Inspektorinnen nehmen Geopark-Stationen unter der Lupe

Evaluierung des Geoparks: Die Begutachterinnen Kristin Rangnes (von links) und Elena Mateo schauen sich die Fossilienausstellung im Goslarer Museum an. Dr. Agnes-M. Daub (rechts) zeigt ihnen, wie die Sammlung vor den Umbauarbeiten ausgesehen hat. Fotos: Hartmann
Darf der „Unesco Global Geopark Harz“ seinen Titel behalten, oder erfüllt er die Standards nicht mehr und muss nachbessern? Zur turnusmäßigen Überprüfung sind in dieser Woche zwei Inspektorinnen in der Harzregion unterwegs und nehmen die Stätten kritisch unter die Lupe.
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Goslar. Zur Überprüfung der Geopark-Stationen kommen immer andere Gutachter aus fremden Ländern, wie Dr. Klaus George, Geschäftsstellenleiter beim Regionalverband Harz, erklärt. Beim vorigen Mal waren es zwei Besucher aus England und China. Nun begutachten Kristin Rangnes, die Leiterin des Gea Norvegica Geoparks in Norwegen, und Elena Mateo aus dem spanischen Geopark Lanzarote die Einrichtungen im Harz. Die Frage lautet: Erfüllt der "Unesco Global Geopark Harz" weiterhin die Standards?
Die beiden Inspektorinnen haben ein straffes Programm. 20 Geopark-Einrichtungen müssen sie in vier Tagen abarbeiten. Gestern standen unter anderem die Granetalsperre und die Eckertalsperre auf dem Programm, der Robinsonspielplatz in Clausthal-Zellerfeld und Schloss Herzberg. In der Kaiserstadt gab es zwei Stationen: Das Goslarer Museum mit der Fossilienausstellung „Auf den Spuren des Lebens“ und gleich nebenan das Zinnfigurenmuseum.
Die neu gestaltete Fossilienausstellung war die erste Station in Goslar. Empfangen wurden die Besucherinnen von Dr. Agnes-M. Daub, der Vorsitzenden des Naturwissenschaftlichen Vereins, und ihrem Stellvertreter Dr. Florenz Sasse. Sie wird seit den 1980er Jahren im Museum gezeigt und wurde nach umfangreichen Modernisierungsarbeiten zu Beginn des vergangenen Jahres neu eröffnet. Dass die alte, etwas betulich daherkommende Ausstellung komplett überarbeitet, besucherfreundlicher gestaltet und pädagogisch aufbereitet wurde, ist Hauptgrund, dass die Inspektorinnen das Ergebnis besichtigen wollten.
Einige Hausaufgaben hatten die Goslarer bei der Renovierung zu erledigen, wie Daub erzählt: „Es wird Wert darauf gelegt, dass die Beschilderung auch in Englisch verfasst ist. Außerdem ist wichtig, die Einbindung in die internationale Geopark-Landschaft darzustellen.“ Ein dritter wichtiger Punkt sei der Aspekt der Nachhaltigkeit. Ferner wird insgesamt die Qualität geprüft.
Für die Prüferinnen gab es viel zu entdecken. Schon als Daub eine alte Fotografie hochhielt und den Zustand der Ausstellung vor dem Umbau zeigte, fragte Kristin Rangnes aufgeregt: „Can I get the old picture?“ „It was very scientific“, meinte Daub. Was sich wohl am besten übersetzen lässt mit: „Die Ausstellung war vorher ziemlich dröge.“
Die englischen Texte unter den Ausstellungsstücken waren für die internationalen Gäste sehr hilfreich. Schon beim Eingang stutzte die Norwegerin angesichts des Wortes „Lebewesen“ und war zufrieden mit der Erklärung „Kind of creatures“, die daneben zu finden war. Ununterbrochen waren die Smartphones im Einsatz, mit denen die Gäste alles für ihren Bericht dokumentierten. Nur für den Bericht? Nein, die Geoparks lernen voneinander. Möglich, dass einige Goslarer Besonderheiten bald auch in Norwegen oder Spanien zu finden sind.
Sehr angetan zeigten sich die beiden von der letzten Schautafel, die einen Blick in die Zukunft versuchte und vor einem Massensterben der Tier- und Pflanzenarten und einem Verlust an Biodiversität warnte.

Samstag standen Besuche in Stolberg, Harzgerode und Buchholz auf dem Programm, am Sonntag eine Abschlussbesprechung in Quedlinburg. Wann das Ergebnis vorliegen wird, konnten die Inspektorinnen noch nicht sagen. Durch Corona habe sich einiges verzögert, sagte Rangnes. Sie würden versuchen, mit ihrem Bericht zum Ende des Jahres fertig zu werden. Und was, wenn der Geopark Harz durchfällt? „Wenn es Mängel gibt, bekommen wir die Auflage, es zu verbessern. Dann könnte sich der Turnus der Kontrollen von alle vier auf alle zwei Jahre verringern“, sagt Klaus George. Im schlimmsten Fall könne man den Status des Unesco-Geoparks verlieren, aber damit rechne er nicht.