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Harz-Wissen

Der Wurmberg: Facettenreicher Berg mit viel Geschichte

Der Wurmberg in einem dünnen Schneekleid. Foto: GZ-Archiv

Der Wurmberg in einem dünnen Schneekleid. Foto: GZ-Archiv

Braunlage. Er ist der Berg zum Wandern, zum Feiern, zum Skifahren, zum Rodeln, zum Radfahren, zum in die Ferne blicken und für Archäologen auch zum Ausgraben: Wohl kaum eine Erhebung im Harz wird so vielfältig genutzt wie der Wurmberg. Der 971 Meter hohe Gipfel Niedersachsens sorgt denn auch erheblich für die Steigerung der Übernachtungszahlen in der Region, vor allem seit das Skigebiet vor wenigen Jahren erweitert und modernisiert worden ist, wie Touristik-Experten übereinstimmend mitteilen.

Dienstag, 24.03.2020, 14:11 Uhr

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Seit 1963 gibt es am Berg die Seilbahn, seit 2001 gibt es die heutigen Kabinen, die bis zu sechs Personen Platz bieten.

Seit 1963 gibt es am Berg die Seilbahn, seit 2001 gibt es die heutigen Kabinen, die bis zu sechs Personen Platz bieten.

Als einziger der zehn höchsten Berge des Harzes hat er einen Gipfel, der außerhalb des Nationalparks liegt. Deshalb kann die Erhebung vielfältig genutzt werden. Der Wurmberg verfügt über die längsten Skipisten, die meisten Lifte, die meisten Schneelanzen und -kanonen, die längste Seilbahn und wahrscheinlich auch die längste Rutsche des Harzes. Außerdem hat er seit einigen Monaten wieder einen Aussichtsturm, es gibt eine Wasserwelt, einen Streichelzoo, einen Kinderspielplatz und mehrere Gaststätten.

Besonders beliebt bei den Harzbesuchern ist die Seilbahn, die ihre Gäste in einer guten Viertelstunde von der Talstation in Braunlage auf den Berg transportiert. Viele Gäste wandern beispielsweise an den Bodefällen entlang, über Bärenbrücke und Bösem Hund sowie Ulmer Lienie auf die Erhebung, um dann mit der Bahn wieder hinunterzufahren. Das Unternehmen, das die Anlage betreibt, ist zudem ein wichtiger Arbeitgeber in der Stadt.

Bezirksarchäologe Dr. Michael Geschwinde hat vor 20 Jahren den Gipfel genau untersucht. Dabei ordnete er viele vermeintlich keltische Funde dem reitenden Förster Daubert zu. Er schloss aber nicht aus, dass es auch keltische Entdeckungen gebe.

Bezirksarchäologe Dr. Michael Geschwinde hat vor 20 Jahren den Gipfel genau untersucht. Dabei ordnete er viele vermeintlich keltische Funde dem reitenden Förster Daubert zu. Er schloss aber nicht aus, dass es auch keltische Entdeckungen gebe.

Interessant ist auch die Geschichte des Berges. Jahrzehntelang machte es die Runde, dass keltische Kultstätten auf dem Gipfel existieren. Vor allem die „Hexentreppe“ galt in dieser Beziehung als Attraktion. Bezirksarchäologe Dr. Michael Geschwinde, der den Berg zusammen mit Martin Oppermann vor etwa 20 Jahren genau unter die Lupe nahm, will zwar nicht komplett ausschließen, dass es diese Stätten gab, für die Mehrheit der Funde fand er aber andere Erklärungen. Die sind seit einiger Zeit auch auf speziellen Schautafeln zu lesen, die mithilfe des Harzklub-Zweigvereins Braunlage auf dem Berg aufgestellt worden sind.

Unterhalb eines Steines der Hexentreppe fanden die Archäologen einen englischen Knopf aus der Zeit um 1800. Das ist einer der Gründe, warum Geschwinde davon ausgeht, dass der reitende Förster Daubert diese Treppe errichtet hatte. Dieser Förster hat im 19. Jahrhundert auf dem Wurmberg ein Haus besessen und soll auch legendäre Feiern veranstaltet haben.

Die große Wallanlage sei ebenfalls vom Förster angelegt worden, vermutet Geschwinde. In dem runden sogenannten Hexenaltar identifizierte der Archäologe die Fundamente einer alten Signalanlage von 1850. Die Reste der Hütte Dauberts seien 1890 für den Bau des trigonometrischen Messturms genutzt, der später als Aussichtsturm genutzt worden sei, aber nach dem Ersten Weltkrieg aus Sicherheitsgründen abgerissen wurde. Nicht klären konnten Geschwinde und Oppermann allerdings Funde in der Nähe der Terrasse der Wurmberggaststätte. „Ich will keineswegs ausschließen, dass sie beispielsweise keltisch sind. Wir können nicht alles bestimmen“, sagte Geschwinde seinerzeit nach seinen Ausgrabungen. Er hält den Wurmberg denn auch für archäologisch äußerst interessant.

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