gibt in ganz Deutschland nur 16 Plätze. Wir werden sehen, wie das ausgeht.

Ermin habe ich noch nicht gesehen, seit er zurück ist. Ich habe einmal mit ihm telefoniert. Auf die Meldung seiner Rückkehr gab es eigentlich nur positive Reaktionen. Ich bin gespannt, wie er jetzt hier auftritt. Ich habe ihn lange nicht gesehen. Die Verantwortlichen haben sich vor der Verpflichtung schon Gedanken darüber gemacht, dass eventuell auch ein gewisses Risiko vorhanden ist beziehungsweise, wie er uns weiterhelfen kann. Wir kennen Ermin alle. In Sachen Mentalität macht ihm niemand so schnell etwas vor. Wir schauen, wie wir an die Sache mit ihm herangehen. Fakt ist aber, dass wir ihn nicht verheizen wollen, weil wir im Laufe der Saison noch länger etwas von seiner Qualität bei uns sehen möchten.

Von Tobias Feuerhahn, Funke-Mediengruppe 

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