Grand Prix der Schützen in Langelsheim

Die Umrüstung der Schießstände für Blinde und Sehbehinderte erfordert aufwendige technische Veränderungen an Gewehr und Ziel. In Langelsheim stehen zwölf dieser Anlagen zur Verfügung, das ist weltweit einzigartig. Foto: Hartmut Richter
Die Schützengesellschaft Langelsheim richtet drei Tage lang den 1. Internationalen Deutschlandcup für Blinde und Sehbehinderte aus. Athleten aus zehn Nationen kommen in den Harz, um dabei um Grand-Prix-Punkte zu kämpfen.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Sportschützen aus zehn Nationen treffen sich vom 9. bis 11. Mai in Langelsheim, um Grand-Prix-Punkte des Welt-Para-Sportverbandes zu erkämpfen. Die örtliche Schützengesellschaft richtet den 1. Internationalen Deutschlandcup (Ide-Cup) für Blinde und Sehbehinderte aus und lenkt damit erstmalig in einem großen Rahmen die Aufmerksamkeit auf ihre weltweit einzigartige Anlage.
Das Vorstandsmitglied der Schützengesellschaft Langelsheim, Hartmut Richter, hat sich tief in die Materie Blindenschießen eingearbeitet. Dabei geht es nicht allein um Regularien und Vorgaben des internationalen Verbandes, sondern auch um bauliche und technische Voraussetzungen. „Wir haben insgesamt rund 500.000 Euro in unser Schützenhaus investiert, um es behindertengerecht umzubauen“, sagt Richter, unter anderem mit Unterstützung der Aktion Mensch und weiterer Partner.
Schneller Umbau dank Harzer Erfindung
Auch eigene Innovationskraft ist in das Projekt eingeflossen. „Vor drei Jahren haben wir etwas Neues erfunden, das den Umbau von einer regulären auf eine Blindenschießanlage in zwei Sekunden statt in 15 Minuten ermöglicht“, erklärt Richter. Heute erfolgt die Abnahme durch den technischen Delegierten für den Ide-Cup. Dann werden auch die Medaillen gestestet, auf denen sich Gravurschilder in Braille-Schrift befinden. „Es steht nur eine Fläche von 37x37 Millimetern zur Verfügung. Da passen nur begrenzt viele Buchstaben hinein“, erklärt Richter. Deshalb müsse man schauen, ob diese ertastbar seien. Alternativ gäbe es normale Gravurschilder.

Logo
Im Ide-Cup sind am Donnerstag und Freitag 14 internationale, darunter vier deutsche, blinde und sehbehinderte Schützen am Start. Am Samstag für die Jedermannwettbewerbe haben acht weitere Sportler gemeldet. Geschossen wird nach Gehör am ersten Tag stehend und am zweiten liegend jeweils in zwei Durchgängen à 60 Schuss. Die besten Acht erreichen das Finale. Teilnehmernationen sind Neuseeland, Marokko, Tschechische Republik, Spanien, Kroatien, Slowenien, Schweiz, Österreich, Niederlande und Deutschland.
Kompetenzzentrum Blindenschießen
Weil die Starter aus Neuseeland, Spanien und Marokko ihre eigenen Gewehre nicht mitbringen, der Transport im Flugzeug wäre mit zu viel Bürokratie verbunden, werden diese von den Langelsheimern ausgestattet.
Der 1. Internationale Deutschlandcup in Langelsheim soll angesichts der hohen Investition kein Einzelfall bleiben. „Mit unserer weltweit einzigartigen Anlage wollen wir uns als Kompetenzzentrum Blindenschießen etablieren“, sagt Richter. Denkbar sei, dass internationale Verbände künftig für Trainingslager in den Harz kämen, auch in Kombination mit sehenden Schützen. Ebenso sei die Durchführung weiterer Wettkämpfe vorstellbar.
Die Veranstaltung in Langelsheim stellt den Auftakt der Grand-Prix-Saison im Kalender der World Shooting Para Sport (WSPS) dar, die weiteren folgen in Massa Martana (Italien), Novi Sad (Serbien), Arequipa (Peru) und Brno (Tschechien).